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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Tonaufnahmen von Banküberfällen gemacht hatte. Häufig führten diese sogar zu besseren Ergeb ni ssen als die Analyse der Videoaufnahmen, da sich Stimmen – sogar wenn man sie zu verstellen versuchte – nur zu einem gewissen Grad tarnen ließen. Bjørn Holm hatte sich aber eine Abfuhr geholt, eine schlechte Aufnahme von einer Sekunde Dauer, auf der nur undefinierbare Laute, Räuspern und möglicherweise Lachen zu hören waren, war für die Ermittlung eines Stimmen profils wertlos.
    »Mist«, sagte Bellman und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Mit einem solchen Profil hätte man wenigstens einen Ansatzpunkt gehabt, um eventuell den ein oder anderen möglichen Verdächtigen ausschließen zu können.«
    »Welche möglichen Verdächtigen?«, murmelte Ærdal.
    »Das Signal, das an der Basisstation ankam, zeigt uns, dass der Anruf im näheren Umkreis von Ustaoset getätigt wurde«, sagte Holm. »Kurz darauf verschwindet das Signal, das Netz der Telefongesellschaft ist nur im Zentrum von Ustaoset ausreichend stabil. Aber genau dieses Detail, dass das Signal verschwindet, stützt den Verdacht, dass der Kavalier im Besitz dieses Telefons ist.«
    »Warum?«
    »Auch wenn ein Telefon nicht benutzt wird, fängt die Basisstation der Telefongesellschaft alle zwei Stunden Signale auf. Dass diese nicht empfangen worden sind, beweist, dass das Telefon vor und nach dem Anruf außerhalb des Netzes, also vermutlich in der Einöde oben im Gebirge rund um Ustaoset, war. Vielleicht wurde es zum Zeugen von Lawinen und Folteraktionen.«
    Niemand lachte. Harry bemerkte, dass von der Euphorie nicht mehr viel übrig war. Er ging zurück zu seinem Stuhl.
    »Es gibt eine Möglichkeit, diesen Ansatzpunkt, von dem Bellman gesprochen hat, zu finden«, sagte er leise und in der Gewissheit, nicht mehr um Aufmerksamkeit kämpfen zu müssen. »Gehen wir zurück zu dem Einbruch in Leikes Haus. Nehmen wir an, es war der Täter, der bei ihm eingebrochen ist, um von dort aus Elias Skog anzurufen. Das alles geschah nur wenige Tage vor Leikes Festnahme. Und nehmen wir ferner an, dass unsere weißgekleideten Kriminaltechniker so gut gearbeitet haben, wie es aussah, als ich dort hinkam und überraschend … auf Holm traf.« Bjørn Holm legte den Kopf zur Seite und warf Harry einen Spar-dir-deinen-Humor-Blick zu. »Sollten wir dann nicht Fingerabdrücke aus dem Holmenveien haben, die möglicherweise zu unserem … Kavalier gehören?«
    Plötzlich schien wieder die Sonne in den Raum. Blicke wurden ausgetauscht. Beinahe beschämt. So einfach. So einleuchtend. Und sie waren nicht darauf gekommen …
    »Das war eine lange Besprechung mit reichlich neuem Input«, sagte Bellman. »Das Denken scheint uns allen etwas schwerzufallen, aber was meinen Sie, Holm?«
    Bjørn Holm schlug sich mit der Hand gegen die Stirn: »Klar haben wir Fingerabdrücke. Wir haben das Haus untersucht, weil wir Leike für den Täter hielten und sein Haus ein möglicher Tatort sein konnte. Wir haben gehofft, Fingerabdrücke der Opfer zu finden.«
    »Gibt es viele Abdrücke, die nicht identifiziert werden konnten?«, fragte Bellman.
    »Das ist eben das Problem«, sagte Bjørn Holm, er hatte noch immer ein Lachen im Gesicht. »Leike hat zwei polnische Putzfrauen, die einmal pro Woche zu ihm kommen. Sie waren sechs Tage zuvor da und haben gründliche Arbeit geleistet, so dass wir nur Abdrücke von Leike, Lene Galtung, den Polinnen und von einem Unbekannten haben, bei dem es sich allerdings nicht um eines der Opfer handelt. Wir haben aufgehört, nach einer Übereinstimmung zu suchen, als Leike uns sein Alibi aufgetischt hat und wieder entlassen werden musste. Ich erinnere mich im Moment nicht mehr, wo wir den unbekannten Abdruck gefunden haben.«
    »Ich aber!«, sagte Beate Lønn. »Ich habe den Bericht mit Skizze und Fotografien erhalten. Die Abdrücke der Hand von Mister X waren auf der Tischplatte des pompösen und ziemlich hässlichen Schreibtisches. So.« Sie stand auf und stützte sich auf ihre linke Hand. »Wenn ich mich nicht irre, steht da auch Leikes Telefon.« Mit ihrer rechten Hand machte sie das internationale Telefonzeichen mit dem Daumen am Ohr und dem kleinen Finger vor dem Mund.
    »Meine Damen und Herren«, sagte Bellman lächelnd und breitete die Arme aus. »Ich glaube, jetzt haben wir wirklich eine heiße Spur. Suchen Sie weiter nach einer Übereinstimmung, Holm. Aber versprechen Sie mir, dass der Fingerabdruck nicht von dem Mann einer Putzfrau stammt, der die

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