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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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und wilder Sturm. Alle preßten sich unwillkürlich flach auf den Boden. Aber Solo erfüllte eine neue unbekannte Kraft, und nachdem diese Kraft sich erst einmal bemerkbar gemacht hatte, verlieh sie seinen Worten Sicherheit und Überzeugungskraft. Er umriß für das Quorum und für sich selbst das Ziel und schloß die Versammlung mit dem Satz: »Wer sich dafür entscheidet, mich zu begleiten, der trete vor. Ich breche bei Einbruch der nächsten Dunkelheit auf.«
    Solo wartete. Alle blieben stumm und schweigend sitzen. Niemand meldete sich zu Wort oder regte eine Pfote. Er nickte zum Zeichen, daß er sie verstand, und drehte sich um. Er wollte zu seinem Lager. Wer konnte es ihnen verübeln? Die meisten von ihnen waren hierhergekommen, um den Besitzern zu entfliehen.
    Er hatte erst zwei oder drei Schritte getan, als er hinter sich ein merkwürdiges Geräusch hörte. Solo drehte erstaunt den Kopf und sah, daß jede Katze, auch jede Prill, sich von ihrem Platz erhoben hatte und den symbolischen Schritt vorwärts machte. Es meldeten sich damit zahllose Freiwillige. Alle waren nervös und sich ihrer Sache nicht ganz sicher, aber das war vielleicht das beste Zeichen. Sie waren bereit und wollten mit ihm gehen.
    Ponder grinste, kratzte sich am Ohr und sagte: »Kleiner, es wird schwer sein, sich mit so vielen Katzen anzuschleichen. Ich glaube, wir verkleinern die Gruppe ein wenig.« Solo mußte wider Willen über seinen Freund lachen. Er fand so oft das richtige Wort.
    Bei Tagesanbruch hatte Solo die Gruppe auf elf ›verkleinert‹. Kitty-Kitty mußte wegen ihrer Kinder zurückbleiben, Selvyn würde die Verantwortung für das Quorum übernehmen. Die große Gefahr, die das Unternehmen mit sich brachte, war unübersehbar, und Solo konnte die Möglichkeit nicht ausschließen, daß er nicht zurückkehren würde. Selvyn verstand, weshalb Solo ihn zum Bleiben ausgewählt hatte, und versuchte seine Enttäuschung so gut er konnte zu verbergen – Ponder, Ditto, Tanner und Seidon hätten sich gewiß nicht zurückhalten lassen. Turner, Morgalians zweiter Vollzieher, hatte sich ebenfalls gemeldet und fünf Barden als gute Kämpfer empfohlen. Auch Banda, Minit, Elrod und mehrere Prills hatten darum gebeten, mitgehen zu dürfen. Aber man erklärte ihnen diplomatisch, sie würden gebraucht, um das Quorum in Abwesenheit so vieler Kämpfer zu beschützen.
    Pläne konnte man nicht machen, und niemand drängte Solo, Einzelheiten seines Vorgehens zu erläutern. Seidon sagte, er kenne das Gebiet einen Nachtmarsch weit nach Süden. Danach würden sie sich in unbekanntem Gelände befinden. Man mußte also langsam vorgehen.
    Als der strahlende Tagstern aufging und mit seinem Licht alles verschlang, was an Schatten geblieben war, lag jeder der ausgewählten Barden in seinem Lager und ruhte sich aus, so gut er konnte. Vermutlich stand ihnen nicht nur eine sehr lange und mühsame Nacht bevor.
    Die kleine Gruppe brach sehr früh und ohne viel Umstände schon in der ersten Abenddämmerung auf. Die elf Barden formierten sich locker und liefen mit Solo und Seidon an der Spitze den Berg hinunter. Der sterbende Barde hatte gesagt, er sei zwei Nächte gelaufen und aus Süden gekommen, aber ›Süden‹ umfaßte ein großes Gebiet. Und wie schnell war er vorwärts gekommen? Solo erinnerte sich an den schwachen, geschundenen Körper, dachte daran, wie er in die Freiheit gelaufen sein mochte, und versuchte, seinen Rhythmus mit dem des Barden in Einklang zu bringen. Er konzentrierte sich auf ihn und spürte bald einen deutlichen Zug nach Westen. Also änderte Solo etwas die Richtung und empfand danach eine stille Bestätigung. Gut, dachte Solo, wir werden einen großen Teil der Strecke schweigend zurücklegen, dann kann ich mich besser auf die Schwingungen des leeren Barden einstellen.
    Er informierte knapp seine Begleiter, die sofort verstummten, und nahm mit dem inneren Kern seines Rings den Kontakt zu dem leeren Barden auf. Er spürte schwach dessen Schwingungen und verglich sie mit der augenblicklichen Position der Gruppe. Wie in einer seltsam wachen Trance lief Solo durch den Wald und veränderte in Übereinstimmung mit Zug und Gegenzug der Schwingungen, die er spürte, mehrfach die Richtung. Dieses Vorgehen war schwierig und könnte sie in die Irre führen, besonders dort, wo der Zug zum Süd- oder Nordpunkt der Erde sehr stark war. Aber Solos Instinkte meldeten sich schnell, wenn er die leichten Unterschiede nicht sofort wahrnahm und sie vom richtigen

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