Leopardenblut (German Edition)
meine Frau sagst, Hawke. Ich möchte dich nur ungern töten.“ Die Drohung hing in der Luft.
Saschas Arme schlangen sich um seine Mitte. „Er hat recht, Lucas. Wenn ich schwach wäre, könnte ich euch nicht helfen.“
„Du bist nicht schwach.“ Er hielt ihre Hände fest und genoss die öffentliche Zurschaustellung ihrer Zusammengehörigkeit. Diese Mediale gehörte zu ihm und er würde sie niemals wieder loslassen. Niemals.
„Nein“, sagte sie, „das bin ich nicht. Ich bin eine kardinale E-Mediale.“
Hawke war so fassungslos, dass er die Überraschung in seinen Augen nicht verbergen konnte.
„Was weißt du darüber, Wolf?“ Lucas fragte sich, was Sascha erfahren haben mochte, dass sie diese Aussage mit einer solchen Sicherheit machte, aber er würde sie nicht vor den SnowDancer-Wölfen um eine Erklärung bitten.
„Ich will ihr Gesicht sehen“, verlangte der Wolf.
Lucas spürte, wie seine Muskeln sich anspannten. Saschas Hand strich beruhigend über seinen Körper, als sie sich zurückzog. „Lass mich, Lucas. Das ist jetzt mein Kampf.“
Der Schmerz in ihrer Stimme drang zu ihm durch und erreichte den Mann hinter dem besitzergreifenden Tier. Er ließ sie gerade so weit nach vorne, dass er sie mit einer einzigen Bewegung wieder hinter sich ziehen konnte. „Wenn du oder deine Offiziere auch nur einmal falsch zwinkern, schlitze ich euch auf.“ Dies war keine Drohung, sondern die Feststellung einer Tatsache.
Hawke nickte. „Schon gut.“ Mit Paaren trieb man keine Spielchen.
„Was wollen Sie sehen?“ Sascha legte den Kopf leicht schräg und schaute den Wolf an. Er war noch wilder als Dorian, sein Tier war kaum von seiner menschlichen Seite getrennt.
„Ich will, dass Sie mir beweisen, was Sie sind.“
„Sind Sie sicher?“, fragte sie sanft.
Hawkes Züge waren wie aus Stein gemeißelt. „Ja.“
Sascha holte tief Luft und schloss die Augen. Mit ausgebreiteten Sinnen spürte sie die volle Wucht von Lucas’ dominanter Persönlichkeit. Er war reine Kraft, ein offenes Herz. Aber tief in ihm saß noch der stechende Schmerz, den der kleine Junge einst erlitten hatte, und der nun seinen Ausdruck in dem drängenden Bedürfnis fand, seine Lieben zu beschützen. Sie spürte auch, dass er sie behalten wollte, aber das konnte sie niemals zulassen. Er hatte schon ohne Eltern aufwachsen müssen, sie würde ihn nicht noch zu einem Leben ohne eine Partnerin verdammen.
Hinter ihrem Panther spürte sie den dumpfen Zorn von Dorian, der so verwundet war, dass sie Jahre brauchen würde, um seine Qualen zu lindern. Doch so viel Zeit blieb ihr nicht. Tamsyn war Freundlichkeit und Freude, fürsorgliche Kraft. Die Soldaten beider Parteien hatten ebenfalls ihre eigene unverwechselbare Witterung. Aber sie suchte nach Hawke und fand ihn schließlich.
Die Gefühle des Wolfes versetzten Saschas Herz in kalte Angst. Noch nie hatte sie so einen reinen, unverfälschten Zorn gespürt. Dunkel und grausam lag er wie eine Narbe auf seiner Seele. Hawke funktionierte und herrschte, aber dieser Mann würde niemals lieben können, solange der rote Schleier aus Blut und Tod ihn blendete.
Sascha wusste nicht, ob er fühlte, was sie tat, wusste nicht, ob ihm das als Beweis genügte. Aber sie konnte ihn nicht gehen lassen, ohne den Versuch zu unternehmen, die Wunden seiner Seele zu heilen. Wie bei Dorian würde das nicht über Nacht geschehen, aber vielleicht konnte sie ihm wenigstens etwas Erleichterung verschaffen.
Sie legte ihre energetischen Arme um ihn und zog den Zorn und die Grausamkeit heraus. Gab ihm Freude, Heiterkeit und Vergnügen zurück. Überraschenderweise reagierte er ebenso wie Lucas. Er zuckte zusammen und versuchte sie hinauszudrängen. Obwohl er kein Medialer war, sagte er eindeutig Nein.
Sie zog sich sofort zurück.
Als sie die Augen öffnete, starrte er sie an wie einen Geist. „Ich habe geglaubt, es gäbe keine Empathen mehr.“ Er klang halb wie ein Wolf.
Empathen.
Das war das richtige Wort. Dieses Wort hatte man systematisch aus dem Wörterbuch der Medialen gestrichen.
„Das dachte ich auch“, flüsterte sie und lehnte sich gegen Lucas. Er legte die Arme um sie und sie hätte schwören können, dass sie das Fell auf der Haut spürte.
„Wissen Sie, wie Sie Ihre Kräfte im Kampf benutzen können?“ Hawkes Augen ruhten auf dem Hautkontakt zwischen ihr und Lucas.
„Es wird nicht leicht sein“, sagte sie, denn sie hatte schon oben im Zimmer darüber nachgedacht. „Aber ich werde lange genug
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