Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
stehengeblieben. Klervondaf fragte sie, nachdem Taskellan das Brot mit den anderen geteilt hatte und in den Schlafraum geklettert war: „Kannst du hierbleiben, Plindes?“ Seine Stimme klang zögernd, tastend.
Sie legte ihren schweren äußeren Winterumhang ab und seufzte hörbar erleichtert. „Ich kann immer hierbleiben, das weißt du doch.“ Sie wandte sich an Morlenden. „Hier, Ser und Kadh“, sagte sie und gab ihm ein kleines Stück Käse. „Das habe ich von zu Hause mitgebracht. Du darfst etwas davon haben.“
Morlenden nahm den Käse, brach unorthodox ein Stück davon ab und reichte den Rest an Klervondaf weiter. Das Mädchen redete weiter, als ob sie laut nachdachte: „Ich weiß nicht, was die beiden machen würden, wenn ich nicht alle paar Tage nach ihnen sehen würde. Zwei Außenverwandte mit einem ganzen yos für sich allein.“
Morlenden beobachtete Plindestier eine Weile, bis sie unter seinem prüfenden Blick verlegen wurde. Er fand, daß das wirklich eine herrliche Situation war. Zwischen diesen beiden Heranreifenden spielte sich mehr ab als eine simple Liebesaffäre; ihrer gesicherten Stellung in ihrer eigenen Webe nach zu urteilen unterhielt sie die beiden. Und warum auch nicht? Wir treffen keine Vorsorge für unsere Waisen; schließlich hat jeder eine Webe. Außer Klervondaf und Taskellan. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem älteren der beiden Jungen zu.
„Du wirst dich in etwa fünf Jahren verweben; was wird dann aus Taskellan? Gibt es hier irgendwo einen Platz für ihn?“
„Ich werde ihn behalten, bis für ihn selbst die Zeit kommt, sich zu verweben.“
„Das ist eine schwere Aufgabe, vielleicht schwerer, als es die war, ihn aufzuziehen. Du sprichst über Dinge, die noch zehn Jahre hinter deiner eigenen Verwebung liegen. Und im Moment kannst du einem Innenverwandten offenbar wenig bieten, was einen Verwebungspreis angeht, selbst wenn Taskellan gesittet genug wäre, um jemanden für sich interessieren zu können. Ich kenne diese Dinge. Jetzt hör mir zu: Würde er mit mir kommen, um mit den Derens zu leben? Ich habe eine srithnerh in seinem Alter, und mit unseren Verbindungen würde es für uns alle nicht schwierig sein, dafür zu sorgen, daß er sich irgendwo in eine gute Webe hineinverweben kann. Er braucht die Umgebung, die Geborgenheit einer Webe, und wir haben Platz genug.“
Klervondaf zögerte. „Was sollte ich wohl mit dem yos machen?“
„Es verschließen und zwecks weiterer Verwendung an die Revens übertragen. Nimm dir mit, was du willst, und zieh mit jemand anders zusammen. Das wirst du auch nötig haben. Fünf Jahre mit jemandem zusammen sind besser, als ganz auf sich allein gestellt zu sein. Du hast anscheinend viel zu sehr im voraus den Vater spielen müssen. Ich nehme an, daß eure älteren Perklarens, wohin sie auch gegangen sein mögen, so bald wohl nicht wiederkommen werden …“
„… Sie können nicht. Du verstehst das nicht. Ich kann sie ansprechen, wenn ich sie brauche, aber sie sind der Meinung, nicht zurückkommen zu können. Wir waren da einer Meinung.“
„Irgend jemand in der Gemeinschaft hier müßte doch …“
Plindestier meinte: „Warum nicht, Klervon? Du könntest bei uns einziehen; wir haben genug Platz, und den anderen würde es nichts ausmachen. Wir beide sind ungefähr im gleichen Alter, und die Toorh werden sich bald verweben, so daß unsere Ältesten bald weg sein werden.“ Indem sie sich an Morlenden wandte, fügte sie hinzu: „Ich bin Tessrith .“
Der Junge erwiderte zögernd: „Ich weiß nicht, ich müßte darüber mit Taskellan sprechen, das Ganze überdenken, von Kreszerdar die Erlaubnis einholen …“
Morlenden sagte: „Nur nichts überstürzen. Laß dir Zeit. Wenn du bereit bist, falls du bereit bist, dann schick ihn zu uns herüber. Wir sind nur zu leicht zu finden; zu uns kommen viele Leute. Ich weiß nicht, sowie sich das bei euch so entwickelt hat, aber ich würde euch nicht derart entgegenkommen und dieses Angebot nicht machen, wenn ich nicht der Meinung wäre, daß man dies in den Griff bekommen könnte. Deine Leute haben gewiß ihre Gründe; denk du aber wenigstens über das nach, was ich dir gesagt habe.“
Morlenden sprach nicht weiter und machte sich wieder an dem Brot und dem Käse zu schaffen, wobei er sich von den beiden Heranreifenden entfernte, um ihnen Gelegenheit zu geben, eventuell zwischen ihnen bestehende Probleme, gleich welcher Art, auszuräumen. Er enthielt sich weiterer Fragen über
Weitere Kostenlose Bücher