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Lesereise - Schweden

Lesereise - Schweden

Titel: Lesereise - Schweden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rasso Knoller
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Geschichte ist frei erfunden, kann sich so aber an jedem Wochenende in Dutzenden schwedischen Familien ereignen: Der Filius der Familie kommt stolz vom Fußballspiel nach Hause und erzählt, er habe drei Tore geschossen. Ein Lob vom Papa bekommt er trotzdem nicht, vielmehr die gut gemeinte Ermahnung, er solle jetzt bloß nicht abheben.
    Mein Journalistenfreund Lasse findet so etwas natürlich total unpädagogisch. Er lobt seinen Sohn auch, wenn der kein Tor schießt. Die jüngere Generation löst sich allmählich von den alten Verhaltensmustern, und auch in Skandinavien zieht der Individualismus ein. Inzwischen darf man sogar gut sein.
    Nachsatz: Lasse heißt übrigens ganz anders. Er hat mir erlaubt von ihm zu erzählen, seinen richtigen Namen wollte er aber nicht gedruckt lesen. Es solle ja niemand glauben, er wolle mit seinem Journalistenpreis angeben.

Hilfe, die Dänen kommen
Eine Brückentour ins Nachbarland
    Christer, vierunddreißig, verlässt jeden Morgen seine Wohnung am Stadtrand von Malmö, startet seinen Volvo und fährt nach Kopenhagen. Er ist Däne, arbeitet als Lehrer an einem Gymnasium und wohnt seit zwei Jahren in Schweden. »Alles ist billiger hier«, sagt Christer. Wenn er den Mietpreis für seine Wohnung nennt, strahlen seine Augen, als habe er im Supermarkt ein Schnäppchen ergattert. Trotz der niedrigen Monatsmiete will Christer bald eine Wohnung kaufen. Auch das ist in Malmö günstiger. »In Kopenhagen könnte ich mir etwas Ähnliches niemals leisten«, meint er. Allerdings sollte er sich damit beeilen. Weil so viele Dänen nach Südschweden ziehen, steigen hier die Immobilienpreise so sehr wie nirgendwo sonst in Schweden. Ein rasanter Anstieg, der Leute wie Lennart Andén freut. Andén ist Immobilienmakler in Malmö – und fast die Hälfte seiner Kunden kommt heute schon aus Dänemark.
    Die siebenundfünfzig Meter hohe Brücke über den Öresund verbindet Schweden und Dänemark seit der Jahrtausendwende. Sie hat in der Region einiges verändert. Seit die umständliche Schiffspassage weggefallen ist, sind Malmö und Kopenhagen zu einer Metropole zusammengewachsen. Mehr als dreieinhalb Millionen Menschen leben im Großraum Kopenhagen/ Malmö. »Malmhagen« oder »Kopenmö« ist damit so groß wie Berlin – und die bevölkerungsreichste Stadt im Norden. Jetzt holen sich die Menschen das Beste aus beiden Städten: Um zu arbeiten, fahren viele Schweden nach Kopenhagen. Dort kann man deutlich mehr verdienen, und auch das Kulturangebot in der dänischen Hauptstadt ist besser. Umgekehrt wohnen viele Dänen in Malmö oder fahren zum Einkaufen dorthin. Nur der Alkohol ist teurer – Tuborg oder Carlsberg kauft man in Kopenhagen. Europa wächst zusammen – zumindest am Öresund.
    Imposant ist sie schon, die Brücke, die die dänische Königin Margarethe und ihr schwedischer Kollege Carl Gustaf am 1. Juli 2000 nach fünfjähriger Bauzeit einweihten. Fast acht Kilometer ist sie lang – und macht damit doch nur knapp die Hälfte des gigantischen Bauwerks aus. Weitere vier Kilometer Straße verlaufen über eine künstliche Insel; ebenso lang ist der Tunnel, durch den man am Stadtrand von Kopenhagen ins Meer abtaucht. Pläne zum Bau einer Brückenverbindung zwischen Schweden und Dänemark gab es schon lange. Doch die hochfliegenden Ideen scheiterten an der technischen Realisierbarkeit. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wäre ein solch gigantisches Bauwerk schlicht nicht zu verwirklichen gewesen. In den Jahren danach fehlte es entweder an Geld oder an politischem Willen – manchmal auch an beidem.
    Wir haben inzwischen die Auffahrt zur Brücke erreicht. Die Fahrzeuge vor uns halten an der Mautstation an, Christer hingegen fährt einfach weiter. Ich blicke ihn fragend an, er antwortet nur kurz: »Brobizz«, und weist auf das kleine »Kästchen« an seiner Windschutzscheibe. Das Gerät ist sein Ticket, jede Brückenüberfahrt wird automatisch registriert und der entsprechende Betrag abgebucht. Christers Fahrkarte ist billiger als die Einzelfahrkarte. Es wundert mich nicht: Christer ist der König der Schnäppchenjäger – und man kann sicher sein, dass er alles gut durchkalkuliert hat. Als ich ihn frage, ob sich der Umzug nach Malmö denn auch lohne, wenn man den Brückenzoll und das Benzin mit einrechne, rasselt er eine Kolonne von Zahlen herunter. Und kommt unter dem Strich noch immer auf eine fünfzigprozentige Ersparnis.
    Der Blick von der Brücke zieht mich in seinen Bann. Die Sonne scheint und

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