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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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kollerten zwischen knuspriggoldene Wachtelbeine und doppelt markgefüllte Ochsenbollen neben fingerzarte Rouladenenden, es war beinah nicht zu entscheiden, welchen Bissen man sich als ersten herunterangeln sollte.
    Wie jede normale Katze, die sich beim Anblick auch der unerhörtesten Genüsse zunächst einmal nach noch erleseneren umsehen muß, lugte Damnio kurz und kritisch in die Höhe. Er hätte es besser nicht getan. Was ihm als Freudenschreck ins Auge sprang und dann auch gleich den Blick verschlug, war – ließ es sich noch fassen, ja oder nein?! – ein Menschenpaar mit wohlbekannten Nasen, Ohren, Kinnpartien, ein junger Mann mit einem unnachahmlich vorgekröpften Adamsapfel und ein dazugehöriges Mädchen mit einem beispiellos geschwungenen Schwanenhals, Johnny und Joanne, die stadtbekannten ewigen Verlobten aus Kenilworth, dem gewesenen Fremdenführer bestens vertraut und oft genug nach Torschluß noch in die verschlossene Parkanlage eingelassen, nun aber golden beringt, nun vierhändig freizügig ihre Mittagsreste aus einer Plastiktüte schüttelnd, nun offensichtlich vermählt und von einem guten Gott auf diese Hochzeitsreise gesandt. Damnio wußte für einige beklommene Herzschläge lang gar nicht, ob er lachen oder weinen, tanzen oder beten sollte. Während aber die Hoffnungen und Erinnerungen noch in seiner Seele durcheinanderwogten, marschierte sein vor Freude gedunsener Leib bereits schnurstracks auf die beiden Freunde zu und, ehe er es sich versah, streiften seine Flanken knisternd an den Beinen der lieben Joanne entlang.
    Zu sagen, was er eigentlich wollte – »He, liebe Landsleute« etwa oder »Ihr guten Retter und Briten, so hat denn die erbarmungswürdige Verbannung durch euch ein glückliches Ende gefunden« ließ ihm der Gang der Handlung leider keine Zeit. Als ob ein widriges Ungeheuer es berührt oder als ob es unversehens in ein Schlangennest gegriffen hätte, schauderte das törichte Geschöpf verschreckt zusammen, eine Ekelsanwandlung, die sich in einer heftigen Stoßbewegung seines lofotengrünen Stiefelchens entlud: »Nein, nicht du!« Und wie um den unseligen Kater endgültig in die ewige Verdammnis hinabzustoßen, flüchtete sie sich hinter den Rücken des jungen Mannes und sagte angewidert schrill: »Geh, schaff mir den fetten Balg da vom Halse.«
    »Naja nun«, sagte der und »Wohlwohl« und »Er hat dich eben sehr gern, der alte Zausel«, zeigte ihm aber auch zunächst einmal die eisenbeschlagene Stiefelsohle, ehe er sich zu einem schwarz und rot gepunkteten Katzenfräulein niederbeugte und es, eilig wie ein Dieb, an seine Brust hob: »Und was sagt meine Joanne zu solchem netten Souvenir?«
    Damnio glaubte für einen Augenblick, daß ihm ein Eiszapfen ins Herz gefahren wäre. Dumpf auf den Fleck genagelt, saß er da. In einer zufälligen Abwehrwendung seines Leibes festgefroren, erinnerte er eher an die Statue einer zu grauem Wackerstein erstarrten Niobe als an ein fühlendes Erdenwesen. Erst als die beiden Landsleute mit ihrem Fang um die nächste Ecke verschwunden waren, vermochte er zunächst die eine und dann auch die anderen Pfoten von der Erde zu lösen, und – in einem Anfall sinnloser Entschlossenheit – fuhr er mit dem Kopf blindlings in die Plastiktüte hinein und raste mit dem grausen Kopfputz durch die leergefegte Arena. Darauf aber stand in ketchup-roter Flammenschrift »SAINTSBURIE’S SUPERMARKET lohnt jeden Besuch.«
    Karlfried Graf Dürckheim
    Die wunderbare Kunst einer Katze
    Von Zen-Meister Ito Tenzaa Chuya
    Übungsanweisung einer altjapanischen Fechtschule,
    übersetzt aus dem Japanischen von Takeharu Teramoto und
    Fumio Hashimoto, bearbeitet von Graf Dürckheim *
    Es war einmal ein Fechtmeister namens Shoken. In seinem Hause trieb eine große Ratte ihr Unwesen. Selbst am hellen Tage lief sie herum. Da machte der Hausherr einmal das Zimmer zu und gab der Hauskatze Gelegenheit, die Ratte zu fangen. Die aber sprang der Katze ins Gesicht und biß sie so, daß sie laut schreiend davonlief. So also ging es nicht. Und so brachte der Hausherr einige Katzen herbei, die in der Nachbarschaft einen tüchtigen Ruf genossen und ließ sie in das Zimmer hinein. Die Ratte kauerte in einer Ecke, und sowie eine Katze ihr nahte, sprang sie sie an, biß sie und schlug sie in die Flucht. So ungestüm sah die Ratte aus, daß die Katzen alle zögerten, sich noch einmal heranzuwagen. Da wurde der Hausherr zornig und lief selber der Ratte nach, um sie zu töten. Sie aber

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