Leopardenblut (German Edition)
müssen, um die zusätzliche Million zu erhalten.“
Es lag etwas eindeutig Selbstgefälliges in seinem leichten Lächeln. „Keine Sorge, Schätzchen.“
Im Wagen fiel ihr ein, dass sie noch nie von einem Geschäft gehört hatte, bei dem Mediale und Gestaltwandler sich den Gewinn geteilt hatten. Das beunruhigte sie nicht weiter, denn ihr Instinkt sagte ihr, dass sie damit gut fahren würden. Schade eigentlich, dass die Erwähnung von Instinkten zur Folge hätte, dass man ihr Gehirn mithilfe von Psychopharmaka zerstören würde.
Lucas war höchst unzufrieden. Bislang hatte sich Sascha nicht nur geweigert, irgendetwas Nützliches zu enthüllen, sondern sie schien stattdessen sogar Dinge über die Gestaltwandler aufzuschnappen, die kein Medialer mitbekommen durfte. Aber viel schlimmer war, dass er den Drang unterdrücken musste, ihr noch mehr beizubringen, anstatt sie weiter auszufragen.
„Was halten Sie hiervon?“ Er zeigte auf eine andere Zeile im Vertragsentwurf. Sie saßen in seinem Büro im obersten Stockwerk des Gebäudes. Er hatte ihr ein Zimmer gleich nebenan gegeben. Ein perfektes Arrangement. Wenn sie reden würde.
Sie sah sich das Blatt an und schob es über die dunkle Holzplatte wieder zurück. „Von mir aus, wenn Sie statt ‚auf‘ ‚für‘ schreiben.“
Er dachte darüber nach. „In Ordnung. Darüber wird es keinen Streit mit den Wölfen geben.“
„Aber es wird Streit geben?“
„Nicht wenn es ein fairer Vertrag ist.“ Er überlegte, ob Mediale überhaupt wussten, was Integrität bedeutete. „Die Wölfe vertrauen mir und ich werde ihnen keine Lügen auftischen. Und solange Sie nicht irgendwelche krummen Touren versuchen, werden die Wölfe Wort halten.“
„Man kann einem Gestaltwandler trauen?“
„Vielleicht sogar mehr als einem Medialen.“ Er spürte, wie sein Kiefer sich anspannte, wenn er daran dachte, wie selbstherrlich die Medialen behaupteten, weder wütend noch gewalttätig zu sein, auch wenn es klar auf der Hand lag, dass sie es sehr wohl waren.
„Sie haben recht. Ein wenig Hinterlist gilt in meiner Welt als effektive Verhandlungsstrategie.“
Er war mehr als überrascht über ihre Zustimmung. „Nur ein wenig?“
„Vielleicht treiben es einige zu weit.“
Sie saß vollkommen unbeweglich da. Er wäre gern zu ihr hinübergegangen und hätte sie gestreichelt. Vielleicht konnte eine Berührung mehr bewirken als alle Worte. „Wer bestraft diejenigen, die es zu weit treiben?“
„Der Rat.“ Das war eindeutig.
„Und wenn er sich irrt?“
Ihre schönen, unergründlichen Augen blinzelten nicht einmal. „Sie wissen über alles Bescheid, was im Medialnet geschieht. Wie könnten sie sich irren?“
Also war doch nicht jeder in alle Geheimnisse des Medialnets eingeweiht. „Aber wenn niemand sonst Zugang zu allen Informationen hat, wie kann man den Rat dann zur Rechenschaft ziehen?“
„Und wer zieht Sie zur Rechenschaft?“, fragte sie anstelle einer Antwort. „Wer bestraft den Rudelführer?“
Auch jetzt wäre er gern auf der anderen Seite des Tisches gewesen, um durch eine Berührung herauszufinden, ob sie ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen wollte oder nur logisch argumentierte. „Wenn ich die Gesetze des Rudels breche, werden mich die Wächter zur Rechenschaft ziehen. Wer klopft Ihrem Rat auf die Finger?“
Er glaubte schon, dass sie darauf nicht antworten würde. Aber dann entgegnete sie: „Der Rat steht über den Gesetzen.“
Lucas fragte sich, ob sie wusste, was sie da gerade zugegeben hatte. Und noch spannender fand er die Frage, ob es sie überhaupt kümmerte . Das war wirklich ein verrückter Gedanke, denn die Medialen waren einzig daran interessiert, so kalt und steril wie möglich zu leben. Trotzdem sagte ihm sein Instinkt, dass Sascha anders war.
Er musste die Wahrheit über sie herausfinden, bevor er irgendetwas tat, was er später bereuen würde. Und vielleicht kam er am besten hinter ihre undurchdringliche Schale, wenn er sie aus der Sicherheit der ihr bekannten Welt riss und ins Feuer warf. „Was halten Sie von einer Mittagspause?“
„Wir können uns in einer Stunde wieder hier treffen“, meinte sie.
„Das war eine Einladung, Schätzchen.“ Das Kosewort war ein Köder. Beim letzten Mal war sie darauf angesprungen und er wollte wissen, ob ihr noch einmal ein Schnitzer unterlaufen würde. „Oder haben Sie schon ein Rendezvous?“
„Wir haben keine Rendezvous. Und ich nehme die Einladung an.“ Keine offensichtliche Reaktion, aber
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