Lesebuch für Katzenfreunde
Zeilen schweigen von den Bettkatzen meiner Familie. Denn daß es widerlich, unmöglich, unhygienisch und überhaupt un… mit vielen Beiwörtern ist, zusammen mit einer Katze unter der Bettdecke zu schlafen, wird wohl niemand bezweifeln, der sich bisher erst theoretisch mit den Katzen befaßt hat. Allein, es geschieht dennoch tausendfach, wie beinahe alles, was verboten, aber angenehm ist. Und schließlich ist auch der Katzen-Bettgang aus dem Fellwinkel zu betrachten: Wie viele Hunde mit dreckverschmierten Pfoten und Mäulern, an denen noch die Federn von den längst toten Krähen hängen, die der liebe Maxi im Garten gefunden und herumgeschleift hatte, dürfen ebenfalls aufs oder gar ins Bett? Mit Augenaufschlag, Seufzen, Schwanzwedeln und Sturheit haben sich schon Bernhardiner den Weg auf die Bettdecke erschlichen – warum sollte da nicht auch eine kleine, viel reinlichere Katze, die im Winter vielleicht nur ein bißchen im Schnee herumstolziert ist, am Abend die wärmende Kuhle aufsuchen? Sauberer jedenfalls als der Hund ist das Katzentier bestimmt, sauber im klinischen Sinne ist es natürlich keineswegs. Aber sind das etwa die Menschen selber?
So, und nun empören Sie sich bitte über mich. Meine Frau als bevorzugter Katzenliegeplatz in unserer Familie kann überhaupt erst dann einschlafen, wenn sie ihre jeweilige mollige Fellkugel auf der Decke über den Beinen spürt. Außerdem benützt sie ihre Miezen als Thermometer. Wenn die Katze im Winter unter die Bettdecke gekrochen kommt, ist es draußen kälter als fünf Minusgrade, wenn die Katze im ungeheizten Zimmer zwischen Steppdecke und Fußkissen liegt, ist mit leichten Schneefällen um den Gefrierpunkt zu rechnen, und wenn sie sich überhaupt nicht verkriecht, sondern sich nur irgendwo niederläßt, wo sie im schnurrenden Körperkontakt dahindämmern kann, wird es bald Frühling.
Eine wohlerzogene, anständige Katze schläft natürlich in einem Korb hinter dem Ofen. Oder auf einem Stuhl, bei dessen Besteigung sie keinerlei Kratzer macht. Oder im Heu. Solche Katzen wünsche ich Ihnen sehr; wie ich gehört habe, soll es sie tatsächlich geben.
Eine wohlerzogene, anständige Wohnungskatze schärft ihre Krallen auch nicht an den Polstermöbeln oder Teppichen. Wenn sie aufgewacht ist, einen Buckel gemacht und die Krallen unternehmungslustig vorgestreckt hat, marschiert sie sofort zu dem von ihrer Herrschaft als Kratzblock vorgesehenen, stoffbespannten Holzklotz oder sucht die Fußmatte oder das weiche Holzbrett auf, die ersatzweise zum Krallenschärfen in der Wohnung aufgestellt worden sind.
Ich habe nie so wohlerzogene Katzen gehabt, dafür aber einen langen Baumstamm im Gang, den alle Gastkatzen als Scharrstamm höchst interessant fanden, während ihn die eigenen nur als Startblock für verwegene Sprünge benützten. Mit einer Kokosmatte hinter dem Ofen hatte ich mehr Erfolg. Dieses grobe Gewebe wirkt auf eine Katze ungefähr so wie Pudding auf kleine Buben, beide müssen hier sofort zugreifen. Für Katzen, die keinen Garten oder keinen Hof haben, ist ein solcher Scharrplatz unerläßlich, schließlich können sie nicht zur Pfotenpflegerin gehen. Die Katzenkrallen wachsen im Gegensatz zu unseren Nägeln schichtweise nach, und wenn die oberste Hornschicht nach einiger Zeit abgenützt ist dann wird sie von der nächsten Schicht weggeschoben. Das sogenannte Krallenschärfen dient dann dazu, die alten Krallenhüllen abzustreifen; die Bewegung ist weitgehend reflektorisch – sie läuft von allein ab, wenn eine Katze, die in den eben vergangenen Stunden ihre Krallen nicht hat benützen können, eine geeignete Scharrfläche sieht.
Man kann also seine Katze bestenfalls an eine bestimmte Kratzfläche gewöhnen – das tut man vorsorglich gleich am ersten Tag, wenn die Katze die Wohnung oder das Haus erkundet. Wenn sie dabei zum Beispiel die begeisternd rauhe Kokosmatte entdeckt, wird sie sich sehr schnell an sie gewöhnen, der Weg dorthin kann dann eine eingeschliffene Gewohnheit werden, wie ein Wechsel im Revier. Auch die Katze mit dem unbeschränktesten Auslauf bleibt schließlich bei schlechtem Wetter einmal daheim und muß sich deswegen rechtzeitig an die Wohnungssitten gewöhnen. Die Wundergeschichten von den Katzen, die das Wasserklosett benützen, die an Glockenschnüren zupfen, wenn sie hinauswollen, die Männchen machen, durch Reifen springen, Bälle apportieren oder ihren Leuten regelmäßig am Abend entgegengehen und sie pünktlich an der Haltestelle
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