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Lesereise - Schweden

Lesereise - Schweden

Titel: Lesereise - Schweden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rasso Knoller
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hatte die Verteidigerin den Ruf, wie ein Kerl zu spielen. Da ist es nur konsequent, wenn sie jetzt mit ihnen spielt. Für Pedersen war das keine große Umstellung. Schwerer fiel es aber einigen ihrer Gegner. Als die Schweden an einem Turnier in Slowenien teilnahmen, unterbrach das gegnerische Team sogar das Aufwärmtraining, als sie sahen, wer da bei den Gästen mitspielte. Statt sich gegenseitig Bälle zuzupassen, schauten sie fasziniert zu, wie sich Pedersen stretchte.

Als Zwölftausendster ins Ziel
Auf Skiern auf den Spuren des Königs
    Meistens ist Dave Robson auf dem Hosenboden gelandet. Ski Fahren war seine Sache nicht. Vor einigen Jahren machte er mit seiner schwedischen Ehefrau bei Verwandten in Dalarna Winterurlaub. Dort stand er auch das erste Mal auf den Brettern, die zumindest den Skandinaviern die Welt bedeuten. Dave aber ist Engländer, außerdem lebte er damals auf Mallorca und schipperte als Kapitän einer Yacht Touristen übers Mittelmeer. Nicht die besten Voraussetzungen, sich als Skilanglauf-Ass auszuzeichnen.
    Seine Familie hatte deswegen nur ein müdes Lächeln für ihn übrig, als Dave ankündigte, er werde nun im folgenden Jahr am Wasalauf teilnehmen. »Die hielten mich für total verrückt«, sagt Dave rückblickend.
    Der Wasalauf ist nicht irgendein Skirennen. Er ist weit mehr als ein Sportereignis – er ist eine Institution, ja fast schon Teil der schwedischen Kultur. Seit 1922 begeben sich jedes Jahr Anfang März starke Männer in die Spur, um die neunzig Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Städten Sälen und Mora zurückzulegen. Frauen waren anfangs nicht zugelassen. Immer wieder mischten sich zwar einige mit angeklebtem Bart unter die männlichen Starter, doch offiziell mitmachen dürfen sie erst seit 1981.
    Der Lauf erinnert an Gustav Wasa, der im Winter 1521 vor den Dänen auf der Flucht war. Die führten damals in Schweden ein strenges Regiment und waren beim Volk verhasst. In Mora angekommen, versuchte Wasa, die Einheimischen zum Aufstand gegen die fremden Herrscher anzustacheln. Doch die wollten nicht so recht. Enttäuscht setzte der Flüchtling daraufhin seinen Weg in Richtung Norwegen fort. Gustav Wasa war noch keine drei Tage unterwegs, da überlegten es sich die Männer von Mora anders. Sie schickten ihm die beiden schnellsten Skiläufer hinterher, die ihn schon in Sälen einholten. Wasa kehrte auf ihr Bitten hin nach Mora zurück, schloss mit den dortigen Kämpfern ein Bündnis und zog mit ihnen in den Kampf gegen die Dänen.
    Zwei Jahre dauerte das blutige Gefecht gegen die fremden Herrscher. 1523 waren die Dänen endlich vertrieben, und Gustav Wasa bestieg den schwedischen Thron. Doch die Geschichte ging weiter, daran erinnert sich heute allerdings niemand mehr: Gustav Wasa entpuppte sich nämlich bald als rücksichtsloser und brutaler Herrscher. Und so erhoben sich seine alten Kampfgefährten, die Männer aus Dalarna, zwischen 1525 und 1531 dreimal gegen ihn. Doch sie wurden jedes Mal besiegt. Gustav Wasa kannte keine Gnade und ließ die Männer, die ihn einst an die Macht gebracht hatten, reihenweise aufknüpfen.
    Beim ersten Rennen im Jahre 1922 quälten sich hundertsechsunddreißig stramme Burschen aus der Gegend um Mora über die Strecke. Heute hingegen machen sich an die fünfzehntausend Läufer aus aller Welt auf den Weg. Es könnten sogar noch mehr sein, würden mehr Teilnehmer zugelassen. Wer im Folgejahr wieder dabei sein will, muss deswegen schon bald nach der Zieldurchfahrt das nächste Anmeldeformular ausfüllen.
    Die meisten Starter bereiten sich intensiv auf das Rennen vor. So auch Dave Robson. Er trainierte in der mallorquinischen Hitze auf Rollerskiern. Dafür musste er sich von den Einheimischen, denen ein solch sonderbares Sportgerät völlig unbekannt war, so einige spöttische Bemerkungen gefallen lassen. Doch Dave war das egal – und tatsächlich stand er ein Jahr später am Startplatz in Sälen.
    »Der Start ist das größte Erlebnis«, erzählt er. Bevor es losgeht, wärmen sich alle Teilnehmer gemeinsam auf. Wie ein riesiges Ballett wirkt es, wenn fünfzehntausend Menschen synchron ihre Arme kreisen lassen oder im Wechsel die Ski anheben. Die Spannung steigt immer mehr, »man wünscht sich nur noch, dass es endlich losgeht«, sagt Dave.
    Die Spitzenläufer sind schon längst auf der Strecke, wenn in die hinteren Reihen Bewegung kommt. Während die Stars vom Start weg Tempo machen, gehen es Läufer wie Dave gemütlich an. Auch er hatte am

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