Leopardenblut (German Edition)
Der Panther in ihm fühlte sich zu ihr hingezogen und er wollte nicht von etwas Grausamen angezogen werden. „Über Sascha kommen wir an sie ran.“
Clay, der bislang schweigend auf dem Fenstersims gesessen hatte, meldete sich zu Wort: „Können wir sie brechen?“
Lucas wusste, worauf der Wächter anspielte. Kein Gestaltwandler wollte es noch auf die nette Tour versuchen – nicht nachdem acht Gestaltwandlerfrauen auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet worden waren.
„Wir foltern keine Frauen.“ Seine Stimme war wie ein Peitschenschlag.
„Ich rede von Sex.“ Der fünfunddreißigjährige dunkelhäutige Wächter war neben Nate und Vaughn der dritte aus dem Rudel, der die Einzelheiten der blutdurchtränkten Nacht kannte, in der Lucas vom Jugendlichen zum Alphatier geworden war, noch bevor er offiziell diesen Namen trug. „Frauen fühlen sich von dir angezogen. Kannst du das gegen sie verwenden?“
Dorian lachte. „Du kennst die Medialen nicht, Clay. Sie sind ebenso anfällig für Sex wie ich für die Reize einer Wölfin.“
Lucas gefiel die Vorstellung. Der Gedanke, Sascha zu verführen, war wirklich unwiderstehlich. Sein Körper reagierte so stark auf ihren, dass er sich in einem fort zusammennehmen musste, um sie nicht zu berühren. Der Panther wollte zupacken und in ihrer Weiblichkeit wohlig versinken, während der Mann ihren Panzer zertrümmern wollte, um die Frau dahinter zu entdecken. Er war nur vorsichtig, weil er fürchtete, sie könnte im Innersten so verdorben wie ihre Mutter sein, die mit kaltem Verstand gemordet hatte.
„Wir werden es langsam angehen. Gebt euch keine Blöße“, sagte er zu den Wächtern. „Sie sollen glauben, wir wären nur Tiere.“
Dumm von den Medialen, dass sie die Zähne der Tiere vergessen hatte n … und ihre Krallen.
Nachdem die Wächter gegangen waren, wurde Lucas zum Panther und jagte durch die Nacht. Bald bemerkte er, dass einer der Wächter ihm folgte. Sie sollten ihn schützen, waren aber keine Bodyguards – kein Leopard brauchte einen Babysitter. Clay hätte leicht seine Witterung verbergen können, aber er wollte offenbar die Erlaubnis, ihn zu begleiten.
Lucas schlich sich in einem großen Kreis zurück, um dem Wächter aufzulauern, aber dieser sprang außer Reichweite, kurz bevor sich Lucas von dem Ast herunterfallen ließ, auf dem er saß. Sie begrüßten sich mit heiserem Knurren und liefen los. Das Gefühl, so durch die Nacht zu laufen, war nicht mit Gold aufzuwiegen, wenn die Nachtluft wispernd durch sein Fell strich, er wie ein Schatten mit der Dunkelheit verschmolz und Clay an seiner Seite nur noch verschwommen schwarz-orange aufblitzte.
Die Alphatiere jagten mit ihren Wächtern, um ihre Loyalität zu stärken. Das war bei Clay nicht nötig. Genau wie Vaughn und Nate war er mit Lucas seit jener Nacht eng verbunden, in der sie gemeinsam die Männer eines herumstreunenden Leopardenrudels gestellt und in Stücke gerissen hatten. Die Gerechtigkeit der Gestaltwandler. Auge um Auge. Durch diesen Racheakt konnten die Seelen seiner Eltern Frieden finden.
Jetzt jagte er mit den Wächtern, weil sie schnell, hart und gefährlich genug waren, um ihn an seine Grenzen zu bringen. Kein Alphatier konnte es sich leisten, in seinen Fähigkeiten nachzulassen. Obwohl sie zivilisierter als ihre wilden Brüder waren, wurde ein Alphatier nur so lange akzeptiert, wie es stark genug war, um das Rudel zu führen. Das hatte allerdings nicht nur mit körperlicher Stärke zu tun.
Die Medialen hielten die Gestaltwandler für dumm, weil sie die Weisheit der Älteren dem frischen Blut der Jungen opferten. Aber sie hatten ja keine Ahnung. Die Wächter zogen sich von der vordersten Front zurück, wenn sie älter wurden, denn sie mussten unverwundbar sein. Nate sah sich schon nach einem Ersatz um. Nach seinem Rücktritt würde er einer von Lucas’ Beratern werden und weiterhin denselben Rang einnehmen.
Wenn Lucas sich den Respekt der neuen Wächter auch im Alter weiter erhielt, würden sie seine körperliche Präsenz im Rudel ersetzen – sie würden Gerechtigkeit üben und die Disziplin wahren. In solchen Zeiten zogen Außenstehende oft den Schluss, der stärkste Wächter sei das neue Alphatier geworden. Die Gestaltwandler hatten bisher keinen Grund gesehen, sie über die wahren Verhältnisse aufzuklären.
Aber diese Dinge lagen in ferner Zukunft. In diesem Moment musste er der Tödlichste von allen sein, wild und clever. Denn die SnowDancer-Wölfe beobachteten ihn
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