Leopardenblut (German Edition)
gerade erst erwachsen geworden.“ Lucas’ Lachen klang ausgesprochen heiter.
Sie kämpfte gegen das Zucken ihrer Lippen an. „Ich habe nur eine Frage gestellt.“
Er kniff die Augen zusammen. „Sicher.“
„Wann sind Ihre Kinder volljährig?“, fragte sie, damit er nicht weiter über ihre spontane Reaktion auf Kits Bemerkung nachdachte.
Eine eigenartige Spannung schien sich im Raum auszubreiten.
„Was krieg ich dafür, Schätzchen?“ Die Jägermale bildeten einen schönen Kontrast zu seinem ansonsten regungslosen Gesicht.
„Wir werden mit zwanzig volljährig.“ Offiziell war die Konditionierung mit achtzehn abgeschlossen, doch die meisten Medialen waren schon im Alter von sechzehn Jahren vollständig konditioniert. Zwei Jahre wurden eingeräumt, damit sich eventuelle Defekte zeigen konnten.
„Es gibt einen Unterschied zwischen offizieller Volljährigkeit und dem wirklichen Erwachsensein.“
„Meinen Sie, zwanzig sei nicht alt genug?“
„Unsere Jugendlichen müssen ihre Reife erst beweisen, bevor man ihnen den Erwachsenenstatus zugesteht.“ Lucas war überzeugt davon, dass Sascha Kit hatte aufziehen wollen. Ihr Gesichtsausdruck verriet zwar nichts, aber Lucas war kein Medialer und nahm seine Intuition daher ernst.
Von Anfang an hatte er den Verdacht gehabt, dass diese Mediale anders war, vollkommen anders sogar. So anders, dass sie gefährlich wa r … Es sei denn, ihre Leute hätten diese Andersartigkeit noch nicht bemerkt. Das war nicht völlig unmöglich, denn in manchen Angelegenheiten hatten die Medialen Scheuklappen vor den Augen und der Glaube an ihre Überlegenheit machte sie blind.
Lucas’ Bauchgefühl sagte ihm, dass Sascha der Schlüssel war. Wenn er hinter ihr Geheimnis kam, konnte er vielleicht auch die Mauern um die unmenschlichste aller Rassen einreißen.
„Harte Bräuche“, sagte sie.
„Wir leben in einer harten Welt.“ Besonders seit die Medialen an der Macht waren. Ohne das Herz der Gestaltwandler und den menschlichen Geist wäre die Welt eine Hölle.
Nachdem Sascha sie verlassen hatte, rief Lucas Clay in sein Büro. „Was hältst du von ihr?“
„Sie ist schlau. Ihren Augen entgeht nichts.“
„Das gehört zu ihren Fähigkeiten als Kardinalmediale.“
Zu Lucas’ Überraschung schüttelte Clay den Kopf. „Manche sind so sehr von ihrem Hirn bestimmt, dass sie nichts Körperliches wahrnehmen.“
„Du hast Kontakt zu ihnen gehabt.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. Clays Vergangenheit lag im Dunkeln, aber Lucas vertraute dem Leoparden. Er würde ihm alles erzählen, was er wissen musste.
„Mit einigen“, bestätigte Clay. „Ich bin kein Fachmann, aber ich bin sicher, dass irgendetwas an Sascha nicht ins Schema passt.“
Diese Bestätigung bestärkte Lucas nur noch mehr in seinem Vorhaben, Saschas Geheimnis auf den Grund zu gehen. „Was haben die Nachforschungen ergeben?“
„Es ist genauso, wie es scheint: Sie ist eine Kardinalmediale, die noch nicht ins Machtzentrum gewählt wurde.“ Clay rieb sich das Kinn. „Allein das macht sie zu etwas Besonderem. Jeder andere Kardinalmediale arbeitet in irgendeiner Weise für den Rat.“
Lucas wippte auf den Absätzen nach hinten und dachte nach. „Das heißt, es ist entweder alles Fassade oder sie ist ein Spio n … “
„… oder irgendetwas stimmt nicht mit ihr“, beendete Clay den Satz, indem er aussprach, was Lucas nicht zugeben wollte. „Wenn sie vom engsten Kreis ausgeschlossen ist, nutzt sie uns nichts.“
Der Panther fuhr seine Krallen aus. Es musste alles in Ordnung sein mit der Frau, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte. „Lass uns noch ein paar Tage abwarten“, sagte Lucas und hielt das Tier zurück. „Im Moment haben wir keine andere Möglichkeit, die anderen Medialen wollen mit uns nicht mal über Geschäfte reden.“
„Wir könnten den SnowDancer-Wölfen ihren Willen lassen.“
„Wenn sie hohe Mediale aus dem Verkehr ziehen, können wir unsere Hoffnung auf ein Ende ohne großes Blutvergießen begraben.“ Die Wölfe wollten sich Informationen beschaffen, indem sie diejenigen folterten, die ihrer Meinung nach die Morde stillschweigend duldeten. Dazu gehörte auch Nikita Duncan. „Die Medialen werden an uns allen Vergeltung üben und sie werden die Jungen nicht verschonen.“
Clay nickte. Sie waren das schon einmal durchgegangen und dieselbe Überlegung hatte sie auch damals zurückgehalten. Die DarkRiver-Leoparden waren ein mächtiges, aber noch junges Rudel. Viele Junge
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