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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Tabitha nicht von der Seite, sei es Tag oder Nacht. Sie verweigerte das Essen sogar, wenn Giles es ihr brachte. Matilda stand flehend vor der geschlossenen Tür, doch Lily ignorierte sie völlig. Sie hoffte inständig, dass der Doktor oder Giles Lily zur Vernunft bringen konnten, wenn sie den Raum beim nächsten Mal betreten würden.
    »Ich habe alles versucht«, versicherte Giles müde, als er am dritten Abend in die Küche kam, um eine Schale mit frischem Wasser zu füllen. »Auch Doktor Kupicha wollte sie überzeugen, aber sie hört einfach nicht auf uns. Was soll ich sonst noch tun? Ich kann sie nicht zwingen herauszukommen, damit du ihren Platz einnehmen kannst.«
    »Doch, genau das sollten Sie«, entgegnete Matilda energisch. »Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich sie aus dem Raum zerren. Tabitha ist auch Ihr Kind, Sir. Sie sollten überlegen, was das Beste für das Mädchen ist, und danach handeln, anstatt sich von Ihrer Frau herumkommandieren lassen, die eindeutig verrückt geworden ist.«
    »Das reicht jetzt, Matilda«, fuhr er sie wütend an. »Ich werde nicht dulden, dass du so mit uns sprichst. Vielleicht hat Mrs. Milson ja doch Recht. Sie meinte, du wolltest die Kontrolle über das ganze Haus übernehmen.«
    Das brachte für Matilda das Fass zum Überlaufen. Sie hatte diesen Mann durch dick und dünn begleitet und ihm in jeder Lebenslage Unterstützung geboten. Doch nun betete er einfach die Worte seiner wahnsinnigen Frau nach, nur weil ihm plötzlich der Sinn danach stand!
    »Wenn sie das wirklich glaubt, werde ich sofort gehen«, gab sie mit funkelnden Augen zurück. »Für den Fall, dass Sie es vergessen haben, Reverend Milson, ich liebe Tabitha wie mein eigenes Kind. Nach Mrs. Milsons ungerechtfertigten Vorwürfen vor ein paar Tagen hätte ich eigentlich längst gehen müssen. Doch ich konnte es nicht, weil mir Ihr Kind so wichtig ist. Aber seien Sie unbesorgt. Am Morgen werde ich fort sein und Sie mit Ihrer gestörten Frau allein lassen.«
    Sie ließ Giles in der Küche stehen und rannte nach oben. In wenigen Minuten hatte sie ihre Sachen zusammengepackt. Sie besaß nur drei Kleider, ein paar Sonntagsschuhe, ihren Mantel und ein wenig Wäsche. Morgen würde sie das Boot nach Charleston nehmen und nach Flynn suchen. Sie hoffte nur, dass sie mit ihren Ersparnissen – elf Dollar – das Ticket bezahlen konnte. Was die Milsons betraf, hatte Flynn Recht gehabt. Wie hatte sie nur annehmen können, dass sie sich um sie sorgten? Sie kümmerten sich nur um sich selbst.
    Am nächsten Morgen stand Matilda mit dem ersten Lichtstrahl auf, nahm ihre Tasche und öffnete vorsichtig die Tür. Sie wollte keinem mehr begegnen, doch als sie an Tabithas Zimmer vorbeiging, hörte sie Lily schluchzen und verzweifelte Stoßgebete zum Himmel schicken. Jegliches Mitleid, das sie noch für Lily verspürt hatte, verflog, und Wut trat an seine Stelle. Wie konnte die Frau ein krankes Kind noch zusätzlich mit Tränen und ihrer eigenen Verzweiflung ängstigen?
    Während sie am Treppengeländer stand, entschloss sie sich zum Eingreifen. Obwohl sie Angst hatte, gegen Lilys ausdrücklichen Wunsch zu verstoßen, wusste sie, dass sie keine andere Chance hatte, wenn sie Tabithas Leben retten wollte.
    Als sie das Zimmer betrat, sah sie sofort, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Der abgedunkelte Raum war heiß und stickig, der Geruch von Erbrochenem überwältigend. Tabitha war in mehrere Decken und ein Federbett gehüllt. Lily kniete neben dem Kind auf dem Fußboden und schluchzte in die Bettlaken, ohne Matildas Anwesenheit zu bemerken.
    Matilda ging an der Weinenden vorbei und legte Tabitha die Hand auf die Stirn. Sie glühte förmlich! Matilda wusste instinktiv, dass die Kleine sterben würde, wenn sie nicht möglichst schnell abgekühlt wurde.
    Sie fasste Lilys Schulter und befahl ihr aufzustehen. »Holen Sie ein paar saubere Handtücher und die Maske, die Sie benutzen, wenn Sie Kopfschmerzen haben«, sagte sie forsch. »Ich werde ein Bad für Tabitha bereiten.« Als sie die Zinkwanne im Garten unter die Pumpe gestellt hatte und wieder ins Kinderzimmer kam, war sie kaum überrascht, dass Lily sich nicht von der Stelle gerührt hatte. »Besorgen Sie mir wenigstens die Tücher«, drängte Matilda, griff nach einem Unterrock, der auf einem Stuhl lag, und legte ihn Tabitha über die Augen. »Beeilen Sie sich.«
    Als sie mit der Kleinen in Richtung Tür ging, schluchzte Lily laut auf und zerrte an Matildas

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