Leopardenblut (German Edition)
TK -Medialer über so außergewöhnliche telekinetische Kräfte verfügte, dass er sie ohne zu zwinkern zerschmettern konnte. Vielleicht auch weil er sie immer ansah, als ob er in ihren Kopf hineinschauen könnte. Sie wollte nicht, dass jemand in die Grenzen ihres Verstandes vordrang.
„Du hast mein vollstes Vertrauen, schließlich bist du Nikitas Tochter.“ Er kam hinter dem Schreibtisch hervor und musterte sie von oben bis unten. „Obwohl die Gene eine unerwartete Richtung eingeschlagen haben.“
„Sie hat keinen genetischen Defekt“, stellte Nikita fest. „Ich habe die Gene des Vaters mit großer Sorgfalt ausgesucht und eine Kardinalmediale geschaffen.“
Vergebens versuchte Sascha die Untertöne in diesem Gespräch wahrzunehmen. Mediale konnten Geheimnisse gut bewahren und hier hatte sie es mit zwei Meistern dieser Kunst zu tun.
„Selbstverständlich.“ Enrique lächelte das kalte Lächeln der Medialen. „Ich muss noch eine Vorlesung vorbereiten und sollte mich besser verabschieden. Ich freue mich schon darauf, in Zukunft mehr von dir zu hören, Sascha.“
„Sehr wohl, Sir.“ Sie sprach wie ein Roboter und wandte sich erst wieder an ihre Mutter, nachdem Enrique hinausgegangen war und sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte. „Es sieht Ratsherr Enrique gar nicht ähnlich, dich hier aufzusuchen.“
„Er wollte ungestört mit mir reden.“ Nikitas Ton signalisierte ihr, dass damit das Thema für sie beendet war.
„Ich muss wissen, worüber, wenn ich mehr Verantwortung übernehmen soll.“
„Das musst du nicht.“ Ihre Mutter stützte die Hände auf den Tisch. „Erzähl mir von dem Gestaltwandler.“
Mit Druck kam sie hier nicht weiter, das wusste Sascha. Die Frau ihr gegenüber gehörte der verschlossensten und verschwiegensten Vereinigung der Welt an, dem Rat der Medialen.
Sie sind der Rat. Sie stehen über allem.
Erst ein Gestaltwandler hatte sie die Wahrheit erkennen lassen. Der Rat unterstand nur seinen eigenen Gesetzen. Wenn sie sprachen, erzitterte das Medialnet. Und wenn sie jemanden zu einer Rehabilitationsmaßnahme verurteilten, gab es keine Berufung.
Sascha sah in die kalten braunen Augen ihrer Mutter und zweifelte nicht mehr daran, dass Nikita ihre Machtposition niemals aufgeben würde, eher würde sie ihre eigene Tochter ins Zentrum einweisen lassen.
Wer Gefühle hatte, war der Feind. Und Feinde verdienten keine Gnade.
„Mister Hunter ist ziemlich intelligent“, sagte Sascha und wunderte sich über die Untertreibung. Lucas war einer der klügsten und nüchternsten Verhandlungspartner, denen sie je begegnet war. „Alle Einheiten sind bereits verkauft.“
„Also kriegt er seine zehn Millionen.“
„Wir werden trotzdem einen ordentlichen Profit machen. Es herrscht eine ziemliche Wohnungsnot.“
„Meinst du, wir sollten weiter mit ihnen Geschäfte machen?“
„Ich würde erst mal abwarten. Wir wissen noch nicht, wie sich die Zusammenarbeit auf längere Sicht entwickelt.“ Allerdings wusste sie, dass sie sich selbst belog, wenn sie noch länger mit Lucas und seinen Leuten zusammenarbeitete. Heute hatte sie nur ihre Stiefel wechseln müssen. Morgen musste sie vielleicht ihre ganze Persönlichkeit verändern. Es war unmöglich, mit den vor Leben sprühenden Leoparden zusammen zu sein und sich nicht danach zu sehnen, ebenso zu leben.
Und außerdem war da Lucas.
Er war der erste Mann, der ihre Hormone völlig außer Rand und Band brachte. Ihr jahrzehntelanges Training entpuppte sich als völlig nutzlos in seiner Gegenwart. Und das Schlimmste daran war, dass es sie nicht scherte.
„In Ordnung“, sagte Nikita. „Schauen wir, ob sie die Versprechungen einhalten werden.“
„Da bin ich ziemlich sicher. Mister Hunter scheint kein Mann zu sein, der eine Sache nicht zu Ende bringt.“
„Während du weg warst, habe ich etwas sehr Interessantes über deine neuen Partner herausgefunden.“ Nikitas schlanke Finger bewegten sich über den Computerbildschirm, um die Daten aufzurufen. „Es scheint so, als reiche die Übereinkunft zwischen den DarkRiver-Leoparden und den SnowDancer-Wölfen viel weiter, als allgemein bekannt ist. Die Wölfe sind an vielen Projekten der Leoparden mit zwanzig Prozent beteiligt.“
Das war für Sascha nicht weiter überraschend. Trotz seines lässigen Charmes hatte Lucas Hunter genügend eiserne Willenskraft, um selbst die Skrupellosesten zu überzeugen. „Beruht das auf Gegenseitigkeit?“
„Ja. Die Leoparden haben ebenfalls an einer
Weitere Kostenlose Bücher