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Lesereise Abu Dhabi

Lesereise Abu Dhabi

Titel: Lesereise Abu Dhabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Poser , Helge Sobik
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Nacht kostet, hat man nicht nur viel Platz und einen eigenen Pool, sondern bekommt vom Hotel auch noch einen persönlichen Vierundzwanzig-Stunden-Butler gestellt.
    Das Wort Dienstleistung erhält im Emirates Palace eine völlig neue Bedeutung. Zum Bettabdecken gibt es am Abend einen eigenen Abdeck-Butler, der die plüschigen Kissen und Decken entfernt. Die Dusche ist sofort wieder sauber, selbst wenn der Gast nur mittags mal schnell darunter springt, um sich zu erfrischen. Der Butler füllt die Minibar jeden Tag mit Wasser, Saft, Eistee, Red Bull, Bier, Wein und Champagner auf. Wenn es nötig ist, auch untertags. Die alkoholfreien Getränke sind kostenlos, oder, anders gesagt, im Zimmerpreis inbegriffen. Auch sonst kann man im Hotel kaum irgendwo hingehen, ohne dass einem ein Bediensteter die Wünsche von den Lippen abliest, einem einen schönen Tag wünscht oder sich überschwänglich dafür bedankt, dass man gerade ein Glas Mineralwasser konsumiert hat.
    Angesichts der vielen verschiedenen Eindrücke gerät so mancher Gast allerdings ins Straucheln. Zu den schwierigsten Übungen gehört es, per Fernbedienung das »Do not disturb«-Schild für das Zimmer einzuschalten, das wiederum dringend nötig ist, um zu verhindern, dass jeden Moment einer der herzlich freundlichen Bediensteten hereinkommt, um nach dem Rechten zu sehen. Zum Glück gibt es auch noch einen ganz gewöhnlichen Schalter direkt neben der Tür. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass weder die Klingel noch das Telefon funktionieren, wenn das Schild einmal eingeschaltet ist, man sozusagen vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Wer dann zum Beispiel in der zweieinhalb Meter langen und einen Meter breiten Badewanne ausrutscht und sich den Kopf an einem der prächtigen goldenen Wasserhähne anstößt, der wird womöglich erst am nächsten Morgen gefunden.
    Das Emirates Palace ist ein Hotel der Superlative. Die Decken schmücken tausendundzwei Kronleuchter mit Swarovski-Kristallen, der Palast zählt siebentausend Türen. Im Hotel gibt es hundertzwei Aufzüge. Für die Begrünung wurden achttausend Dattelpalmen aus Südafrika eingeflogen. Die größte der hundertvierzehn Kuppeln misst mit zweiundvierzig Metern im Durchmesser genauso viel wie die des Petersdoms in Rom. Die Fassade ist mit einem Kilometer länger als die des Schlosses von Versailles. Das hoteleigene Auditorium fasst tausendeinhundert Personen, der Ballsaal bietet Platz für zweitausendvierhundert Gäste. In hundertachtundzwanzig Küchen arbeiten hundertsiebenundsiebzig Köche. Im Eingangsbereich empfangen dreißig Welcome Ambassadors aus siebzehn Ländern die Gäste. Alle drei Tage werden mehrere Tausend Rosen zur Dekoration geliefert, die Stromkosten pro Monat betragen bis zu fünfhundertfünfzigtausend US -Dollar. Pro Jahr sind etwa zwanzig Staatsoberhäupter im Hotel zu Gast, und im Foyer steht seit einiger Zeit ein Goldautomat. Mit dem Slogan »Gold to go« wirbt er um zahlungskräftige Käufer. Sie kaufen Goldbarren aller Größen zum tagesaktuellen Kurs, der vom Computer alle fünfzehn Minuten aktualisiert wird.
    Nein, langweilig wird einem im Emirates Palace nicht. Vor allem deshalb nicht, weil man als Gast ständig neue Spielarten des Luxus entdeckt. So kann man sich an der beeindruckenden Auffahrt, die einen auf Höhe des vierten Stockes in den Palast entlässt, nicht nur in mächtigen 745er- BMW -Limousinen herumchauffieren lassen, sondern gegen die entsprechenden Dirham, Dollar oder Euro auch in einem der Rolls-Royces oder Maybachs. Der Palast verfügt über sechzehn BMW s 745 IL, zwei Rolls-Royces und zwei Maybach-Limousinen. Man gönnt sich ja sonst nichts. Oder man lässt sich ganz einfach mit einem Glas Champagner in der Hand in dem auf siebenundzwanzig Grad heruntergekühlten Wasser des Wildbachs im Poolbereich treiben, wohl wissend, dass einen die Strömungsanlage nach spätestens einer Viertelstunde wieder an der Bar vorbeispült.
    Vor allem gesetztere Herrschaften aus Mitteleuropa vertreiben sich die Zeit gerne mit derlei schweißtreibenden Spielereien. »Das muss man einfach mal gemacht haben«, sagt die sechzigjährige Martina aus Greifswald, die schon lange von ihrer Reise in die Emirate geträumt hat. »In so einem Hotel ist man doch nicht so oft.« Einheimische sieht man dagegen kaum im Freien, denn die halten sich bei Temperaturen von achtunddreißig Grad im Schatten und mehr bevorzugt im klimatisierten Inneren des Palasts auf. »Für uns ist die Sonne nichts

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