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Leopardenblut (German Edition)

Leopardenblut (German Edition)

Titel: Leopardenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Bein. „Ihre Akte trug ein rotes Fähnchen.“
    „Ist das eine Art Markierungssystem?“ Nate rieb Tamsyns Nacken, die sich völlig entspannt an ihn gelehnt hatte.
    Sascha war beeindruckt von dem offensichtlichen Vertrauen zwischen den beiden. Keine Mediale würde sich je so ungeschützt den Händen eines größeren Mannes ausliefern. Aber Tamsyn hatte nicht gezögert. Und Sascha auch nicht, als sie Lucas erlaubt hatte, sie auf seine Art zu lieben. Diese Männer mochten vielleicht zu der Art negativer Gefühle fähig sein, wegen derer Saschas Rasse die eigenen Kinder zu Krüppeln gemacht hatte, aber sie kümmerten sich auch mit einer Fürsorge um die Ihren, wie Mediale es nie erleben würden.
    „Ich weiß von keinem System.“ Sie wandte ihren Blick wieder Lucas zu, der sie ansah, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Vermutlich machen Henry und Shoshanna Scott das auf eigene Rechnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mutter ihnen erlauben würde, in unserer Familiengeschichte herumzuwühlen.“
    Vor dem Fenster bewegte sich ein Ast und warf Schatten an die Wand. Sascha merkte, dass sie nun auf Lucas’ Schoß saß. Er hielt sie mit einem Arm fest und strich immer noch gleichmäßig mit der anderen Hand an der Außenseite ihres Schenkels entlang. Ihr Verlangen nach ihm hätte sie mit Angst erfüllen müssen, denn es war so tief, dass selbst die mächtige geistige Abwehr, mit der sie die Distanz zwischen ihnen lange aufrechterhalten hatte, einfach verschwunden war. Nun wollte sie ihn nur noch an ihrer Haut spüren, bis die Glut der Leidenschaft sie erfasste.
    „Kätzchen.“ In dem heiseren Murmeln lag keine Spur mehr von seinem besitzergreifenden Gehabe. Als hätte ihre langsame Kapitulation ihn besänftigt. „Was bedeutet das rote Fähnchen?“
    „Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es hat irgendetwas mit den Fähigkeiten der Medialen zu tun.“ Sie lehnte ihren Kopf an ihn und enthüllte, was sie am meisten erschreckt hatte: „Nachdem ich dieses Fähnchen entdeckt hatte, bin ich noch einmal zu den jüngeren Akten zurückgegangen und habe noch ein zweites Fähnchen gefunden.“
    Niemand sagte ein Wort.
    „Es steckte an meiner Akte.“ Vor ihrem inneren Auge erschien Enrique, wie er sie verfolgt hatte. Irgendwer wusste oder vermutete, dass sie einen Defekt hatte. Und derjenige wartete jetzt auf einen Fehltritt von ihr. Es war ziemlich wahrscheinlich, dass Enrique ein doppeltes Spiel trieb und sowohl Nikita als auch Henry für seine Zwecke benutzte.
    „Hast du irgendeine Vermutung, warum sie dich und Ai herausgepickt haben?“, fragte Lucas mit scharfer Stimme.
    Sascha öffnete seinen obersten Hemdknopf und schob ihre Hand über sein wütendes Herz. Fast sofort spürte sie, wie er seine Aggressionen wieder unter Kontrolle bekam. Es erstaunte sie nicht mehr, dass sie ihren Geliebten besänftigen konnte – es war einfach ein Teil des Zaubers zwischen ihnen. „Damals wurden andere Begriffe verwendet. Ai wurde als E-Mediale bezeichnet. Heute gibt es diese Bezeichnung nicht mehr.“
    Tamsyn runzelte die Stirn. „Gab es noch weitere Informationen?“
    „Ai wurde 1973 geboren. 1979 trat Silentium in Kraft, da war sie etwa sechs Jahre alt. Alle, die jünger als sieben waren, wurden automatisch in das Programm aufgenommen.“ Sie konnte sich vorstellen, wie sich das kleine Mädchen gefühlt haben musste, als man ihr beibrachte, alles zu vergessen, was sie bislang geschätzt hatte.
    „Wie viele haben sie dabei verloren?“, fragte Tamsyn sanft, denn sie hatte als Heilerin die Schwierigkeiten sofort erkannt.
    „Das weiß ich nicht. Die genauen Zahlen hält man unter Verschluss, aber es ist allgemein bekannt, dass es verheerend gewesen sein muss. Nur wenige der Übergangskinder haben überlebt.“
    Lucas’ Finger strichen durch ihre Haare, die er während des Gesprächs gelöst hatte. „Aber Ai hat es überstanden.“
    „Ja. In ihrer Akte stand, dass ihre Mutter Mika eine der schärfsten Gegnerinnen des Programms gewesen ist. Zuerst dachte ich, das sei der Grund für das rote Fähnchen, aber es standen noch andere eigenartige Dinge darin. Bei ihrer Geburt hatte man Ai als E-Mediale mit einer acht Komma drei auf der Skala eingestuft und nach dem Programm erreichte sie nur noch sechs Komma zwei als gewöhnliche Mediale.“ Man hatte mehr als nur die Seele von Ai zerstört.
    Sascha vergoss innerlich bittere Tränen um die beiden Frauen, die sie nie kennengelernt hatte. Wie musste sich Mika gefühlt

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