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Lesereise Abu Dhabi

Lesereise Abu Dhabi

Titel: Lesereise Abu Dhabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Poser , Helge Sobik
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sagt er. Ein bisschen Stolz schwingt mit in seiner Stimme, wenn er dies sagt.
    Ursprünglich war Eishockey in den Emiraten ein Sport, der ausschließlich von Expats aus Nordamerika und Nordeuropa betrieben wurde. Doch in den vergangenen Jahren hat sich viel getan in Abu Dhabi. 2009 gründete Kaddas die Emirates Hockey League, eine semiprofessionelle Eishockeyliga, deren Vorsitzender er zwei Jahre lang war. Immerhin fünf Mannschaften gehören ihr an: zwei aus Abu Dhabi, zwei aus Al-Ain und eine aus dem Nachbaremirat Dubai. Die Saison startet im Oktober. Sechs Monate spielen die Teams dann um die Meisterschaft. Im Eröffnungsjahr 2009/2010 gewannen die Al-Ain Vipers, im Jahr darauf die Abu Dhabi Storms, 2011/2012 die Dubai Mighty Camels. Kaddas’ Team landete bislang stets im Mittelfeld. »Doch das ist nicht wichtig«, sagt der Sechsunddreißigjährige, »viel wichtiger ist, dass wir Eishockey in den Emiraten populär machen.« Und die Einheimischen lernen dazu. 2010 nahm die Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate das erste Mal in ihrer Geschichte an der Weltmeisterschaftsqualifikation teil. Die Gegner bei den Spielen in Athen hießen Luxemburg, Griechenland und Irland. Ohne auch nur ein einziges Spiel zu gewinnen, wurden die Emirate Letzter. Immerhin aber zählt die nationale Eishockeyvereinigung mittlerweile weit mehr als zweihundert einheimische Spieler, davon hundert Männer, fast zwanzig Frauen und mehr als hundertvierzig Nachwuchsspieler. Tendenz steigend.
    Es hat etwas von einem Klassentreffen, wenn sich die Clubs der Emirate treffen. Der Gegner heute ist kein Geringerer als die Nationalmannschaft der Vereinigten Arabischen Emirate. Normal läuft auch Kaddas für sein Nationalteam auf, doch heute hat er sich für sein Vereinsteam entschieden. »Weil wir zu wenige Spieler waren«, sagt er. Er selbst zählt zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft, doch für Vollzeit reicht es nicht, denn der Sechsunddreißigjährige ist auch Geschäftsmann und hat ein eigenes Bauunternehmen. Das lässt sich nicht mit dem Nationalteam verbinden. In Abu Dhabi ist alles eine Nummer kleiner als in Europa, Nordamerika oder Russland. Anstatt Geld zu bekommen, zahlen die Spieler sogar noch Mitgliedsbeiträge.
    In der Halle mit tausenddreihundert Sitzplätzen verlieren sich an diesem Abend vielleicht fünfzig Zuschauer. Dann pfeift der Schiedsrichter das Spiel an. Man könnte meinen, das sei ein Spiel wie bei uns in der bunten Liga: Alle stolpern hinter dem Puck her, vielleicht fällt er durch Zufall mal ins Tor. Doch schon nach wenigen Sekunden ist klar, dass das, was hier in Abu Dhabi, was hier im Ice Rink stattfindet, keineswegs etwas von Anfängertum oder Freizeithockey hat. Von Anfang an schenken sich beide Teams nichts. Es ist ein hartes Spiel. Heute gibt es keine Blumen. Für keine der beiden Mannschaften. Und das Niveau ist gut. Kein Wunder, sind die Reihen der Scorpions doch voller Finnen, Kanadier und Amerikaner. Viele Spieler haben früher in höheren Ligen gespielt, manche sogar in der nordamerikanischen Profiliga NHL . Mit dabei ist zum Beispiel Mike Korey, Exprofi von den Edmonton Oilers. Korey bekam vor einiger Zeit ein lukratives Jobangebot aus Abu Dhabi und arbeitet heute für die Luftverkehrskontrolle des Emirats. Mit Korey hat Kaddas bereits gegen andere Ex- NHL -Profis gespielt, darunter ehemalige Weltstars wie die finnische Eishockeylegende Jari Kurri und der kanadische NHL -Star Claude Lemieux. Auf dem Eis steht heute auch Günther Jahrmann, die Nummer dreiunddreißig, ein Deutscher. Viele Jahre hat Jahrmann beim SC Memmingen und beim EC Ulm gespielt. Seit August 2007 arbeitet er in den Emiraten. Es entwickelt sich ein spannendes, teilweise gutes Spiel. Die Scorpions gehen schnell mit drei zu eins in Führung. Es geht schneller als von Kaddas erwartet. Auch Jahrmann, die dreiunddreißig, trifft. Nach dem zweiten Drittel steht es bereits vier zu eins für die Scorpions.
    Noch einmal kehren die Mannschaften zurück in die Kabine. Noch einmal befiehlt Kaddas mit lauter Stimme: »Da spielen heute nur Kinder, die packen wir.« Doch die Scorpions rutschen im letzten Drittel schwerfällig wie Dampfwalzen über das Eis. Das Finale ist an Dramatik kaum zu überbieten. Die Nationalmannschaft holt auf: zwei zu vier, drei zu vier. In der achtundfünfzigsten Minute, zwei Minuten vor Spielschluss, dann Auszeit für die Emirate. Und Zwei-Minuten-Strafe für die Scorpions. Ein Spieler muss vom Eis. Die

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