Leopardenblut (German Edition)
wusste, warum. „Die nächsten beiden gehörten sehr schwachen Gruppen an. Sie herrschten nicht in ihrem Gebiet und waren weder körperlich noch geistig in der Lage weiter auf Antworten zu drängen, als man ihnen die Tür vor der Nase zuschlug. Der vierte Fall wurde auf einen Einzelgänger geschoben, und da sein Rudel ihn schon abgeschlachtet hatte, legte man den Fall zu den Akten. Das fünfte und das siebente Opfer gehörten gar keinem Rudel an – niemand forderte für sie Gerechtigkeit. Der sechste Mord geschah, als gerade ein Mensch als Serienmörder in der Gegend unterwegs war, und selbst das Rudel der Ermordeten wusste nicht genau, ob sie nicht ihm zum Opfer gefallen war. Aber wenn man ihn mit den anderen Morden vergleicht, sieht man, dass es derselbe Täter gewesen sein muss.“
„Dann kam Kylie.“
„Sie war sein erster Fehler.“ Lucas spürte seine Krallen unter der Haut. „Als wir das Muster erkannt und die vergessenen Frauen wieder ans Licht geholt hatten, begannen wir, ihn zu jagen. Außerdem warnten wir alle Gestaltwandler, die wir erreichen konnten.“
Sascha sagte nichts. Ohne zu wissen, warum er das Bedürfnis dazu hatte, drehte er seinen Körper, bis er ihr gegenübersaß und legte ein Bein um sie. Das andere schlug er unter und nahm dann die Spitze ihres Zopfes in die Hand, um damit zu spielen.
Er brauchte Berührung. Im Gegensatz zu dem, was Sascha glaubte, war es allerdings nicht egal, wer ihn berührte. Normalerweise war nur das Rudel in der Lage, seine Sehnsucht nach Frieden zu stillen. Normalerweise. „Wir sind nicht schwach“, fing er an und zog an dem Band, das ihren Zopf zusammenhielt.
Sie zwinkerte und ihr Körper versteifte sich, aber sie sagte nur: „Nein, das sind Sie nicht.“
Wollte sie ihn besänftigen? Er sah in diese unendlich dunklen Augen und wünschte sich zu wissen, was sie dachte. „Und der Rat wird uns nicht davon abhalten können zu suchen. Brenna wird gerettet und der Mörder wird hingerichtet werden. Wenn die DarkRiver-Leoparden fallen, werden die SnowDancer-Wölfe den Kampf fortsetzen. Und wenn auch sie falle n … wird es andere geben.“
Die Welt änderte sich und früher oder später würden die Medialen sich ihrem schlimmsten Albtraum stellen müssen. Ihre gefühllose Rasse würde bloß noch eine Fußnote der Menschheitsgeschichte sein.
„Warum sind Sie so sicher, dass es ein Medialer ist?“, fragte sie. „Ich werde meine Rasse nicht aufgrund eines bloßen Verdachts verraten.“
Schwungvolle, seidige Locken wanden sich um seine Finger, als sich der Zopf von selbst löste. Der Panther mochte das Gefühl und das Leben in seinen Händen. Doch das reichte nicht, um das Blut und den Tod zu vergessen. „Ich war mit Dorian zusammen, als er plötzlich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Wir müssen kurz nach dem Mörder in ihrer Wohnung angekommen sein.“ Der Anblick der Szene hatte ihn davon überzeugt, dass das Böse ein lebendiges, atmendes Wesen war. Er hatte Beweise – neunundsiebzig blutverschmierte, schreckliche Beweise.
Diese geheimnisvollen Augen sahen ihn an und er glaubte, Mitgefühl in ihnen zu erkennen. „Deshalb ist Dorian so verstört. Er glaubt, wenn er nur etwas schneller gewesen wär e … “
Lucas nickte. Ihre Fähigkeit, die Gefühle anderer zu verstehen, überraschte ihn nicht mehr. „Als wir ankamen, war Kylies Körper noch warm, aber sie war schon fort, genau wie der Mörder. Doch er hatte seinen unverkennbaren Geruch hinterlassen.“
Außerdem hing eine kaum wahrnehmbare Energie in der Luft, die nur Lucas gespürt hatte. Diese Fähigkeit warnte ihn auch, wenn die Medialen ihre Kräfte benutzten. Er war bereit, es dieser Medialen zu erzählen, obwohl er inzwischen fast sicher war, dass sie ihm selbst ähnlicher war als ihren eigenen Leuten – ähnlicher, als es einem Alphatier guttat.
„Ist das Ihr einziger Beweis?“
Er hörte auf, mit ihren Locken zu spielen. „Er hat sie zerschnitten. Ganz gewissenhaft. Sorgfältig. Fehlerlos. Ohne zu zögern. Keiner der Schnitte war tiefer oder flacher. Keiner länger oder kürzer. Er hat ihr exakt neunundsiebzig Schnitte beigebracht.“
„Neunundsiebzig?“
„Genau wie bei den letzten vier Morden.“ Die Medialen hatten diese Tatsachen nicht verheimlichen können, denn die medizinischen Untersuchungen der Leichen in Arizona waren zwar von einer Menschenfrau durchgeführt worden, aber eine ihrer älteren Cousinen war mit einem Gestaltwandler verheiratet. Sie waren eine
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