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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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dahinter ebenfalls eingesperrte Katzen befanden. In der Öffnung blieb er wie angewurzelt stehen, denn er konnte nicht begreifen, was er sah. Dort waren Katzen – leere Katzen. Auf erhöhten vierbeinigen Flächen lagen Reihen steifer, grotesk gestapelter Katzen. Vorsichtig dehnte er seinen Ring aus, zog ihn aber sofort entsetzt wieder zurück. Die leeren Katzen waren offenbar gefüllt mit dem, was den scharfen Rack hervorrief, der alles durchdrang, und sie waren in etwas Dünnes, Durchsichtiges eingehüllt. Sie hatten die Beine in unnatürlichen Haltungen ausgestreckt und lagen mit offenem Mund und weit zurückgezogenen Lippen auf dem Rücken, als seien sie für immer in einem stummen Aufschrei erstarrt. Solo schluckte. Er glaubte, er müsse sich übergeben. Er schwankte, biß die Lippen aufeinander und senkte den Kopf. Er hatte nur noch einen Gedanken: Das darf keiner sehen!
    »Hier hinten ist niemand«, sagte er gepreßt, als er die fragenden Blicke der anderen spürte. Er mußte handeln, und ohne nachzudenken, sagte er knapp: »Prüft jede Falle und stellt fest, wer noch fliehen kann. Holt die anderen von draußen. Wir brauchen jetzt jeden. Ich versuche herauszufinden, wie man die Dinger öffnet.«
    Seine Worte schienen die Barden wieder lebendig zu machen. Sie schüttelten die Pfoten und machten sich schweigend ans Werk. Solo lief zu Rainey und musterte die Falle. Er betastete das Ding langsam mit den Pfoten, zog mit den Krallen an den runden Stäben, aber die Falle ließ sich nicht öffnen. Ihm fiel jedoch auf, daß an einer Stelle unten in der Ecke der Besitzer-Rack etwas stärker war. Dort befand sich ein breiter Streifen von dem kalten, glatten Material, das er vom Behälter kannte. Er drückte, zog und betastete ihn. Der Streifen bewegte sich etwas. Die Besitzer mußten die Katzen irgendwie hineinbringen und herausholen, und diese Stelle stand bestimmt damit in Zusammenhang.
    Irgendwo in seinem Kopf hörte er Sprecher. Er lauschte und hoffte auf Anweisungen. Aber dann wurde ihm bewußt, daß das nicht Sprecher war. Er hörte nur die anderen, die von Falle zu Falle gingen und versuchten, mit den gefangenen Katzen zu reden. Meist antworteten sie auf die drängenden Fragen nur mit jämmerlichem Wimmern oder Stöhnen. Solo bearbeitete den Streifen erregt mit den Pfoten. Er probierte sogar, ihn mit der Nase zu bewegen. Das blöde, kalte Ding regte sich etwas, aber sonst geschah nichts. Er wollte gerade mit den Zähnen daran ziehen, als er hinter sich einen Aufschrei hörte. Hatte jemand die leeren Katzen entdeckt?
    Solo fuhr herum und sah, daß es Ditto war. Er stand vor einer Falle, drückte den Kopf gegen die Stäbe und schluchzte verzweifelt. In der Falle lag eine schiefergraue Prill. Sie hatte keinen Schwanz.
    Ditto biß die Zähne zusammen. »Doeby«, flüsterte er zitternd. »Ich bin da. Wir holen dich hier raus… es wird alles wieder gut. Halte durch, Kleines. Ich bin ja da.«
    Die Augen der Prill wurden etwas klarer. »Du…«, hauchte sie. »Du bist da… Ich habe geträumt, daß du kommen würdest…« Sie konnte kaum sprechen. Solo lief hinüber und sah mit einem Blick, daß sie in einem besseren Zustand als die meisten war. Vermutlich würde sie es schaffen. Ditto versuchte, sie durch die Stäbe der Falle hindurch mit der Pfote zu berühren.
    »Wie bist du hierhergekommen, Doeby? Wie lange…?« Er schluckte und biß sich in die Pfote. »Nein, versuch nicht, zu sprechen.« Er sah mit weit aufgerissenen Augen Solo an und flüsterte: »Es ist Doeby!«
    »Ich weiß«, sagte Solo sanft und eilte zu seiner Aufgabe zurück. Tanner tauchte mit verstörtem Blick neben ihm auf.
    »Ich glaube nicht, daß es viele schaffen. Wir müssen die meisten zurücklassen… manche sind schon lange fey…«
    »Wir lassen keinen zurück«, fauchte Ponder von der anderen Seite des Raums, und alle verstanden, was er damit meinte.
    Solo packte den glatten Streifen wieder mit den Zähnen und zog mit ohnmächtiger Wut daran. Das Ding rührte sich nicht. Solo biß noch fester zu und spürte Blut im Mund. Er gab aber nicht auf, sondern umklammerte den Streifen mit den Vorderpfoten und zog mit aller Kraft nach unten. Plötzlich machte es: Schnapp! Das Ding rutschte, ein paar der Stäbe gaben nach, und ein Spalt entstand. Solo war so überrascht, daß er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Die anderen stürmten herbei. »Wie geht es?« fragte Ditto zitternd.
    »Man packt es oben und zieht fest nach unten«, erklärte Solo

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