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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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verschwunden.«
    Nun, der Reisende war nicht verschwunden, aber er hatte hastig in der Dunkelheit die Hauptstraße von Chelles durchschritten und war dann vor der Kirche in den Seitenweg eingebogen, der nach Montfermeil ging; offenbar kannte er doch die Gegend.
    Rasch schritt er aus. An der Stelle, wo sein Weg die alte Allee von Gagny nach Lagny kreuzt, hörte er Stimmen. Rasch trat er in den Straßengraben und wartete, bis die Passanten vorüber waren. Diese Vorsicht war übrigens überflüssig, denn die Dezembernachtwar, wie wir schon gesagt haben, außerordentlich dunkel. Man sah kaum zwei oder drei Sterne am Himmel.
    Jetzt begann der Weg anzusteigen. Der Unbekannte setzte aber den Weg nach Montfermeil nicht fort; er wandte sich zur Rechten und erreichte mit großen Schritten querfeldein den Wald.
    Aufmerksam spähte er durch den Nebel und betrachtete die Bäume, als ob er sich zurechtfinden wolle. Er ging jetzt langsamer, Schritt für Schritt, wie wenn er einen geheimnisvollen Weg suchen wollte, den nur er kannte. Einen Augenblick lang blieb er unentschlossen stehen. Schließlich tastete er sich zu einer Lichtung durch, in der ein Haufen Steine lag. Lebhaft trat er näher. Nur einige Schritte von dem Steinhaufen entfernt, stand ein dicker Baum, der mit Auswüchsen, gleichsam den Warzen der Pflanzen, bedeckt war. Der Fremde streichelte die Rinde, als ob er diese Auswüchse wiederzuerkennen suchte.
    Gegenüber diesem Baum, einer Esche, stand ein Kastanienbaum, dessen Rinde sich abschälte; man hatte ihm darum eine Zinkmanschette gegeben. Der Fremde stellte sich auf die Zehenspitzen und betastete das Metallstück.
    Eine Weile lang ging er zwischen dem Baum und dem Stein hin und her, prüfte den Boden, ob er nicht jüngst aufgewühlt worden sei. Dann suchte er sich zu orientieren und setzte seinen Marsch durch den Wald fort.
Cosette geht mit dem Unbekannten durch die Nacht
    Sie empfand, wir sagten es schon, keine Furcht.
    Der Mann redete sie an. Seine Stimme war tief und leise.
    »Kind«, sagte er, »das ist nicht leicht, was du da trägst.« Cosette blickte auf und antwortete:
    »Ja, guter Herr.«
    »Gib her, ich trag es für dich.«
    Cosette ließ den Zuber los. Der Mann ging neben ihr her.
    »Wirklich verdammt schwer«, murmelte er. »Wie alt bist du, Kleine?«
    »Acht Jahre, guter Herr.«
    »Und kommst du weit her damit?«
    »Von der Quelle im Wald.«
    »Und wie weit gehst du noch?«
    »Eine gute Viertelstunde von hier.«
    Eine Zeitlang blieb der Fremde wortlos.
    »Demnach hast du also keine Mutter?« fragte er schließlich unvermittelt.
    »Ich weiß nicht«, sagte das Kind.
    Der Mann blieb stehen, setzte den Eimer auf den Boden, beugte sich über das Kind und legte seine beiden Hände auf ihre Schultern; er bemühte sich, in der Finsternis ihr Gesicht zu sehen.
    Im schwachen Licht der Sterne war das magere, klägliche Gesicht Cosettes undeutlich zu erkennen.
    »Wie heißt du?«
    »Cosette.«
    Es war, als ob ein elektrischer Schlag den Mann treffe. Er sah sie noch einmal an, griff dann wieder nach dem Zuber und begann zu gehen.
    »Wo wohnst du?« fragte er nach einiger Zeit.
    »In Montfermeil.«
    »Gehen wir hier richtig?«
    »Ja, guter Herr.«
    Nach einer Pause begann er wieder zu fragen:
    »Wer schickt dich denn um diese Zeit nach Wasser in den Wald?«
    »Frau Thénardier.«
    Offenbar suchte der Mann seine Erregung zu verbergen, aber seine Stimme zitterte eigentümlich.
    »Wer ist denn das, diese Frau Thénardier?«
    »Meine Gnädige«, sagte das Kind. »Sie hat die Wirtschaft.«
    »Die Wirtschaft? Nun, ich werde heute nacht dort schlafen. Führe mich!«
    »Wir sind gerade auf dem Wege dahin.«
    Der Mann ging ziemlich rasch, aber Cosette folgte ihm mühelos. Sie fühlte sich jetzt nicht mehr müde. Mehrmals blickte sie ruhig und vertrauensvoll zu ihm auf. Man hatte sie nicht gelehrt, zur Vorsehung aufzublicken und zu beten. Doch empfand sie jetzt etwas wie Hoffnung oder Freude.
    So verstrichen einige Minuten.
    Der Mann begann wieder zu fragen:
    »Hat denn Frau Thénardier keine Magd?«
    »Nein.«
    »Also bist du allein?«
    »Ja, guter Herr.«
    Wieder folgte eine Pause.
    »Eigentlich, sie hat ja die zwei Mädchen«, begann diesmal Cosette.
    »Welche Mädchen?«
    »Ponine und Zelma.«
    So kürzte das Kind die romantischen Namen ab, die der Thénardier so teuer waren.
    »Wer ist das, Ponine und Zelma?«
    »Das sind die Fräuleins von Frau Thénardier; ihre Töchter.«
    »Und was tun die beiden?«
    »Oh, sie haben

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