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Lesereise Schottland

Lesereise Schottland

Titel: Lesereise Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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lag bei den Wahlen zum schottischen Regionalparlament 2007 mit einem Sitz vor der Labour Party, Salmond schaffte den Umschwung in seinem Wahlkreis. Zur absoluten Mehrheit, das war vor den Wahlen bereits klar, hat es für die SNP nicht gereicht. Da sich die Liberalen Demokraten und die Tories bei der Wahl des Ersten Ministers enthielten, wurde Salmond zum Chef einer SNP -Minderheitsregierung gewählt.
    Mit verschiedenen populistischen Maßnahmen sorgte Salmond dafür, dass die SNP in der Gunst der Bevölkerung zunächst stieg. Er schaffte die Mautgebühr für zwei stark befahrene Brücken sowie die Rezeptgebühr für chronisch Kranke ab und verhinderte die geplante Schließung der Notaufnahmestationen in mehreren Krankenhäusern. Darüber hinaus strich er die Studiengebühr für schottische Studenten, während Engländer weiterhin zahlen müssen, wenn sie in Schottland studieren.
    Salmond hat die Zahl der Ministerien von neun auf sechs reduziert. Er hatte im Wahlkampf versprochen, den »aufgeblasenen Regierungsapparat«, der neben den neun Ministerien auch siebenundzwanzig Behörden und hundertzweiundfünfzig Quangos (quasi non-governmental organizations) umfasste, zu verschlanken. Sein Kabinett sei die »Verlängerung meines Sofas«, sagte er. »Das Kabinett ist bei einer Minderheitsregierung, wo das Parlament viel mehr Macht hat, nicht so wichtig«, fügte er hinzu.
    Ob seine Partei wiedergewählt wird, ist jedoch zumindest zweifelhaft, allzu viel hat sie wirtschaftlich nicht bewegen können. Die schottische Unabhängigkeit, das langfristige Ziel, das Salmond nie aus den Augen verliert, musste er hintanstellen. Bei den anderen Parteien findet er dafür keine Unterstützung, und – wichtiger noch – bei den Wählern auch nicht. Laut Umfragen wollen nur zwei Fünftel der Bevölkerung die vollständige Unabhängigkeit von London. In England wächst dagegen die Zahl derjenigen, die Schottland ziehen lassen wollen. Viele ärgert, dass die Schotten pro Kopf und Jahr fünfzehnhundert Pfund mehr an Staatsausgaben erhalten als die Engländer. Außerdem stört es viele, dass die schottischen Unterhausabgeordneten in englischen Angelegenheiten mitentscheiden dürfen, was umgekehrt nicht möglich ist.
    Professor Christopher Smout, der Berater der Königin in schottischen Belangen, hält die Unabhängigkeit ebenfalls für praktikabel. »Der Queen würde es leidtun«, sagte er, »aber ich glaube nicht, dass viele andere südlich der Grenze es bedauern würden.«

Es gibt keine jungen Männer mehr auf Iona
    »Es war ein furchtbarer Verlust«, sagt Francis und schüttelt bedächtig den Kopf. »Ob sich die Insel jemals davon erholen wird, weiß ich nicht. Es gibt keine jungen Männer mehr auf Iona.« Es war an einem Wochenende, als Ally Dougall, David Kirkpatrick, Logie McFadyen, Robert Hay und Gordon Grant hinüber nach Mull ruderten, denn auf Iona ist nichts los, die schottische Hebrideninsel hat nicht mal ein Wirtshaus. Auch auf Mull, der Insel, die zwischen Iona und dem Festland liegt, ist das Freizeitangebot nicht überwältigend, aber an jenem Wochenende gab es einen ceilidh, eine Tanzveranstaltung mit traditioneller schottischer Musik.
    Francis ist Mitte sechzig, früher hat er in London beim Rundfunk gearbeitet, und als er pensioniert wurde, zog er nach Iona. »Sie sind oft nach Mull gerudert«, sagt er, »und die Leute haben sich jedes Mal Sorgen gemacht, denn die Strömung zwischen den Inseln ist tückisch, das Wetter schlägt schnell um.« Eine Riesenwelle spülte die fünf Männer über Bord, vier ertranken. Gordon Grant, dreiunddreißig, konnte sich als Einziger retten. Er war der Älteste der fünf, die anderen waren alle unter fünfundzwanzig und unverheiratet.
    Die Kraft des Meeres spürt man schon bei der zehnminütigen Überfahrt von Fionnphort auf Mull nach Port Rònain, dem Hafen von Baile Mòr, der »großen Stadt«, die in Wirklichkeit nur ein kleines Fischerdorf ist. Doch mit zwanzig Häusern ist es die größte Ansiedlung, die anderen fünfzig Häuser sind auf der Insel verstreut. Iona ist keine vierzehn Quadratkilometer groß, das Auto kann man nicht mit hinübernehmen. 1773 ließ sich der Dichter Samuel Johnson in Port Rònain an Land tragen, weil er keine nassen Füße bekommen wollte. Johnson und sein Begleiter James Boswell, der ebenfalls ein Buch über die Reise geschrieben hat, übernachteten in einer Scheune. Johnson schrieb damals: »Wir betraten nun jene berühmte Insel, die einst die Leuchte

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