Leopardenblut (German Edition)
Verteidigungsfähigkeit seiner Leute.
„Tamsyn“, sagte Lucas und ging hinüber, um Sascha an seine Seite zu ziehen. „Du solltest wieder gehen.“ Er gab Tamsyn selten Befehle, ging viel zu locker mit ihr um. Und er wusste auch, warum er das tat.
Nicht etwa weil sie eine Heilerin war wie seine Mutter, was viele für den Grund hielten. Nein. Er ließ ihr so viele Freiheiten, weil er sie an dem Tag gesehen hatte, als sie versucht hatte, seinen Vater zu retten. Sie hatte sich dabei fast selbst umgebracht und alles aus ihrem schlanken, siebzehnjährigen Körper herausgepresst, was sie besaß. Und als sie dann Lucas fanden, hatte Tamsyn ihrer erschöpften Seele voller Verzweiflung noch die letzten Reserven abgerungen.
Dennoch konnte er sich jetzt nicht auf einen Kampf mit ihr einlassen, er durfte keine Schwäche zeigen. Wenn sie ihm widersprach, würde er grob werden müssen, obwohl er es nicht wollte. Zu seiner Bestürzung war Sascha diejenige, die Einwände erhob. „Sie muss aber hierbleiben.“
Die SnowDancer-Wölfe hoben erstaunt die Augenbrauen, aber man sah auch heimlichen Respekt in ihrem Blick. Für die Partnerinnen der Alphatiere galten andere Regeln. Niemand wollte eine schwache Frau an der Seite seines Rudelführers sehen.
„Warum sollte sie?“ Hawke stand mit dem Rücken zum Kamin und sah sie an.
Lucas stellte sich mit seinem Körper schützend vor Sascha und Tamsyn. „Das geht dich nichts an, Wolf. Du wolltest Sascha kennenlernen. Hier ist sie.“
Sascha drängte ihn so weit zur Seite, bis sie den Wolf sehen konnte. Mehr würde er nicht zulassen.
„Ich weiß, dass Sie mir nicht trauen“, sagte sie. „Ich weiß sogar, dass Sie die Medialen abgrundtief hassen.“
Hawkes Mund wurde ein Strich, in seinen Augen glänzte Gletschereis.
„Aber Sie müssen mir auch gar nicht trauen, Sie müssen nur Lucas trauen.“
Hawke schnaubte. „Er ist Ihr Mann. Da ist er ja wohl kaum unbefangen.“
Lucas befürchtete, dass Sascha ihre Verbindung in Zweifel ziehen würde, und es stand nicht in seiner Macht, sie davon abzuhalten.
Ihre Hand legte sich auf seinen Bauch. Der Panther wollte schnurren. „Glauben Sie wirklich, er hätte sich mit jemandem verbunden, der sein Rudel in Gefahr bringt?“
„Na bitte, Wolf.“ Wie Feuer loderte die Erleichterung über Saschas Billigung in Lucas auf. „Also, wie sehr vertraust du mir?“
„Und woher weißt du, dass sie dein Hirn nicht genau wie deinen Schwanz in der Hand hat?“ Das war eine absichtlich grobe Frage.
„Die Medialen können höchstens für kurze Zeit in unsere Köpfe eindringen, das weißt du genauso gut wie ich.“ Lucas verfolgte jede Bewegung von Hawke, überließ Indigo und Riley aber den Wächtern. Er spürte, dass die größere Gefahr von Riley ausging, denn ebenso wie Dorian hatte ihm der Mörder die Schwester genommen. „Sie hätte nicht nur mein Hirn, sondern auch das der Wächter manipulieren müssen.“
„Mediale gehen niemals allein vor.“ Hawke blinzelte nicht.
Saschas Hand drückte fester gegen Lucas’ Bauch. „Mediale haben auch keine Gefühle.“ Sie reckte sich hoch und küsste Lucas auf den festen Wangenknochen. „Und dennoch empfinde ich so viel, dass es mich beinahe zerreißt.“
Dagegen gab es nichts mehr zu sagen. Sie war sinnlich, weiblich und ihr körperliches Verlangen nach Lucas schwang durch den Raum wie der Lockruf einer Sirene. Die unverheirateten Männer konnten das ebenso wenig ignorieren, wie sie mit dem Atmen aufhören konnten.
Jede Faser in Lucas sehnte sich danach, sie zu nehmen, in diesem Augenblick allen zu zeigen, dass sie ihm gehörte. Er kämpfte dagegen an, aber das steigerte sein Verlangen nur noch, bis er schließlich das Fell des Panthers schon unter der Haut spürte.
„Dann sind Ihre Augen nichts wert.“ Hawke verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie sind schwächer als unsere Gegner.“
„Für dich sind Gefühle Schwäche?“ Tamsyn versuchte erfolglos, an Dorian vorbeizukommen. Nate starrte sie an und wollte sie dadurch offensichtlich zum Schweigen bringen, aber die Heilerin ließ sich nichts befehlen. „Gefühle machen uns stark.“
„Sie gehört nicht zu uns“, sagte Hawke. „Sie ist nur stark, weil sie nichts fühlt. Wenn sie es doch tut, ist sie eine Fehlproduktion. Wir können Brennas Leben nicht einer Medialen anvertrauen, die jeden Augenblick zusammenbrechen kann.“
Lucas spürte, wie die Krallen des Panthers ausfuhren. „Sei ja vorsichtig mit dem, was du über
Weitere Kostenlose Bücher