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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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großes Talent gelten. Wir haben sie alle sehr geliebt, aber sie hat sich von Anfang an von allen anderen abgehoben. Es gibt keinen Zufall bei den Spielern; sie sind bewußt ans Werk gegangen. Der Zufall war Maellenkleth; sie war zu gut, welch eine Ironie, wie grausam! Und sie verstand nie, weshalb sie das aufgeben mußte, was sie am allerbesten machte. Du weißt, sie war ein Wunderkind, aber was heißt das schon? Ich will es dir sagen: Sie war bereits eine Vollspielerin, auf Stufe vierzehn eingeordnet, als sie zehn Jahre alt war. Die beste, die wir je vor ihr hatten, war die Perwathwiy, und auf dem Höhepunkt ihres Könnens erreichte sie nur Stufe elf, und auch das nur durch jene Art von Disziplin, die Geist und Körper vor der Zeit zerbricht. Der Durchschnitt liegt etwa bei sieben, und man muß mindestens Stufe fünf haben, um zum Inneren Spiel zugelassen zu werden.“
    „Und was für eine Stufe hat Sanjirmil?“
    „Die Norm wird festgelegt, solange man ein Kind ist. Bei Sanjirmil lag sie stets unter dem Einstiegsniveau, bei drei oder vier. Aber irgendwie schaffte sie es mit einer fünf, als sie es schaffen mußte. Wie, das weiß ich nicht. Die Zahlen sind nicht additiv, sondern exponential; es ist unmöglich, daß ein Dreier zu einem Fünfer wird und normal bleibt. Zuviel gehört dazu.“
    Sie unterbrach sich, dann sagte sie: „Komm ganz nah zu mir her, ich werde dir die Zahlen geben. Ich habe mich noch nicht entschlossen und würde es lieber noch einmal überschlafen – doch ich werde sie dir geben, damit sie nicht ver loren sind, wenn ich mich dazu entschließe, hierzubleiben … Hör mir genau zu, denn es sind Matrix-Zahlen, und sie sind nur schwer richtig zu erfassen.“
    Morlenden stimmte zu und näherte sich dem Mädchen, so nahe, daß sich ihre Gesichter fast berührten. Er schwieg, öffnete Mevlannen seinen Verstand und Willen. Alles, was er von ihr sehen konnte, waren ihre Augen, deren tatsächliche Farbe jetzt im Feuerschein unbestimmbar war. Die Augen waren ausdruckslos, jedoch im Weiß gerötet; Feuchtigkeit glitzerte darin. Ihr Atem roch nach dem Branntwein, mit dem sie den Kaffee versetzt hatte, und er konnte auch den Duft des Öles auf ihrem Gesicht wahrnehmen. Es gab keine vorherige Warnung, wie das bei Krisshantem der Fall gewesen war, sondern es begann schlagartig, wie bei Sanjirmil, ergriff seinen Verstand, löschte seinen Blick und gab die abgestimmte Koordinaten-Matrix leicht und umgehend ein. Er verstand nicht, was er empfing, aber er hatte keine Zeit, daran zu denken, nur eines war wichtig: Die Matrix so zu behalten, wie er sie bekam. Mit Blitzgeschwindigkeit drang sie in ihn, dennoch schien sie ewig weiterzulaufen, und bald war sich Morlenden keiner anderen Sache mehr bewußt als Raumzahlen, die manchmal in kürzeren oder längeren Reihen untergliedert waren. Es war holistisch, visuell, aber zugleich auch anders. Dieses Mal baute sich kein Bild auf, das er sehen konnte. Als es ohne Ankündigung oder Vorwarnung vorbei war, verspürte er einen leichten Stich, nicht mehr, das Feuer war weit heruntergebrannt, und dann sah er wieder ihre Augen.
    „Ich habe sie“, sagte er. „Bist du sicher, daß Sanjir dies alles auch versteht?“
    Mevlannen stand auf und streckte sich wie eine Katze. Sie musterte Morlenden sehr eingehend, als suche sie nach einer Bestätigung oder einem Zeichen oder etwas ähnlichem. Wonach? Sie sagte: „Ja. Sie wird alles, was ich dir gegeben habe, verstehen und noch mehr … Ich warne dich: Sprich zu niemandem über das, was du von mir bekommen hast, gebe es niemandem weiter – rezitiere es nicht einmal vor dir selbst – außer an Sanjirmil. Du darfst es nicht tun, sonst wirst du uns alle scheitern lassen. Gib es nur Sanjirmil!“
    „Warum kannst du es ihr nicht selbst übergeben?“
    „Weil ich nicht zurückgehen sollte!“ Es hörte sich beinahe kläglich an. Nach einem Moment fügte sie hinzu: „Und überhaupt … Mit meinem jetzigen Wissen wird man mir nie erlauben, Sanjir zu nahe zu kommen. Sie werden – zu Recht oder Unrecht – annehmen, ich wolle Blutrache an ihr nehmen.“
    „Ich weiß. Ich kann es sogar verstehen. Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam, aber ich verdächtige sie eben.“
    Eine unangenehme Grimasse legte sich über Mevlannens Gesicht. Ihre Mundwinkel wurden nach oben gebogen, aber trotzdem konnte man es nicht als Lächeln bezeichnen. „Wirklich …“ sagte sie. „Also denke an deinen Eid und meine Anweisungen. Du gibst es nur ihr!

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