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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Weg abkamen.
    Seidon hatte ihnen nicht nur von den vielen Behausungen der Besitzer am Fuß des Berges berichtet, sondern auch von einer Gruppe kleiner Bauten. Dahinter, so hatte er gesagt, würden sie mindestens zwei Nächte lang wieder durch den Wald laufen, vielleicht sogar länger. In Solo verstärkte sich allmählich das Gefühl, ihr Ziel, was immer es auch sein mochte, liege in dem Gebiet der kleinen Bauten. Seidon beobachtete den jungen Dom aufmerksam und stellte beinahe gegen seinen Willen fest, daß er ihn inzwischen aufrichtig mochte. Er wehrte sich gegen diese Erkenntnis, denn er empfand sie als Zeichen von Untreue gegenüber Morgalian. Und jetzt diese Mission! Was sie versuchten, war nach allen Gesetzen der Vernunft unmöglich. Aber wenn er neben Solo lief und sich auf seinen Ring einstellte, fühlte er sich sicher und in seinem Vertrauen zu ihm gestärkt.
    Die elf suchten sich geräuschlos und wie geisterhafte Schatten vorsichtig einen Weg durch die dunkle Wildnis. Sie waren in ihrem Element und gehörten zur Nacht wie das Nachtgestirn, das sie mit sanften Strahlen begleitete. Sie mußten die Behausungen der Besitzer in einem weiten Bogen umgehen. Als sie dieses Gebiet hinter sich gebracht hatten, fiel es Solo schwer, die Richtung wieder zu finden. Er mußte den dumpfen Rack der Behausungen loswerden und sich wieder konzentrieren. Immer wenn sie direkt nach Süden liefen, schienen die Schwingungen langsam, aber sicher mit denen des leeren Barden in Einklang zu stehen. Doch der Kontakt war schwach, und Solo wußte, wenn er abriß, war ihr Unternehmen womöglich zum Scheitern verurteilt.
    Eine Katze, die längere Zeit schnell und stetig läuft, verliert allmählich das Zeitgefühl. Dieses Phänomen ermöglicht es wilden Katzen, große Entfernungen im Zustand höchster Wachsamkeit zurückzulegen und dabei kaum oder überhaupt nicht zu ermüden. Die Instinkte übernehmen die Steuerung. Der Körper schwingt sich auf seine natürliche Geschwindigkeit und auf den natürlichen Rhythmus ein. Der Geist befindet sich beinahe im Schlafzustand. Die Barden, die Solo folgten, zogen sich völlig in sich zurück und eilten wie lautlose kleine Wellen im Strom der Nacht durch das unbekannte Gebiet. Solo führte sie unbeirrt vorwärts.
    Überrascht stellten sie fest, daß sie beim ersten Morgengrauen ohne eine einzige Rast noch immer auf den Beinen waren.
    Im dichten Wald suchten sie sich endlich ein geschütztes Lager. Noch ganz im Bann der besonderen Stimmung blieben sie alle stumm. Nach einer Weile drehte Seidon sich um und sah Solo ruhig an. »Wir sind gut vorangekommen«, sagte er nur. Damit drückte er aufrichtig die große Anerkennung aus, die alle in der Gruppe empfanden.
    Solo blieb unbeweglich sitzen. »Wir sind unserem Ziel sehr nahe. Ich glaube, bei einem starken Wind aus der richtigen Richtung würde man den Rack schon riechen. Ich wünschte, es wäre noch Nacht.«
    Tanner war innerlich erregt von dem langen Marsch und sagte: »Ich übernehme die erste Wache. Ich glaube, wenn wir uns erst einmal hinlegen und ausruhen, wird es schnell genug wieder dunkel sein.«
    »Ich komme mit«, sagte der Graue. Auch Seidon und Turner machten Anstalten zu gehen.
    »Wen wollt ihr denn bewachen, wenn alle patrouillieren?« Solo lächelte. »Wir ruhen uns besser aus. Ich habe das Gefühl, der leichte Teil der Aufgabe liegt hinter uns.«
    Jeder wollte fragen, was die kommende Nacht wohl bringen würde. Aber sie wußten alle, die Frage würde sich von selbst beantworten, wenn es erst wieder dunkel war.
    Solo lag etwas abseits von den anderen und dachte nach. Ihn quälten Gewissensbisse. Er wußte, er riskierte viel und setzte nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Freunde aufs Spiel. Würde sich der Einsatz lohnen? Aber die Erinnerung an den Barden, der leer am Fluß des Berges lag, wog schwerer als seine Befürchtungen. Ihr Befreiungsversuch war von größter Bedeutung, auch wenn sie nur eine einzige gefangene Katze aus der Gefangenschaft herausholen konnten. Oh, Sprecher, dachte er und schloß die Augen, ich werde dich brauchen!
    Der Tag schien kein Ende zu nehmen, aber schließlich wurde es doch langsam dunkel. Es fiel kein Wort, während die Barden sich leckten und streckten und schließlich wieder auf den Weg nach Süden machten. Sie liefen ruhig und umsichtig, überprüften regelmäßig die Luft nach einem Rack oder einem Geräusch, das sie zu ihrem Ziel führen würde. Es dauerte nicht lange, bis sie einen

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