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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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antrat, während er die Messe las; er hauchte seine Seele bei den Worten ›Hanc igitur oblationem‹ aus. Aber wenn Mutter Crucifixion auch eines solchen Glücks nichtteilhaftig wurde, so hat sie doch einen sehr schönen Tod gehabt. Sie blieb bis zum letzten Augenblick bei vollem Bewußtsein. Sie sprach mit uns und später mit den Engeln. Auch konnte sie uns ihren letzten Willen aufgeben. Wenn Sie etwas mehr Glauben hätten und in der Zelle gewesen wären, gewiß hätte sie mit einer einzigen Berührung Ihr Bein geheilt. Sie lächelte. Man fühlte, wie sie sich Gott näherte. In diesem Tode war ein Vorgeschmack vom Paradies.«
    Fauchelevent glaubte, dies sei das Ende eines Gebetes.
    »Amen«, sagte er.
    »Vater Fauvent, man muß den Willen der Toten erfüllen.«
    Wieder nahm sie einige Kügelchen ihres Rosenkranzes durch. Fauchelevent schwieg.
    »Ich habe heute nacht über diese Frage mit mehreren Gottesgelehrten gesprochen«, fuhr sie fort, »die mit den Regeln des geistlichen Lebens vertraut sind. Überdies handelt es sich hier nicht um eine gewöhnliche Tote, sondern um eine Heilige.«
    »Wie Sie, ehrwürdige Mutter.«
    »Sie schlief seit zwanzig Jahren in ihrem Sarg. Sie hatte eine besondere Erlaubnis unseres heiligen Vaters Pius VII.«
    »Desselben, der den Kai…, den Bonaparte gekrönt hat.«
    Für einen geschickten Burschen wie Fauchelevent war diese Erwähnung ein arger Bock. Glücklicherweise war die Priorin so in ihren Gedanken versunken, daß sie nichts bemerkte.
    »Vater Fauvent?«
    »Ehrwürdige Mutter?«
    »Der heilige Diodorus, Erzbischof von Capadocien, befahl, daß auf seinem Grabe das einzige Wort acarus stehen sollte. Das bedeutet: Wurm auf der Erde. Und es wurde so getan. Ist das etwa nicht wahr?«
    »Unzweifelhaft, ehrwürdige Mutter.«
    »Der selige Mezzocane, Abt von Aquila, wollte unter einem Galgen begraben sein. Auch seinem Willen wurde gefolgt.«
    »Sehr richtig.«
    »Der heilige Terentius, Bischof des Hafens an der Tibermündung, verlangte, auf seinem Grabstein solle das Zeichen stehen, mit dem man die Grabsteine der Vatermörder kenntlich machte. Das tat er in der Hoffnung, die Vorübergehenden würden auf sein Grab speien. Und so geschah es. Man muß den Toten gehorchen.«
    »So ist es.«
    »Der Leichnam des Bernardus Guido, der in Frankreich geboren war, bei Roche-Abbeille, wurde, wie er es verlangt hatte, und obwohl der König von Kastilien Einspruch erhob, in die Dominikanerkirche nach Limoges gebracht, und das, obzwar Bernardus Guido Bischof von Tuy in Spanien war. Darf etwa jemand das Gegenteil behaupten?«
    »Gewiß nicht, ehrwürdige Mutter.«
    »Plantavit de la Fosse bezeugt diesen Tatbestand.«
    Wieder glitten einige Perlen des Rosenkranzes durch ihre Finger.
    »Vater Fauvent, Mutter Crucifixion muß in demselben Sarge bestattet werden, in dem sie zwanzig Jahre lang geschlafen hat.«
    »Das ist nur recht und billig.«
    »Es ist die Fortsetzung ihres Schlafes.«
    »Demnach soll ich also diesen Sarg zunageln?«
    »Ja.«
    »Und den von der Bestattungsanstalt lassen wir beiseite?«
    »So ist es.«
    »Ich stehe der ehrwürdigen Gemeinde zur Verfügung.«
    »Die vier Mütter Sängerinnen werden Ihnen helfen.«
    »Um einen Sarg zu vernageln? Dazu brauche ich sie nicht.«
    »Nein, aber um ihn hinabzulassen.«
    »Wo hinab?«
    »In das Gewölbe.«
    Fauchelevent fuhr auf.
    »In das Gewölbe unter dem Altar?«
    »Unter dem Altar.«
    »Aber …«
    »Sie haben eine Eisenstange.«
    »Ja, aber …«
    »Sie heben den Stein, indem Sie die Stange in den Ring schieben.«
    »Aber …«
    »Den Toten muß Gehorsam werden. Es ist der letzte Wunsch der Mutter Crucifixion, in dem Gewölbe unter dem Altar bestattet zu werden und nicht in profaner Erde zu ruhen. Sie hat uns darum gebeten. Das bedeutet: sie hat es uns befohlen.«
    »Das ist aber doch verboten.«
    »Verboten von den Menschen, befohlen von Gott.«
    »Wenn das aber herauskommt?«
    »Wir vertrauen Ihnen.«
    »Oh, ich bin ein Stein in Ihrer Mauer.«
    »Das Kapitel ist versammelt. Ich habe die Mütter befragt, und sie haben entschieden, daß Mutter Crucifixion ihrem Gelübde gemäß in ihrem Sarg und unter unserem Altar bestattet wird. Sagen Sie selbst, Vater Fauvent … wenn hier in diesem Hause Wunder geschehen sollten?! Welcher Ruhm für die Gemeinde! Wunder steigen aus den Gräbern auf.«
    »Aber, ehrwürdige Mutter, wenn der Agent der Sanitätskommission …«
    »Der heilige Benedictus II. hat in der Begräbnisfrage dem Constantinus

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