Leopardenblut (German Edition)
Mutter ihr nun sagen würde, sie müsse diese täglichen Treffen einhalte n …
Enrique hat seine Befugnisse überschritten. Nikitas Gedanken klangen eisig. Ich habe ihm nur die Erlaubnis gegeben, sich Informationen zu beschaffen, nicht dir einen Terminplan aufzudrücken.
Vor Erleichterung verwandelten sich Saschas Beine fast in Gummi. Ich denke es wäre besser, Mutter, wenn ich die einschlägigen Informationen an dich weiterleite und du sie dan n … an Enrique weitergibst. Sascha hatte die Pause bewusst eingelegt. Nikita hatte gerne die mächtigere Position. Du bist der Haushaltsvorstand. Dir sollte ich auf jeden Fall zuerst berichten.
Nikita schwieg einen Augenblick lang. Daran habe ich auch schon gedacht. Unglücklicherweise ist Enrique so mächtig, dass man sich nicht ohne Weiteres über ihn hinwegsetzen kann. Und er möchte mit dir sprechen.
Vielleicht, sagte Sascha, verzweifelt nach einem Ausweg suchend, kannst du ja durchblicken lassen, dass mich mein erstes unabhängiges Projekt schon genug fordert und mich seine mächtige Gegenwart nur zusätzlich belasten würde.
Jetzt denkst du wie eine Duncan. Nikita war offensichtlich erfreut. Er kann mir keine Vorwürfe machen, wenn ich mein Geschäft schütze.
Ihr Geschäft, dachte Sascha, nicht ihre Tochter. Da sie ihr ganzes Leben unter Medialen verbracht hatte, war sie die Herzlosigkeit ihrer Rasse gewohnt, dennoch fühlte sie den Stachel der Verletzung. Dann kann ich mich also wieder auf das Bauvorhaben konzentrieren und ich werde dich auf dem Laufenden halten?
Ja .
Dann war Nikita fort. Sascha gestattete sich einen Seufzer der Erleichterung und stützte den Kopf in beide Hände. Irgendetwas stimmte nicht. Sie war doch nicht paranoid. Warum kümmerte sich Enrique urplötzlich um eine fehlgeschlagene Kardinalmediale, die die meisten anderen ignorierten? Noch mehr beunruhigte sie, wie sehr Nikita mit dem anderen Ratsmitglied zusammenarbeitete.
Ihre Eingeweide verkrampften sich. Sie fühlte sich als Spielball in einem Spiel, dessen Regeln sie nicht kannte. Und am schlimmsten war, dass sie nicht wusste, welche Folgen eine Niederlage haben würd e … oder wie sie diese verhindern konnte.
Als sie bemerkte, dass sie einfach ins Leere starrte, stand sie auf und erkannte erst in diesem Augenblick, wie lächerlich die Situation war. Sie hatte eben mit zwei Ratsmitgliedern gesprochen, während sie auf einem Toilettendeckel gesessen hatte. Sie musste ein Kichern unterdrücken, als sie den Deckel wieder hochklappte und die Tür öffnete.
Sie sah in den Spiegel über dem Waschbecken und zu ihrem Erstaunen verriet nichts ihren leichten hysterischen Anfall. Ihre körperliche Fassade hielt stand, auch wenn die geistige Stück für Stück zerbrach. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie eine halbe Stunde auf der Toilette verbracht hatte. Die Gestaltwandler würden viele Fragen haben und sie sollte sich besser jetzt schon ein paar Antworten zurechtlegen.
Vor dem Hinausgehen überprüfte sie noch einmal, ob ihr Aussehen makellos war: Kein Haar hatte sich aus ihrem festen Zopf gelöst, die Aufschläge ihres grauen Hosenanzugs saßen vollkommen gerade und ihr Gesicht war so ruhig, dass sie fast selbst davon überzeugt war, gar keine Magenkrämpfe zu haben.
Niemand war auf dem Flur, aber alle Köpfe wandten sich augenblicklich ihr zu, als sie das Arbeitszimmer von Clay Bennett und seinem Team betrat. Ein grünes Augenpaar folgte jeder ihrer Bewegungen. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie warten ließ“, sagte sie, bevor ein anderer etwas sagen konnte. „Ich wurde zu einer Konferenz gerufen.“
Lucas tippte sich mit der Fingerspitze an die Stirn. „Diese Art von Konferenz?“, fragte er und seine Mundwinkel verzogen sich.
Sie hätte ihn gern ebenfalls geärgert. „Ja.“
„Merkwürdiger Ort dafür“, witzelte Kit. Der Junge hatte wohl während ihrer Abwesenheit den Raum betreten. Dass sie ihn erst jetzt bemerkte, war ein Zeichen dafür, wie abgelenkt sie war.
Sie konnte sich nicht zurückhalten: „Inwiefern?“
Kit hörte sofort auf, die Papiere auf Clays Schreibtisch durchzublättern und starrte sie an. Unter ihrem ruhigen Blick wurde er rot und sah so jung und hinreißend aus, wie die beiden jungen Leoparden, die sie berührt hatte. „Hm, na j a … waren Sie nich t … Ich muss das hier nach oben bringen.“ Er raffte ein paar herumliegende Blätter zusammen und rannte beinahe aus dem Raum.
„Sie sollten mehr Gnade bei ihm walten lassen. Er ist
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