Leopardenblut (German Edition)
Kaffee war noch nicht durchgelaufen. „Was möchten Sie essen?“, fragte sie mit normaler Lautstärke, da sie sich seines guten Gehörs bewusst war. „Ich kann’s aufwärmen.“
„Danke. Nehmen Sie doch die Pizza, die Rina gestern Abend hiergelassen hat. Sie steht im Kühlschrank.“
Sie presste die Lippen aufeinander. Rina? Hatte sie sich mit dem Leoparden getroffen? Was kümmerte sie das? Was bedeutete es schon, wenn eine andere Frau bei Lucas zu Hause gewesen war? Sie fand den gut versteckten Kühlschrank, nahm ein paar Stücke Pizza heraus und stellte sie in einem Spezialbehälter auf die Wärmeplatte.
Beim Gedanken an Lucas mit einer anderen Frau legte sich eine weitere Eisschicht über ihre Gefühle. So dick, dass sie zurück in ihrem Käfig und hinter den Mauern war, die sie bereits aufrichten konnte, bevor sie laufen lernte, als er frisch gewaschen in der Küche auftauchte. Sie drehte sich um und sah ihm ins Gesicht. „Ich gehe schon mal ins Wohnzimmer.“
Er ließ sie vorbeigehen, ohne sie aufzuhalten. „Danke.“
Lucas’ Augen wurden schmal, während er Sascha hinterhersah. Etwas war passiert. Ihr Körper war steif und wenn sie keine Mediale gewesen wäre, hätte er gedacht, sie sei verärgert. Aber nach allem, was er wusste, nahm ihre Rasse diese steife Haltung ein, wenn sie versuchten, sich in Maschinen zu verwandeln. Die Wärmeplatte ging aus und er legte die Pizzastücke auf einen großen Teller.
Rina hatte viel zu viel Pizza mitgebracht. Obwohl auch die beiden anderen Soldaten sie hungrig hinuntergeschlungen hatten, war fast noch eine ganze Pizza übrig geblieben. Die drei waren herübergekommen, um mit ihm über die Sicherheitsvorkehrungen in einer der Sicherheitsunterkünfte zu sprechen, aber Rina war länger geblieben, weil sie sich um Dorian sorgte. Sie war noch jung und es hatte sie erschüttert, den Wächter in einem so verlorenen Zustand zu sehen.
Lucas nahm den Teller und bemerkte erst dann den fertigen Kaffee. Sascha. Sie überraschte ihn immer wieder. Er trug den Teller ins Wohnzimmer, stellte ihn auf einen kleinen Tisch und zog diesen zu dem Kissen herüber, auf dem Sascha es sich gemütlich gemacht hatte.
Tara, eine Frau aus dem Rudel, hatte die Kissen für ihn genäht. Da sie sowohl für Leoparden als auch für Menschen bequem sein sollten, war es unmöglich, steif in ihnen zu sitzen.
Er lächelte, erfreut über den Anblick ihrer anmutigen Beine. „Bedienen Sie sich. Ich hole den Kaffee.“
„Für mich bitte keinen.“
„Warum?“
„Ic h … brauche keinen.“
„Wasser?“
„Ja, bitte.“
Beim Eingießen dachte er über ihr kurzes Zögern nach. Hatte sie sagen wollen, dass sie keinen mochte? Oder wollte er sich nur etwas einreden, um die unangemessene Anziehung zu erklären?
Er war ein Alphatier und es gewohnt, das Wohl des Rudels über alles zu stellen. Sein Verlangen nach Sascha gefährdete seine Loyalität. Diese Versuchung konnte dazu führen, dass er mit dem schlimmsten Feind schlief. Aber er konnte nicht einfach weglaufen. Er hatte noch nie aufgegeben und er musste herausfinden, was sich hinter dieser harten Medialenschale verbarg.
Möglicherweise hing ihrer aller Leben davon ab.
Als er zurückkam, saß Sascha noch genauso da. Er stellte das Wasser und den Kaffee neben die Pizza, nahm sich ein Stück und ließ sich absichtlich neben sie auf das Kissen fallen, nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt. „Versuchen Sie.“ Er hielt ihr die Pizza an den Mund.
Zögernd biss sie ein kleines Stück ab. „Was für eine ist das?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, mexikanisch.“ Er nahm einen großen Bissen und beobachtete ihr Gesicht, während sie den Geschmack analysierte. Oder genoss sie es etwa? Er hielt ihr das Stück noch einmal hin. „Abbeißen.“
In den unheimlichen Augen blitzte es. „Ich bin keine aus Ihrem Rudel, der man Befehle geben kann.“
Was für ein Temperament, dachte er; den Panther faszinierte dieser Hauch von Feuer. „Bitte.“
Sie zögerte wieder, dann beugte sie sich vor und biss zu. Diesmal nahm sie meh r … und bestätigte alles, was er über sie dachte. Nachdem er sich den Rest in den Mund geschoben hatte, nahm er noch ein weiteres Stück. Sie aß ein gutes Drittel davon.
„Genug?“
„Ja, vielen Dank.“ Sie griff nach ihrem Wasser. „Wollen Sie Ihren Kaffee haben?“
„Ja, danke.“ Der Becher in seinen Händen war warm, aber ihre Hitze spürte er noch stärker. Ihr Körper regte sich. Ihr Körper
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