Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
niemand da. Sie ging ruhig aus dem Gebäude und bekämpfte in sich den Impuls zu rennen. Sie gab sich dabei große Mühe, da sie wußte, daß sie sich unter Kontrolle bringen mußte. Der Impuls begann zu verschwinden. Das Adrenalin, das sie vielleicht ausgeschüttet hätte, hätte möglicherweise Streß-Monitoren in der ganzen Stadt ausgelöst. Sie zwang sich zur Ruhe und wiederholte bei sich bestimmte Formeln. An der Ecke blieb sie stehen und sah zurück. Gut. Nichts. Nun entspannte sie sich wirklich und spürte, wie es in ihr pulsierte.
Nicht umsonst war sie Errat unter dem großen Risiko, von ihm oder anderen entdeckt zu werden, vorsichtig gefolgt. Sie hatte ihn studiert, bevor sie ihn ausgesucht hatte, um die Aufgabe für sie zu erledigen, und jetzt, da es schiefgegangen war, hatte sie diese Information benutzt, um seine Bewegungen vorauszusagen. Es war interessant gewesen, aber auch sehr leicht. Nicht halb so schwer wie die Aufgabe, mit der sie ihn beauftragt hatte. Diese eine war fast ein Jahr lang geflohen, bevor es ihr endlich gelungen war, sie festzunageln. Und natürlich hatte Errat eliminiert werden müssen, denn er stellte eine Spur zu ihr dar. Im Gegensatz zu Errat machte ihr die nasse Arbeit, wie sie ihn es hatte nennen hören, keinen Spaß. Es hatte aber nichts geholfen; sie hatte es selbst erledigen müssen. Und wenn sie Errat schließlich entdeckten, war sie längst in Sicherheit. Ja, und vielleicht noch mehr … Vielleicht würde sie dann schon den Hammer in der Hand halten, die Macht, und dann würde es auf jeden Fall neue Befehle und neue Gesichter geben. Doch zurück zur Sache. Da war noch eine lästige kleine Schlinge zu schließen, eine schmerzhafte, aber es mußte sein.
Sie stellte den Koffer in ein öffentliches Schließfach, das konstruiert war, um den entschlossensten Dieb abzuweisen, warf Münzen in die Geldbox und zog den Identifikationsstreifen mit seinen magnetischen Zahlen heraus. Den nahm sie bis zum Untergrundbahnhof mit und warf ihn zerknüllt und unerkenntlich auf einen sich ansammelnden Haufen Abfall. Danach kaufte sie eine Fahrkarte bis zur Haltestelle am Institut, setzte sich in den Warteraum und gestattete sich ein seltsames kleines, halbes Lächeln. Sie hatte ein paar Tage mehr gebraucht, das war richtig, um diese Aufgabe selbst zu erledigen, aber sie hatte gute Arbeit geleistet. Wenn sie es jetzt nur noch schaffte, die andere rechtzeitig zu erwischen, dann waren alle Probleme endgültig gelöst.
Drittes Buch
Navis et Arx
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Zieht man von der Liebe alle irrationalen Elemente ab, ist das, was übrigbleibt, etwas Unerträgliches, Unvernünftiges, und sollte sich jemand die Mühe machen, danach zu streben, so ist das äußerst irrational.
Ibid
Mit Kaldhermans Beistand und Rat, der Hilfe eines schurkischen, schieläugigen Älteren, als Jaskovbey der Schmuggler bekannt, der an den Ufern des Flusses Yadh lebte, und einer Haltung gelangweilten Desinteresses auf seiten der Beamten des Piedmont-Bezirks, jenseits des Flusses nach Westen, bestieg Morlenden – der nichts Komplizierteres benutzte als Manthevdam, einen angenommenen Namen – in der Piedmont-Zentrale offen ein U-Bahn-Zug und erreichte mit einem Umsteigen im Oconee-Bezirk und einem weiteren an der Westküste eine Stelle in der Nähe der angesehenen Gegend des Hauses von Mevlannen Srith Perklaren. Nach drei Tagen.
Morlenden hatte die Instruktionen, wie er dorthin gelangen konnte, von Klervondaf erhalten, als sie von Nordosten nach Hause gingen: Von der alten Siedlung Santa Barbara nach Westen, weiter mit örtlichen Nahverkehrsmitteln, sodann überirdisch nach Jalama, wo die Route nach Norden abbog, und dann der Küste folgen. Es war nicht völlig ohne Risiko. Er betrat das kontinentale Raumflugzentrum durch das hintere Portal, das im großen und ganzen kaum bewacht war, was dem weitverbreiteten Glauben Rechnung trug, die Hauptsorge der Menschen läge nicht in den Möglichkeiten, die Erde zu verlassen, sondern im Sicherstellen weiterer Möglichkeiten, auf ihr selbst am Leben zu bleiben. In der Tat hatte das Raumprogramm in den letzten beiden Jahrhunderten ziemlich brachgelegen, und abgesehen von ziemlich furchtsamen, vorsichtigen Streifzügen im inneren Sonnensystem und selteneren Sondierungen in die äußeren Sektoren gab es wenig Aktivität. Sogar das Teleskop-Projekt, das sich, wie Morlenden fand, großartig anhörte, war halb eingeschlafen. Die Arbeit ging gemessenen Schrittes voran. Langsam. Und es
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