Lesley Pearse
Schürze. »Leg sie wieder hin!«, kreischte sie. »Du bist entlassen.«
»Ich werde das Haus verlassen, sobald es Tabitha besser geht«, zischte Matilda durch die Zähne.
Sie rauschte die Treppe hinab; Giles kam ihr im Nachthemd entgegen.
»Was ist passiert?«, fragte er alarmiert.
»Tabbys Fieber muss gesenkt werden. Weinen und Gebete helfen ihr nicht weiter. Und um Himmels willen, bringen Sie Ihre Frau dazu, mit dem Weinen aufzuhören. Das wird Tabitha nicht helfen.« Sie blieb nicht einmal stehen, um ihm weitere Erklärungen zu geben.
Der Anblick des sich im kalten Wasser windenden Körpers des Mädchens, das sie so sehr liebte, schmerzte Matilda zutiefst. Es erschien ihr so unendlich grausam, aber sie wusste genau, dass es die einzige Möglichkeit war, das Kind zu retten.
Giles kam genau im richtigen Moment herausgelaufen, um zu sehen, was sie mit seiner Tochter anstellte. »So nicht, Matty!«, rief er aus, wobei sein vorher gerötetes Gesicht erbleichte. »Kaltes Wasser!«
»Vertrauen Sie mir«, bat sie ihn. »Es brennt sie von innen aus, ich muss es tun. Holen Sie mir ein paar Handtücher für Tabitha und etwas zu trinken.«
»Es wird dir bald besser gehen, Tabby«, raunte sie dem Kind beruhigend zu, während sie es mit fester Hand unter Wasser tauchte und sein Haar befeuchtete. »Nur noch einen kleinen Moment, dann ziehe ich dir ein trockenes Nachthemd an und bringe dich ins Bett.«
Nach ein paar Minuten hörte Tabithas Körper auf, sich zu verkrampfen, und sie atmete ruhiger.
»Jetzt wird alles gut«, sagte Matilda beruhigend und nahm das Kind auf den Arm. »Matty hält dich fest.«
Eine Stunde später kam Dr. Kupicha. Giles war den ganzen Weg zu seinem Haus gelaufen, um ihm atemlos zu berichten, was Matilda gerade mit seiner Kleinen anstellte, doch als die beiden Männer gemeinsam in der State Street erschienen, hatte Matilda Tabitha schon in ein sauberes Bett gebracht, wo sie friedlich eingeschlafen war. Sie hatte die Fenster geöffnet, und eine leichte Brise erfrischte den Raum.
»Du hast genau das Richtige getan, Matty«, lobte Dr. Kupicha, nachdem er seine kleine Patientin untersucht hatte. »Die Gefahr ist jetzt gebannt, und ich denke, Tabby wird überleben.«
»Wie geht es Mrs. Milson?«, erkundigte sich Matilda. Sie hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie die Treppen mit Tabitha hinuntergelaufen war, und seitdem keinen Gedanken an sie verschwendet. Doch sie war über Tabbys Fortschritte so erleichtert, dass sie wieder ein wenig Anteilnahme für ihre Herrin zeigen konnte.
Dr. Kupicha lächelte. Seiner Meinung nach war Mrs. Milson ein hoffnungsloser Fall. Sie war so voller Ängste, dass sie leicht die Schwelle zum Wahnsinn überschreiten konnte. »Reverend Milson hat sie zu Bett gebracht, und dort sollte sie auch die nächsten Tage bleiben, denn sie ist vollkommen erschöpft. Ich kann mich darauf verlassen, dass du dich um Tabitha kümmern wirst?«
»Natürlich. Ich liebe sie doch«, antwortete Matilda wie selbstverständlich.
Für den Doktor umschrieb diese Aussage den Charakter des jungen Kindermädchens auf das Genaueste. Matilda ließ sich durch ihr Herz anleiten, und sie hatte ein besseres Herz als die meisten Menschen. Sie verdiente ein eigenes Leben, eigene Kinder, aber er spürte, dass sie wohl immer erst anderen helfen würde, ihre Träume zu erreichen, bevor sie an ihre eigenen dachte.
»Matty!«
Matilda war in einem Sessel neben Tabithas Bett eingeschlafen, aber sie schreckte sofort hoch, als sie die schwache Stimme des Kindes hörte.
»Ist es schon Morgen?«, fragte Tabitha, als sich ihre große Freundin über sie beugte.
Matilda schob die dicken Vorhänge ein wenig zurück und sah, dass die Sonne gerade aufging. »Ja, aber es ist noch sehr früh«, entgegnete sie und legte ihre Hand auf Tabithas Stirn. Das Fieber war gesunken, und Tabbys Haut fühlte sich warm und nicht mehr trocken an. Tabitha sah sie mit großen Augen an. »Wie geht es dir, mein Liebling?«, fragte Matilda.
»Ich bin durstig«, maulte sie. »Und ich muss mal.«
Niemals waren ihr die Worte des Kindes süßer erschienen. Sie setzte Tabitha auf den Nachttopf und goss dann ein Glas Wasser ein, das sie an den Mund der Kleinen führte.
»Ich kann es selber halten, ich bin doch kein Baby«, erklärte Tabitha vorwurfsvoll. Sie griff mit ihren kleinen Händen nach dem Glas und nahm einen großen Schluck.
»Möchtest du auch etwas essen?«, bot Matilda an und wunderte sich, dass sogar der Husten verschwunden
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