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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Tal-und-Hügel-Ansichten, die unbemerkt an ihm vorbeigegangen waren. Während dieser rasche Fortschritt ihm außerordentlich gefiel, da sich dadurch die Zeit verkürzte, die er unterwegs sein würde, fiel ihm plötzlich ein, wobei er mit einem Ruck in der Mitte des Weges stehenblieb, daß die Perwathwiy und Sanjirmil ja auch in nördlicher Richtung auf diesem gleichen Weg aufgebrochen und ihm nur zwei Stunden voraus waren. Perwathwiy war eine abgehärtete alte Ziege, dachte er, aber nicht allzuschnell auf Reisen. Und er wollte weder der einen noch der anderen noch einmal begegnen, besonders Sanjirmil nicht. Gewiß, viele Jahre waren vergangen, und sie hatten kaum Kontakt miteinander gehabt, aber Morlenden erinnerte sich dennoch sehr genau. Und erinnerte sich ebenso genau an die Sanjirmil der letzten vierundzwanzig Stunden, mit ihrem strengen, verhärmten, unlesbaren Gesichtsausdruck und ihrem brütenden, zurückgezogenen Schweigen … nicht die glücklichsten Umstände, um auf einer sonnigen Lichtung zusammen am Wegesrand zu sitzen und in Erinnerungen an verschwitzte Freuden der Vergangenheit zu schwelgen, an die erhebenden Gefühlsaufwallungen, die sie in der kurzen ihnen zugestandenen Zeit gekannt hatten, an die Träume und Phantasien, mit denen sie sich die Tage vertrieben hatten. Er hatte sie immer wiedersehen wollen; aber heute schien ihm das nicht richtig. Es war eine undurchsichtige Wand zwischen ihnen niedergegangen, und durch diese hindurch konnte er ihre Silhouette nur undeutlich erkennen. Sie schien das gleiche Problem gehabt zu haben, als sie ihn wiedergesehen hatte …
    Morlenden blickte nach vorn und über das flachere Land unmittelbar im Westen, das zu der Baumreihe hin abfiel, die den Lauf des Hvar verbarg. Heute, in diesem Augenblick, wirkte alles leer und friedlich, frei von Massen, Gruppen und Einzelgängern. Das einzige Lebenszeichen, das er erkennen konnte, war ein schwacher Rauch weit im Westen, ein schmutzig-blauer Dunst, als habe jemand noch ein spätes Räucherhaus in Betrieb. Er überlegte, während er sich nach Anhaltspunkten in der Landschaft umsah. Ja, dachte er, nachdem er sich mühelos an der detaillierten mnemonischen Landschaft, die er sich aus dem totalen Gedächtnis an Tausende solcher Wanderungen heraus aufbaute, orientiert hatte. Dies mußte die Gegend von Velsozlun sein, wo der Hvar und der Garvey zusammenflossen. Gleich da vorn. Und der Rauch kam höchstwahrscheinlich von der Schmiede der Sidhen-Webe, den Hufschmieden, oder von den Kvemens, den Köhlern. Gute Leute, das Salz der Erde. Sollte auf dem Rückweg mal dort vorbeigehen, nur um guten Tag zu sagen.
    Aber nicht heute. Er hatte noch einen langen Weg vor sich. Morlenden ging weiter, indem er seinen langen Schritt wieder aufnahm, langsam wieder an Geschwindigkeit gewann, spürte, wie er wieder in das richtige Tempo verfiel und schließlich rasch abwärts, der Mündungsstelle der Flüsse entgegenging.
    Eine Zeitlang versperrten ihm neue Bäume und die Biegungen des Weges den Blick in die Ferne, aber das machte ihm nichts; die Luft war klar und frisch, der Himmel war heiter, und die nachmittäglichen, schräg ins Tal des Hvar einfallenden Sonnenstrahlen verliehen den kahlen Stämmen und Ästen, den Haufen gefallener Blätter, dem raschen Aufblitzen angedeuteten freien Geländes eine schöne, altgoldene Patina und intensivierten den Farbton der Schatten und des gedrängten Waldes, als läge das Ganze unter dem reinsten kristallklaren Wasser. Er begann sich überaus wohl und voller Energie zu fühlen und schritt zuversichtlich vorwärts.
    Vorn fiel der Pfad ab, bog sich, begradigte sich wieder für einen Sturz über den Terbruz, die Doppelbrücken über den Hvar und den Garvey, genau oberhalb ihres Zusammenflusses. Drüben wandte sich der Pfad nach links und veränderte so die Richtung etwas mehr nach Westen hin. Morlenden blieb jäh stehen und spähte geradeaus; sämtliche Freude trat plötzlich in den Hintergrund. An der Stelle zwischen den Flüssen stand eine Gestalt wie in Erwartung, die Erkennensmuster von Haltung und Kleidung waren durch ein von den Tulpenbäumen jenseits des Hvar angerichteten Schattengewirr zerstört und durch die Blätter am Boden, die die Winde fallen gelassen hatten. Die Person stand nicht so, daß er oder sie ihn sehen konnte. Morlenden ging sehr langsam, so leise er konnte, und suchte, wie er sich dem Terbruz näherte, unwillkürlich Schutz. Die Zeit begann sich zu verlangsamen, und sein Gefühl

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