Leopardenblut (German Edition)
sie versucht, sich etwas auszudenken, außer einer simplen „Bombe“ war ihr aber nichts eingefallen.
Wenn ihr bis morgen nichts Besseres einfiel, würde sie eben etwas in der Richtung einsetzen müssen – Brenna hatte genug gelitten. Zumindest hatten weder Enrique noch Nikita versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Sie nahm an, dass sie durch ihre eigene Suche nach dem Mörder zu sehr in Anspruch genommen waren.
Lucas war den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Sie vermutete, dass er für den Fall vorsorgte, dass sie die Wölfin nicht rechtzeitig fanden. Jetzt stand er am Fenster und starrte ins Dunkel. Seine Haut glühte golden im sanften Schein der Lampen.
„Welches Material hast du gestohlen?“, fragte er und warf ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu. Tagsüber hatte er zwar kaum mit ihr gesprochen, aber jede Gelegenheit für eine Berührung genutzt.
Sie hatte sich auf einem Sofa zusammengerollt und sah ihn so wachsam an wie eine Gazelle einen Löwen. Lucas war kein Mensch und kein Medialer. Er war ein Raubtier und hatte entschieden, dass sie zu ihm gehörte. Sie würde alles aufbieten müssen, was ihr zur Verfügung stand, um von ihm wegzukommen, bevor sie Lucas auch noch mit sich in den Untergang riss.
Selbst wenn Lucas ihr die Ausführung des Plans nicht gestatten würde, würden die Söldner des Rats sie trotzdem im Medialnet verfolgen, sobald ihre Schutzschilde fielen. Die Schilde zeigten schon die ersten feinen Risse. Doch selbst wenn sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht würde retten können, musste sie für Lucas’ Rettung sorgen. Sie würde ihn nicht zu einem Leben ohne Partnerin verdammen, auch wenn sie sich noch so sehr danach sehnte, zu ihm zu gehören. „Das Material enthält die Geschichte meiner Familie.“
Jemand kam aus der Küche ins Wohnzimmer. Nates großer Körper tauchte hinter Tamsyns schlanker Gestalt auf. „Stören wir?“
„Keineswegs“, sagte Sascha schnell, denn sie war froh über ihre Gegenwart. Sie brauchte einen Puffer zwischen Lucas’ Wünschen und ihrem brennenden Verlangen, ihnen nachzugeben. „Ich habe Lucas gerade erzählt, dass ich Informationen über meine Familie im Medialnet gefunden habe.“
Lucas verließ seinen Posten am Fenster und kam hinüber zum Sofa. Seine Augen verfolgten jede Bewegung von Nate und Sascha spürte, wie er auf fast gefährliche Weise von ihr Besitz ergriff. Als Lucas einmal draußen unterwegs gewesen war, hatte Tamsyn ihr erzählt, dass Leoparden in diesem Stadium des Paarungstanzes sehr labil waren und jeden angriffen, der ihnen bedrohlich erschien.
Sie bat Sascha, mit Lucas nicht über seine Ansprüche zu streiten, denn in dieser Zeit durfte man sich einem Alphatier einfach nicht in den Weg stellen. Sascha wusste genau, warum Tamsyn ihr zur Vorsicht riet, doch sie konnte dem Rat unmöglich folgen, denn dann würde der von ihr geliebte Mann sein ganzes weiteres Leben in Einsamkeit verbringen. Aber sie ließ es zu, dass er sich zu ihr aufs Sofa setzte, ihre Füße auf seine Oberschenkel legte und ihre Waden massierte.
„Warum war es nötig, sich die Informationen heimlich anzueignen?“ Nate runzelte die Stirn und setzte sich so weit weg von Sascha wie nur möglich. Tamsyn setzte sich auf seinen Schoß und schlang die Arme um seinen Hals.
„Unsere Familienpapiere wurden irgendwann bei einem Brand zerstört.“ Sascha hatte das immer bedauert, da sie so vieles nicht wusste. „Die Akten im Medialnet sollten eine Absicherung sein, aber man erzählte uns, sie wären aus unerfindlichen Gründen unbrauchbar geworden.“
Lucas’ Hand griff fest in ihre Wade, damit sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandte. „War es tatsächlich so?“
„Nein.“ Sie sah ihn an. „Dort lagerten Daten, die viele Jahrhunderte zurückreichen.“ Ein großes Archiv war denjenigen vorenthalten worden, die es am meisten betraf. Was verbarg der Rat noch vor seinem Volk? Wozu hatten sie noch den Zugang verboten?
„Was hast du herausgefunden?“, fragte Tamsyn und kuschelte sich in Nates Schoß. Die katzenhafte, sinnliche Bewegung versetzte Sascha in Erstaunen. Die praktische Art der Heilerin hatte sie fast vergessen lassen, dass auch diese eine Leopardin war.
„Ich habe nichts Ungewöhnliches entdeckt, bis ich auf meine Urgroßmutter Ai stieß.“ Unbewusst war sie so nah an Lucas herangerutscht, dass sie fast in seinem Schoß saß. Er hatte einen Arm auf die Rückenlehne des Sofas gelegt und streichelte mit der anderen Hand weiter ihr
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