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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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diesen Harry Hole.«
    Kaja wurde innerlich kalt. Wie in aller Welt konnte dieser Mann darüber Bescheid wissen? Hatte Mikael doch über sie gesprochen?
    »Sie waren nicht mit in der Håvasshütte«, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
    »War ich das nicht?« Schnorchellaute. »Hatte wohl frei. Überstunden. Jussi war ja da.«
    »Ja«, sagte sie, »das war er.«
    Eine Windböe fuhr in den Wald, und sie drehte den Kopf zur Seite, als ein Ast ihr durchs Gesicht kratzte. War er ihr gefolgt, oder war er schon hier gewesen, als sie kam?
    Als sie ihn danach fragen wollte, war er weg. Sie leuchtete zwischen die Bäume, aber er war verschwunden.
     
    Es war zwei Uhr nachts, als sie auf der Straße parkte, durch das Gartentor ging und auf das gelbe Haus zulief. Sie drückte den Knopf über dem bemalten Tonschild, auf dem in Schreibschrift »Fam. Hole« stand.
    Nach dem dritten Klingeln hörte sie ein leises Räuspern und drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Harry seinen Dienstrevolver unter den Gürtel steckte. Er musste lautlos um das Haus herumgeschlichen sein.
    »Was soll das?«, fragte sie entsetzt.
    »Besondere Vorsichtsmaßnahmen. Du hättest anrufen sollen und sagen, dass du kommst.«
    »Hätte … hätte ich nicht kommen sollen?«
    Harry ging an ihr vorbei die Treppe hoch und schloss die Tür auf. Sie ging hinter ihm ins Haus, umarmte ihn von hinten, drückte sich an seinen Rücken und schob mit der Hacke die Tür zu. Er machte sich frei, drehte sich um und wollte etwas sagen, aber sie erstickte seine Worte mit einem Kuss. Einem gierigen Kuss, der eine Antwort einforderte. Sie schob ihre kalten Hände unter sein Hemd, erkannte an der glühend warmen Haut, dass er schon im Bett gewesen war, zog den Revolver unter dem Gürtel weg und legte ihn mit einem lauten Knall auf den Flurtisch.
    »Ich will dich«, flüsterte sie, biss ihm ins Ohr und schob ihre Hand in seine Hose. Sein Glied war warm und weich.
    »Kaja …«
    »Kriege ich dich?«
    Sie glaubte ein winziges Zögern zu spüren, einen gewissen Widerstand. Sie legte die andere Hand um seinen Nacken und blickte ihm in die Augen: »Bitte …«
    Er lächelte. Dann entspannten sich seine Muskeln. Und er küsste sie. Vorsichtig. Vorsichtiger, als ihr lieb war. Sie stöhnte frustriert und öffnete die Knöpfe seiner Hose. Legte die Finger fest um sein Glied, ohne ihre Hand zu bewegen, und spürte, wie es wuchs.
    »Zum Teufel mit dir«, stöhnte er und hob sie hoch. Trug sie die Treppe nach oben. Trat die Tür des Schlafzimmers auf und legte sie aufs Bett. Auf die Seite seiner Mutter. Sie beugte den Kopf nach hinten, schloss die Augen und ließ sich schnell und effektiv ausziehen. Fühlte die Wärme, die von seiner Haut ausstrahlte, bevor er sich auf sie legte und ihre Beine auseinanderdrückte. Ja, dachte sie. Zum Teufel mit mir.
     
    Sie lag mit der Wange und ihrem Ohr auf seiner Brust und lauschte seinem Herzschlag.
    »Was hast du eigentlich gedacht?«, fragte sie flüsternd. »Als du dalagst und wusstest, dass du sterben würdest.«
    »Dass ich leben wollte«, sagte Harry.
    »Nur das?«
    »Nur das.«
    »Nicht, dass du … die, die du liebst, noch einmal sehen willst?«
    »Nein.«
    »Bei mir war das so. Das war ganz merkwürdig. Ich hatte solche Angst, dass es mich innerlich zerriss. Doch dann wurde aus dieser Angst eine Art Frieden. Ich bin einfach eingeschlafen. Und dann kamst du. Und hast mich geweckt. Gerettet.«
    Harry reichte ihr seine Zigarette, und sie nahm einen Zug davon. Sie kicherte.
    »Du bist ein Held, Harry. Einer von denen, die Medaillen verliehen bekommen. Hätte man von dir nicht erwartet, oder?«
    Harry schüttelte den Kopf. »Glaub mir, ich habe bloß an mich selbst gedacht. Ich habe keinen Gedanken an dich verschwendet, bis ich am Kamin war.«
    »Na ja, aber auch im Kamin hattest du nicht genug Luft. Dir war klar, dass wir die Luft doppelt so schnell aufbrauchen, wenn du mich da rausholst.«
    »Was soll ich sagen, ich bin halt spendabel.«
    Sie schlug ihm lachend auf die Brust. »Ein Held!«
    Harry nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. »Vielleicht hat der Wille zu überleben auch nur mein Gewissen ausgetrickst.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der, den ich zuerst gefunden hab, war so stark, dass er beinahe meinen Skistock festgehalten hätte. Mir war sofort klar, dass das Kolkka ist und dass er noch am Leben war. Ich wusste, dass es um Minuten und Sekunden ging, aber statt ihn auszugraben, habe ich weiter im Schnee herumgestochert, bis

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