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Lesereise Schottland

Lesereise Schottland

Titel: Lesereise Schottland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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Fähre von Mallaig legt im Hafen von Armadale mit seinem »Seafood Takeaway« – einer winzigen Holzhütte – und seinem Souvenirladen an. Gleich daneben steht Armadale Castle, der Stammsitz der MacDonalds. Das Schloss, das erst 1815 erbaut wurde, ist heute eine Ruine. Im restaurierten Teil befindet sich das Clan Donald Centre, wo ein audiovisuelles Programm darüber informiert, wie die MacDonalds zum bestorganisierten clan der modernen Zeit wurden – auch wenn von den vierhundertachtzigtausend Hektar, die der clan vor hundert Jahren auf Skye noch besaß, inzwischen nur noch ein Drittel übrig ist. Der Sippe gehören ebenso viele Mitglieder an, wie Schottland Einwohner hat: fünf Millionen, darunter auch die berühmten Fleischbrötchenkonstrukteure aus den USA . Wer möchte, kann im Studienzentrum des Schlosses nach seinen Vorfahren forschen. Der heutige clan chief betreibt in Irleornsay etwas weiter nördlich ein Hotel. Das dazugehörige Restaurant ist alles andere als ein McDonald’s: Es handelt sich um einen exklusiven Laden mit exorbitanten Preisen.
    Hinter Armadale wird die Straße für zwanzig Kilometer einspurig. Von Zeit zu Zeit gibt es geteerte Ausbuchtungen, die bei Gegenverkehr das Ausweichen ermöglichen. In den Straßenbelag sind immer wieder Metallgitter eingelassen: Sie dienen als Sperren für Schafe, denn die können mit ihren Hufen nicht über die schmalen Gitterstäbe laufen. Die Straße führt durch den »Garten von Skye«, wie die Sleat-Halbinsel heißt, nach Broadford. Vor der Küste liegt Pabay, die »Priesterinsel«, wo früher Piraten hausten. Drei Buchten weiter kommt man nach Portree, mit fünfzehnhundert Einwohnern die Hauptstadt der Insel. Der Name bedeutet im Gälischen »Königshafen«: Hier stach Jakob V., der Vater von Maria Stuart, 1540 in See, um den clan chiefs der übrigen Hebrideninseln Respekt vor der schottischen Krone beizubringen.
    Von Portree führt eine schmale Straße die Ostküste entlang zur Halbinsel Trotternish hinauf. Nach einer Weile stößt man links auf den Old Man of Storr, einen über fünfzig Meter hohen Basaltfelsen, der erst 1955 von Bergsteigern zum ersten Mal bezwungen wurde. Jetzt wird klar, warum Skye auf gälisch Eilean a’Cheo , die Nebelinsel, heißt: Der »alte Mann von Storr« ist im Nebel verschwunden. Zu seinen Füßen wurde 1891 ein sagenhafter Schatz gehoben: Broschen und Armreifen aus Silber sowie Münzen aus dem 10. Jahrhundert. Man nimmt an, dass die Gegenstände von Wikingern vergraben worden waren.
    Etwas weiter nördlich liegt der kleine Loch Mealt, der über die Klippen ins Meer fließt. Das Wetter meint es heute nicht gut. Der orkanartige Wind peitscht den Regen über den leeren Parkplatz am kilt rock , dessen Gesteinsformationen dem Muster der schottischen Nationaltracht, dem kilt , ähneln sollen. Der Rand der Steilklippe ist mit einem Metallgitter gesichert, das im Sturm wie eine Windharfe Töne von sich gibt.
    Kurz darauf wird die Straße wieder einspurig. Die Gegend heißt Flodigarry: Hier hat Flora MacDonald gelebt, und ganz in der Nähe bei Kilmuir ist sie auch begraben. Die berühmteste Frau in der Geschichte von Skye hat im Jahr 1746 Prinz Charles Edward, der in Schottland liebevoll Bonnie Prince Charlie genannt wird, nach seinem gescheiterten Aufstand zur Flucht verholfen, indem sie ihn als irische Magd verkleidete. Die Tat brachte ihr zwei Jahre im Tower von London ein. Danach lebte sie lange in Amerika, bevor sie 1779 nach Skye zurückkehrte, wo sie elf Jahre später starb. Überall auf der Insel stößt man auf die Spuren von Bonnie Prince Charlie, der das Gelingen seiner Flucht nach Frankreich aber nicht allein Flora MacDonald verdankt: Auch die ärmsten Inselbauern verschmähten damals das Kopfgeld von dreißigtausend Pfund und hielten dicht.
    An der Nordspitze der Trotternish-Halbinsel steht am Meer die Ruine von Duntulm Castle, das die MacDonalds Anfang des 17. Jahrhunderts in Besitz nahmen, um ihre Ländereien gegen ihre Erzfeinde, die MacLeods, zu verteidigen. Warum sie die Burg später räumten und verfallen ließen, ist nicht überliefert. Man erzählt sich, dass der Geist ihres Vorfahren Donald Gorm More MacDonald so lange dort herumgespukt ist, bis der clan entnervt auszog.
    Die Gegend, so scheint es, ist völlig menschenleer. Doch als der Regen etwas nachlässt, steht hinter einer Kurve plötzlich ein Tramper. Angus wohnt in Kilmalnuag und will einen Nachbarn in Linicro besuchen. Weil er aber nichts zu tun hat,

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