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Leopardenblut (German Edition)

Leopardenblut (German Edition)

Titel: Leopardenblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Jahrhunderten keine Demokratie mehr.“ Er dachte an seinen medialen Schatten und fragte sich, ob sie Zugang zu den innersten Strukturen des Medialnets hatte und ob auch sie einen Mörder schützte. Irgendwie passte das nicht zu seinem Eindruck von dieser Frau, die einen kleinen Leoparden an ihrem Stiefel knabbern ließ. Nichts an Sascha Duncan passte in das übliche Bild der Medialen, und das machte sie einzigartig. Eine einzigartige Mediale war ein Widerspruch in sich.
    „Ich kriege keine weiteren Informationen über dieses scheißkollektive Gehirn“, murmelte Dorian, der auf dem Boden saß. „Nicht mal die Süchtigen wollen darüber reden, und die würden sogar ihre Mutter für den nächsten Schuss verkaufen, obwohl sie Mediale sind.“
    Das stimmte. Die Medialen hatten das größte Drogenproblem auf diesem Planeten. Aber solange sie seine eigenen Leute nicht abhängig machten, war Lucas egal, wie viele von ihnen sich umbrachten.
    „Ich habe mich nach der Mutter deiner Medialen erkundigt.“ Vaughn ging durch den Raum und lehnte sich an die Wand neben der Tür, die dicke bernsteinfarbene Mähne hatte er im Nacken zusammengebunden. Man sah ihm das Raubtier an. Aber kaum einer hätte vermutet, dass er keinen Leoparden, sondern einen Jaguar in sich hatte.
    Vor zwanzig Jahren hatte das DarkRiver-Rudel den knapp Zehnjährigen adoptiert. Er war Lucas’ bester Freund und sehr wahrscheinlich der einzige Mann, der das Rudel zusammenhalten konnte, wenn Lucas getötet würde, trotz der Tatsache, dass er für die Leoparden nicht den Geruch eines Alphatiers hatte.
    Die Gestaltwandlerjaguare waren näher an ihren tierischen Wurzeln geblieben, sie streiften allein herum und brauchten keine Rangordnung. Aber Vaughn war bei Leoparden aufgewachsen und Lucas sah in ihm ein anderes Alphatier, das ihm aus freien Stücken die Treue hielt. Er war auch einer der drei Wächter, die in jener Nacht dabei gewesen waren, als Lucas’ Rache den Mond mit einem blutroten Schleier überzogen hatte. Der Jaguar war damals siebzehn gewesen.
    „Ich möchte Nikita Duncan nicht im Dunkeln begegnen.“ Vaughns Blick sagte, dass er es ernst meinte.
    Lucas hob eine Augenbraue. „Was hast du herausgefunden?“
    „Sie sitzt schon länger als ein Jahrzehnt im Rat, weil selbst die Kardinalmedialen fürchterliche Angst vor ihr haben. Die Frau hat wirklich mächtige telepathische Fähigkeiten.“ Vaughn kreuzte die Arme vor der Brust, sodass man deutlich die Tätowierung auf seinem Oberarm sah. Die kleinere Ausgabe der Male auf Lucas’ Gesicht sollte deutlich machen, wem seine Loyalität galt. Alle Wächter waren dem Beispiel des Jaguars gefolgt, obwohl Lucas sie nicht darum gebeten hatte. Lucas hatte einen jagenden Leoparden auf seinem Oberarm, der seine Verpflichtung dem Rudel gegenüber symbolisierte.
    „Das ist nicht ungewöhnlich genug, um Leuten Angst zu machen“, stellte Dorian fest. Nichts an ihm verriet, dass er nicht voll entwickelt war, und die Leute hatten gelernt, ihn nicht damit aufzuziehen, denn einen Biss von Dorian überlebte man nicht.
    „Nein“, stimmte Vaughn zu. „Aber ihre Fähigkeiten haben eine kleine Besonderheit. Sie kann Gehirne mit einem Virus infizieren.“
    „Sag das noch mal.“ Mercy setzte sich auf dem großen, flachen Kissen auf, das Lucas als Sofa diente, und strich ihr hüftlanges Haar zurück. „Ein Virus?“
    „Offensichtlich ist es so etwas wie ein Computervirus, der aber das Gehirn befällt. Auf den Straßen geht das Gerücht um, dass Nikita sich ihren Platz im Rat verschafft hat, indem sie sich ihre Konkurrenten unauffällig vom Hals geschafft hat.“ Unter dem trügerisch schleppenden Tonfall war Vaughns Stimme hart wie Stahl.
    „Um die Zeit ihrer Ernennung herum erlitten mehrere Kardinalmediale Nervenzusammenbrüche oder starben eines mysteriösen Todes. Es gab aber keine Spuren, die zu ihr führten, und man ist allgemein der Meinung, ihr Ansehen bei den anderen Ratsmitgliedern sei dadurch nur gestiegen. Mord ist ein anerkanntes Mittel bei den Medialen.“
    Lucas strich im Zimmer umher. „Wir haben immer angenommen, dass der ganze Rat beteiligt ist, aber selbst wenn wir uns irren und einige nichts davon wissen, ist es nach Vaughns Informationen doch sehr unwahrscheinlich, dass Nikita zu ihnen gehört.“
    Und wenn Nikita Bescheid wusste, war es fast unmöglich, dass Sascha, ihre kardinalmediale Erbin, keine Ahnung davon hatte. Für Lucas war es schwierig, eine Beteiligung von Sascha zu akzeptieren.

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