Leopardenblut (German Edition)
Tagen.“
„Sieben Tage Folter.“
„Ja.“
Es wurde still zwischen ihnen. Selbst das Flüstern in den Bäumen verstummte. Als hielte die ganze Welt den Atem an. Lucas strich weiter über Saschas Nacken, ihre Wangen, ihr Kinn. Diese Haut war so verführerisch wie warme Seide.
„Sie haben keine Körperprivilegien“, sagte sie nach scheinbar unendlich langer Zeit.
„Und wenn ich sie fordern würde?“ Er hörte nicht auf, wollte sie besänftigen wie eine Gestaltwandlerfrau, von der er zu schnell zu viel verlangt hatte. Indem er ihr alles erzählt hatte, war er ein Risiko eingegangen, aber das war kaum zu vermeiden gewesen. Sascha war ihre letzte Chance.
„Diese Privilegien sind nutzlos bei Medialen. Wir können nichts davon zurückgeben.“ Sie hörte sich niedergeschlagen an.
Lucas konnte es nicht mit ansehen, dass sie so verletzt und gekränkt war. Schuldgefühle drückten auf sein Herz. Es hätte ihm nichts ausmachen sollen, was sie fühlte. Er tat es für das Rudel. Das war der Preis, den man als Alphatier zahlte. Nun ärgerte er sich zum ersten Mal darüber und verurteilte sich dafür, dass er diese Frau verletzen musste.
Er rückte noch ein wenig näher und entschied sich, den Panther zum Spielen herauszulassen. Vielleicht konnte er so an sie herankommen. Sie hatten über Dunkelheit und Tod, den Schrecken und das Böse gesprochen. Aber sie beide waren mehr als das. Wenn er ihr die Medialenrüstung abnehmen wollte, die sie wie eine zweite Haut trug, musste er ihr die schönen Gefühle zeigen und sie nicht nur mit den hässlichen überschütten. „Stimmt es, was Dorian gesagt hat?“
Endlich sah sie ihn wieder an. „Was hat er denn gesagt?“
„Er meinte, mit einer Medialen zu schlafen sei, als würde man einen Betonklotz lieben.“
„Woher soll ich das wissen?“ Ihre Schultern strafften sich.
„Haben Sie nie mit einem Ihrer Brüder geschlafen?“
„Warum sollte ich? Wenn man sich fortpflanzen möchte, gibt es dafür effektivere, wissenschaftliche Methoden.“ Sie hörte sich provozierend förmlich an.
„Und was ist mit dem Spaß?“
„Haben Sie vergessen, dass ich eine Mediale bin? Wir haben keinen Spaß.“ Sie zögerte kurz. „Außerdem weiß ich nicht, warum Sex so wichtig sein sollte. Es scheint eine ziemlich schmutzige und unpraktische Angelegenheit zu sein.“
„Man sollte nichts so grundsätzlich ablehnen, bevor man es nicht selbst ausprobiert hat, Schätzchen.“ Er musste ein Grinsen unterdrücken. Ihre steife Haltung und die so nüchternen Argumente hörten sich an wie aus einem Lehrbuch für Medial e … als ob sie es auswendig gelernt hätte.
„Das wird wohl kaum passieren“, sagte sie und es klang fast, als glaubte sie selbst daran. „Ich denke, ich sollte jetzt gehen – es ist schon nach fünf.“ Sie sah auf ihre Uhr.
„Einen Kuss“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Was?“ Sie erstarrte.
„Ich biete Ihnen die Möglichkeit, etwas von dieser schmutzigen, sinnlosen, Ihnen unverständlichen Interaktion auszuprobieren.“ Er nahm ihr Ohrläppchen zwischen die Zähne und biss vorsichtig zu. Ihr Körper ruckte leicht und unmissverständlich. Er ließ los, legte die Hand an ihre Wange und drehte ihr Gesicht herum. „Was sagen Sie dazu?“
„Warum sollte ic h … ?“
„Sehen Sie es als Experiment an.“ Er fuhr mit seinem Daumen über ihre weiche Unterlippe, er wollte sie mehr als die Luft zum Atmen. Er hatte sie aufziehen wollen, aber nun spürte er seine Sehnsucht nach ihr. „Ihr Medialen macht doch gerne Experimente, nicht wahr?“
Sie nickte langsam. „Vielleicht könnte es mir helfen, zu verstehen, warum Menschen und Gestaltwandler so viel Wert auf Heirat und Freundschaften legen.“
Ohne ihr die Möglichkeit zu geben, ihre Meinung doch noch zu ändern, beugte er sich vor und ließ seine Lippen schnell und heiß über ihre gleiten. Warm, weich und köstlich luden sie zu einer Wiederholung ein. Er küsste sie leicht, zog sanft an ihrer Unterlippe, linderte den Schmerz mit seiner Zunge und saugte dann an ihrer Oberlippe. Ein weiches weibliches Stöhnen vergoldete die Stille.
Hitze stieg in ihm auf.
Das war kein Betonklotz. Er konnte die Bewegung ihrer Brüste an seinem Arm spüren, die seine Hand zum Tiefergehen aufforderte. Doch für den Moment reichte ihm das Pulsieren in ihrem Nacken und ihr stoßweises Atmen. Die Medialen konnten vielleicht ihre Gefühle abschalten, aber es war wesentlich schwerer, das Bedürfnis nach Berührung zu
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