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Lesereise - Schweden

Lesereise - Schweden

Titel: Lesereise - Schweden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rasso Knoller
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ein Kochnationalspieler zu einem größeren Verein. Hier wie dort will kein Talent in der Provinz versauern.
    Carina Brydling und Anna Arvids sind die einzigen Frauen im Team. Zwei Frauen unter zwölf Männern – wo bleibt da die Gleichberechtigung? Während zu Hause die Frauen am Herd stehen, sind die Sterneküchen meist fest in Männerhand. Mit dem Kochberuf habe diese Diskrepanz nichts zu tun, glaubt Brydling. Es sei nicht anders als in anderen Berufen – die Frauen seien meist nicht so ehrgeizig, und wenn Kinder kämen, setzten sie ganz mit dem Beruf aus. »Wer Erfolg haben will, kann sich das nicht leisten«, meint die Spitzenköchin. Diese Antwort aus dem Mund einer Schwedin verwundert, gelten doch die Skandinavier als Vorzeigeland der Gleichberechtigung.
    Auch Brydling, dreiunddreißig, ist unverheiratet – und kinderlos.

Harte Verteidigung
Eine Frau führt eine Männerfußballmannschaft zum Sieg
    Der Zweimetermann überquert das Spielfeld. In kurzen Hosen und mit einem Trikot, das am Bauch etwas spannt – er wiegt locker zwei Zentner. Knapp vor ihm rollt der Ball. Der Riese hat schon einen Gegner umkurvt, und zwischen ihm und dem Tor steht jetzt nur noch eine Frau. Knapp einssiebzig ist sie groß, und schlank. Der Riese holt aus zum Schuss – doch bevor sein Fuß den Ball überhaupt berührt, ist der schon weg. Marie Pedersen ist zum Gegenangriff übergegangen.
    Ein Sommersonntag in der schonischen Kleinstadt Eslöv, auf dem Fußballfeld. Als Marie Pedersen den Platz zur ersten Halbzeit betritt, richten sich alle Blicke auf sie. Sie hat lange blonde Haare, braun gebrannte Beine und ein gewinnendes Lachen. Als Mannschaftskapitän läuft sie als Erste aufs Feld. Marie Pedersen spielt Fußball – in einer Männermannschaft.
    Bis vor fünf Jahren hat die heute Dreißigjährige bei den Damen von Eslöv BK in der dritten Liga gekickt. Und damit für ein populäres Team. Denn Frauenfußball hat in Schweden einen hohen Stellenwert. Die Nationalmannschaft ist regelmäßig Widersacher der deutschen Fußballfrauen, wenn es um Welt- und Europameistertitel geht. Sowohl die Deutschen als auch die Schwedinnen spielen in der absoluten Weltspitze. Trotzdem werden im deutschen Fernsehen kaum Frauenspiele übertragen, in den überregionalen Sendern werden nicht einmal die Erstliga-Ergebnisse vermeldet.
    In Schweden ist das anders. Da flimmern die Spitzenspiele regelmäßig über den Bildschirm. Die Stars der Frauennationalmannschaft sind nicht nur Insidern ein Begriff und gefragte Werbe-Ikonen. Als die Schwedinnen beispielsweise 2003 im Finale der Fußballweltmeisterschaft gegen Deutschland antraten, saß fast jeder zweite Schwede vor dem Fernsehgerät und drückte den Kickerinnen die Daumen. Dass damals trotzdem Deutschland nach Verlängerung gewann, ist eine andere Geschichte.
    Auch in der dritten schwedischen Liga wird nicht nur zum Spaß gespielt. Vielmehr wird mehrmals wöchentlich trainiert. Nach der Geburt ihres Kindes musste Pedersen kürzertreten, der Trainingsaufwand war zu hoch. Und da es keine zweite Damenmannschaft gab, wechselte sie zu den Männern. »Die nehmen es hier nicht so ernst, trainieren kaum und treffen sich nur zu den Spielen«, sagt Pedersen. Ideale Voraussetzungen für eine Frau mit Kind, die zudem nach der Arbeit noch die Jugendmannschaft des Vereins trainiert.
    Das Problem: Im regulären Spielbetrieb gibt es auch in Schweden keine gemischten Mannschaften. So viel Gleichberechtigung geht dem Schwedischen Fußballverband dann doch zu weit. Deswegen spielt Pedersen nun in der Firmenliga von Schonen – als einzige Frau unter Hunderten von Männern.
    In ihrer neuen Mannschaft ist sie die Einzige, die schon seit frühester Jugend spielt. Ball Annehmen, Passen, Schießen – das alles beherrscht sie perfekt. Seit Pedersen mitspielt, geht es mit der Männermannschaft von Eslöv aufwärts. Inzwischen stehen auch schon die ersten Pokale im Trophäenschrank. Auch der Trainingseifer hat zugenommen, seit die attraktive Blonde im Team ist.
    Probleme mit ihren männlichen Mitspielern hatte sie nie. Auch Machosprüche hat sie bislang keine gehört. Im Gegenteil: Anfangs seien die Männer viel zu vorsichtig mit ihr umgegangen, sagt Pedersen rückblickend. Inzwischen habe sich das geändert. »Sie haben bemerkt, dass ich genauso hart spiele wie sie und auch ziemlich hinlangen kann.« Tatsächlich hat Pedersens Spielweise ihr bereits die ein oder andere Rote Karte eingebracht. Schon in der Damenmannschaft

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