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Leopardenblut (German Edition)

Leopardenblut (German Edition)

Titel: Leopardenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Mercys Worten schnürte sich Saschas Kehle zu. „Ich möchte Sie beide um einen Gefallen bitten.“
    Vaughn hob eine Augenbraue. Er hatte sie am Leben gelassen, aber Sascha wusste, dass sein abschließendes Urteil über sie noch ausstand.
    „Wenn wir den Plan ausführen und ich gefangen genommen und nicht hingerichtet, sondern ins Zentrum gebracht werde“, sagte sie, „dann möchte ich, dass Sie mich töten. Ich werde nicht selbst dazu in der Lage sein, denn sie werden meinen Verstand blockieren.“ Eine geistige Zwangsjacke, die sie vollends in den Wahnsinn treiben würde.
    „Dieses Recht steht allein Lucas zu“, sagte Mercy mit stahlharter Stimme. Offensichtlich war sie trotz ihrer Schönheit in erster Linie Soldatin und erst in zweiter eine Frau.
    „Ich möchte nicht, dass er es tut.“ Nicht mehr, seitdem sie wusste, was es ihn kosten würde. „Er sollte nicht dabei sein müssen, wenn jemand stirbt, den er liebt.“ Vaughns Augen sagten ihr, dass er Lucas’ Vergangenheit kannte. „Selbst wenn Sie nichts für mich empfinden, sollten Sie es für ihn tun. Er verdient es, nicht mitanzusehen, wie ich den Verstand verliere.“
    Vaughn stand auf und sie dachte schon, er werde ihre Bitte ablehnen. Doch er verließ nicht den Raum, sondern stellte sich hinter ihren Stuhl. Er legte die Hand auf die Lehne und beugte sich herunter, bis seine Lippen ihren Nacken berührten. Sie erstarrte, als sie die geballte männliche Kraft in ihm spürte. Mit einer einzigen Handbewegung hätte er ihr den Hals brechen können.

19
    „Du hast Körperprivilegien“, raunte er an ihrer Halsschlagader und biss sehr sanft zu. „Du gehörst zum Rudel.“
    Damit hatte sie nicht gerechnet.
    Mercy legte die Hand auf Saschas geballte Faust. „Wir lassen niemanden aus dem Rudel sterben, wir kämpfen mit Zähnen und Klauen um ihn.“
    Sascha stiegen Tränen in die Augen. „Ihr versteht das nicht.“
    Vaughn strich mit den Lippen über ihren Nacken und biss sanft in ihr Ohr, bevor er sich wieder aufrichtete. „Wir wissen, dass du das Medialnet für allmächtig hältst. Das hat man dir so beigebracht.“ Er lehnte sich neben sie an den Tisch. „Aber die Regeln haben sich geändert.“
    „Welche Regeln?“, sagte sie niedergeschlagen, weil die beiden die Wahrheit nicht sehen wollten. „Die Medialen sind immer noch genauso mächtig, genauso tödlich.“
    „Aber so etwas wie dich haben sie noch nie gesehen“, sagte Mercy.
    Sascha sah ihr ins Gesicht. „Ich bin nur eine gebrochene Mediale.“
    „Wirklich?“ Vaughn strich mit dem Handrücken über ihre Wange. Wieder war sie so überrascht, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Sie hatte gesehen, wie sich die Leoparden berührten, doch ihr war nie der Gedanke gekommen, auch sie selbst könnte das Ziel solcher beiläufigen Liebkosungen sein. Erst recht nicht, wenn sie von einem tödlichen Wächter kamen. „Bist du nicht eher etwas vollkommen anderes?“
    Sascha lag schon eine Antwort auf der Zunge, als ihr die geheimen Familienakten einfielen, die sie zwar abgespeichert, sich aber bis jetzt noch nicht angesehen hatte. „Ich muss darüber nachdenken“, murmelte sie und zog sich bereits in ihren Verstand zurück.
    Keiner der Wächter sagte etwas. Sie sorgten einfach nur für ihre Sicherheit, während sie die Seiten im Kopf durchblätterte. Irgendwann kam Tamsyn in die Küche, um Plätzchen zu backen. In einem Winkel ihres Verstandes spürte Sascha, wie traurig Tamsyn darüber war, dass sie Julian und Roman hatte fortschicken müssen. Lucas hatte Sascha gestern Nacht die Wahrheit erzählt; er traute ihr mehr, als sie sich selbst traute. Tamsyn konnte und wollte nicht mit ihren Kindern gehen. Sie war die Heilerin und wurde gebraucht, wenn es zu einem Blutvergießen kam.
    Ohne nachzudenken, griff Sascha nach Tamsyns Traurigkeit und nahm sie zu sich. Wie immer fielen die Gefühle der anderen wie Steine in ihr Herz, aber sie konnte damit umgehen. Etwas in ihr konnte negative Gefühle neutralisieren.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte, als ein Kuss im Nacken sie aus ihrem tranceartigen Zustand riss. Nur ein Mann konnte sie so völlig aus der Bahn werfen. Sie blinzelte. Lucas stand mit grimmiger Miene hinter ihr. Er zog sie auf die Füße.
    „Was hast du gemacht?“ An seinen Augen sah sie, wie es in ihm brodelte.
    „Ich habe mir Material angesehen, das ich bei meinem heimlichen Ausflug im Medialnet gefunden habe.“ Warum war er bloß wütend?
    Die Jägermale

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