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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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hing, der das ganze yos hätte stützen können. Die Glocke ertönte mit einem tiefen, dumpfen, klagenden Widerhall, der sich auszudehnen und irgendwo zu verklingen schien, ein weicher und doch durchdringender Ton. Die Nachschwingungen der Glocke waren unhörbar, aber man konnte sie fühlen, und sie hielten noch lange an, nachdem der ursprüngliche Ton bereits verklungen war. Er wollte gerade noch einmal klingeln, weil er auf das erste Mal hin keine Antwort bekommen hatte, als endlich ein Gesicht an der Türlasche erschien. Es war ein unscheinbares, sehr blasses, auf etwas plumpe Weise kantiges, von zerzaustem, braunen Lockenhaar umrahmtes Gesicht. Das Gesicht schob sich noch etwas weiter vor. Es war ein Mädchen, dachte er.
    „Ja?“ fragte sie.
    „Ist dies das yos des Klanh Perklaren?“
    „Ja, das ist es“, gab sie höflich zu. Weitere Informationen wurden nicht gegeben. Das Mädchen schien über seine Anwesenheit leicht verärgert zu sein. Ähnlich begann Morlenden selbst zu spüren, wie auch in ihm leichter Ärger emporstieg. Ausgerechnet hier mußte er auf jemanden stoßen, der ihm auf die nichtssagendste und nüchternste Weise auswich. Dieses aufreizend verschlossene Mädchen konnte ihn die ganze Nacht hier draußen stehenlassen, während er eine Frage nach der anderen stellte.
    „Es ist kalt heute nacht, nicht wahr?“ bemerkte er.
    „O ja, allerdings.“
    „Der Reisende betrachtet das Haus eines Fremden nach langer Wanderschaft wie sein eigenes und träumt von Nahrung, einem Lager und Gesprächen mit denen, die an seinen Erfahrungen teilhaben wollen.“
    Das Mädchen nickte und stimmte aufs freundlichste zu.
    „So auch jetzt. Wärst du eine Perklaren, ich würde um Einlaß bitten.“
    Daraufhin schien das Mädchen ihre ausdruckslose Gedankenverlorenheit abzulegen und ein wenig munterer zu werden. Es war, dachte Morlenden, eine ausgezeichnete Veränderung, denn als das unscheinbare Gesicht des Mädchens erst einmal lebhafter geworden war, wurde es außerordentlich hübsch. Sie rief aus: „Ich? Eine Perklaren? O nein. Ganz und gar nicht. Dachtest du, daß ich Mael sei? Nein? Sie wohnt nicht mehr hier, ich meine, sie ist nicht mehr oft hier …“ Sie verstummte, als ob sie vielleicht mehr gesagt hätte, als es ihre Absicht gewesen war. Sie fuhr fort: „Aber komm doch herein. Ich denke, das ist schon in Ordnung.“ Mit dieser letzten Bemerkung machte sie eine einladende Geste und verschwand wieder im yos, hinter der Türlasche.
    Morlenden konnte hören, wie sie in die anderen Teile des yos ging und jemanden rief, den sie „Kler“ nannte. Ja. Das war der richtige Ort. Das mußte der Nerh sein, Klervondaf Tlanh Perklaren.
    Morlenden schob die Türlasche beiseite und trat ein, nachdem er am Eingang kurz innegehalten hatte, um die Stiefel auszuziehen. Als er es schließlich geschafft hatte, sich seiner äußeren Reisekleider zu entledigen, und den eigentlichen Kaminraum betreten hatte, kam eine weitere Person aus dem Kinderraum herausgeklettert, um ihn zu begrüßen. Das hieß, sie kam dann aus dem Kinderraum, wenn sie sich nach der gleichen Raumverteilung von links nach rechts richteten wie die Derens. Das Mädchen lugte um die Ecke des Eingangs, um ihn mit unverhohlener Neugier zu betrachten.
    Morlenden hielt den Neuankömmling für Klervondaf, den älteren Außenverwandten der Perklarens; Klervondaf war ein später Heranreifender von schlankem Körperbau, ziemlich dunklem Teint und einem langen, lebhaften Gesicht, das auf beträchtliche geistige Beweglichkeit schließen ließ. Morlenden wußte, daß er so um die fünfundzwanzig war, aber er wirkte in mancher Hinsicht weitaus älter. Er bewegte sich mit einer lässigen Zurückhaltung, die auf vieles hindeutete. Der weiß eine Menge oder hat eine Menge machen müssen, so dachte er, ein gutes Stück mehr, als er erwartet hatte. Klervondaf wandte sich Morlenden zu, glättete das Vorderteil seines Überhemdes und sah den Besucher aus verschwommenen braunen Augen an, einer Seltenheit bei den Ler.
    Auf gemessene, bedächtige Art sagte er: „Ich bin Klervondaf Tlanh Perklaren, Nerh und zur Zeit innerhalb des yos für die Angelegenheiten der Webe verantwortlich. Was war es, was du zu besprechen wünschst? Wenn du das Wirtshaus suchst, hast du die Biegung unten am Hauptweg verpaßt; es liegt unten am alten Kal.“
    Morlenden antwortete: „Ich bin Morlenden Deren, Kadh und Toorh.“
    „Aha! Einer von den Derens! Ich kenne eure Webe. Bist du gekommen“,

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