Leopard
günstige Gelegenheit nutzt, um gratis in Polen anzurufen, okay?«
Auf dem Weg nach draußen schob sich der Pelikan neben Harry. Sie warf ihre frischgeflochtenen Rastazöpfe in den Nacken: »Sie sind vielleicht doch besser, als ich gedacht habe, Harry. Aber wenn Sie Ihre Theorien vortragen, könnten Sie ruhig mal sagen, ich glaube dies oder das.« Sie grinste und stieß ihn spielerisch mit der Hüfte an.
Harry mochte das Lächeln, die Hüfte dagegen weniger … Das Telefon vibrierte in seiner Tasche. Er holte es hervor. Nicht das Krankenhaus.
»Er nennt sich Nashville«, sagte Katrine Bratt.
»Wie die Stadt in Amerika?«
»Genau. Er war auf den Websites aller großen Zeitungen und
hat jedes Wort gelesen, das über die Morde geschrieben worden ist. Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass das absolut alles ist, was ich habe. Nashville ist nämlich ein Computer, der erst seit ein paar Monaten im Netz aktiv ist und sich ausschließlich für Dinge interessiert hat, die mit den Morden in Verbindung stehen. Man könnte fast meinen, Nashville habe damit gerechnet, untersucht zu werden.«
»Hört sich wie unser Mann an«, sagte Harry.
»Gut«, erwiderte Katrine. »Dann solltest du jetzt nach einem Mann mit Cowboyhut suchen.«
»Was?«
»Nashville. Das Mekka der Countrymusic.«
Pause.
»Hallo? Harry?«
»Ich bin noch hier. Ja klar. Danke, Katrine.«
»Küsschen?«
»Wohin du willst.«
»Dann lieber nicht.«
Sie legten auf.
Harry hatte ein Büro mit Aussicht über Bryn bekommen und betrachtete die unschönen Details der Gegend, als jemand an den Türrahmen klopfte.
Es war Beate Lønn.
»Na, wie ist es, mit dem Feind ins Bett zu gehen?«
Harry zuckte mit den Schultern: »Der Feind ist der Kavalier.«
»Gut. Wollte nur sagen, dass wir den Fingerabdruck vom Schreibtisch durch den Computer gejagt haben. Wir haben ihn nicht in der Datei.«
»Das habe ich auch nicht erwartet.«
»Wie geht es deinem Vater?«
»Tage.«
»Das tut mir leid.«
»Danke.«
Sie sahen einander an. Und plötzlich wusste er, dass er dieses Gesicht auf der Beerdigung sehen würde. Ein kleines, blasses Gesicht, das er schon auf anderen Beerdigungen gesehen hatte, verweint, mit großen, tragischen Augen. Ein Gesicht, das wie geschaffen war für Beerdigungen.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
»Dass ich nur einen Mörder kenne, der auf diese Art getötet hat«, sagte Harry und wandte sich wieder der Aussicht zu.
»Er erinnert dich an den Schneemann, nicht wahr?«
Harry nickte langsam.
Sie seufzte. »Ich habe versprochen, nichts zu sagen, aber Rakel hat angerufen.«
Harry starrte auf die Hochhäuser drüben in Helsfyr.
»Sie hat nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass es dir gutgeht. War das richtig von mir, Harry?«
Harry holte tief Luft. »Klar.«
Beate blieb noch eine Weile in der Tür stehen. Dann ging sie.
Wie geht es ihr? Und Oleg? Wo sind sie? Was tun sie, wenn es Abend wird? Wer passt auf sie auf, wer hält Wache? Harry stützte sein Kinn auf die Handballen und hielt sich mit den Fingern die Ohren zu.
Es gab nur einen, der wusste, wie der Kavalier dachte.
Es wurde Nachmittag, ohne dass etwas geschehen war. Der Kapitän, der redselige Hotelportier, rief an und berichtete, jemand habe sich nach der Zimmernummer von Iska Peller, der Australierin aus der Aftenposten, erkundigt. Harry vermutete dahinter die Presse, aber der Kapitän wehrte ab und entgegnete, noch der übelste Klatschreporter besäße Anstand genug, sich mit Namen und Auftraggeber zu melden. Harry bedankte sich bei ihm und hätte ihn um ein Haar gebeten, sich wieder zu melden, falls ihm noch etwas auffiele. Glücklicherweise erinnerte er sich rechtzeitig daran, welche Folgen eine solche Einladung haben konnte. Bellman rief an, kündigte eine Pressekonferenz an und lud Harry dazu ein, daran teilzunehmen …
Zu Bellmans hörbarer Erleichterung lehnte Harry ab.
Er trommelte auf die Tischplatte. Nahm den Hörer ab, um Kaja anzurufen, legte aber gleich wieder auf.
Dann griff er noch einmal zum Telefon und rief einige Hotels im Zentrum an. Niemand konnte sich daran erinnern, dass sich jemand telefonisch nach Iska Peller erkundigt hatte.
Harry sah auf die Uhr. Er hatte Lust auf einen Drink, hatte Lust, in Bellmans Büro zu gehen und ihn geradeheraus zu fragen, wo zum Teufel das Opium versteckt war. Mit erhobener Faust, um zu sehen, wie Bellman den Hals einzog …
Der Einzige, der es
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