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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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sollen.
    »Von denen, die es sich leisten können«, meinte er schulterzuckend. »Manche Leute haben ihre Wagen so voll geladen, dass sie niemals die Berge hochkommen werden. Ich bin froh, dass Sie nicht zu diesen Dummköpfen gehören.«
    Wieder fragte sich Matilda, ob dies ein Kompliment oder ein Vorwand sein sollte, um mehr über ihre Lebensumstände zu erfahren. Sie wünschte, sie müsste nicht jedes seiner Worte so genau analysieren, denn ein freundliches, offenes Gespräch mit ihm wäre ihr viel lieber gewesen.
    »Meine Freunde in Oregon haben mir geraten, mit leichtem Gepäck zu reisen«, sagte sie leichthin. »Ich habe gehört, dass einer der Mitreisenden ein Klavier dabeihat, was mir persönlich gefährlich und verrückt vorkommt.«
    »Genauso verrückt wie die Reise mit dem Wissen zu beginnen, dass man unterwegs ein Kind bekommen wird«, erwiderte er und sah ihr direkt ins Gesicht.
    Sie wurde feuerrot. Gern hätte sie gewusst, ob dies eine allgemeine Aussage sein sollte oder ob er ihren anschwellenden Bauch bereits bemerkt hatte. Was auch immer er jedoch gemeint hatte, es war unanständig für einen Mann, eine solche Sache überhaupt offen anzusprechen. Sie entschloss sich, ihn zu ignorieren, wie Lily es sicherlich getan hätte. Aber anstatt weiter nach vorne zu reiten oder zum Ende des Trecks zurückzukehren, blieb er auf ihrer Höhe und ritt weiter neben ihr her, nicht mehr als einen halben Meter entfernt. Obwohl sie angestrengt nach vorne zu ihrem Leitochsen blickte, bemerkte sie, dass der Captain sie beobachtete, was sie sehr nervös machte.
    »Ich weiß es«, erklärte er schließlich.
    Sie sah ihn erschrocken an. Er grinste unverschämt zurück. Sein Hut war zurückgeschoben, sodass Matilda ihm geradewegs in die leuchtend blauen Augen schauen konnte.
    »Ich weiß, wann eine Frau schwanger ist. Dazu muss ich mir nur ihren Gang ansehen. Deshalb brauchen Sie es gar nicht erst abzustreiten, Mrs. Jennings.«
    »Sind Sie nicht ein cleverer Teufel?«, rief sie wütend aus. »Wo ich herkomme, halten sich Gentlemen mit derart persönlichen Bemerkungen zurück.«
    Er lachte. »Ich habe nie behauptet, ein Gentleman zu sein. Wenn der Treck an seinem Ziel angekommen ist, werden Sie noch dankbar sein, dass ich kein Gentleman bin.« Er ritt weiter und ließ sie zitternd vor Wut zurück.
    Ende Mai veränderte sich die Landschaft wieder, und sie hatten unterwegs weder genügend Wasser noch Futter für die Tiere. Die Gegend war trocken, felsig, unfruchtbar, und tagsüber war es so heiß, dass sie meinten, bei lebendigem Leib geröstet zu werden.
    Da Matilda und Tabitha nur vier Ochsen, aber viele Wasserkanister hatten, litten ihre Tiere nicht so schlimm wie andere im Treck. Dennoch konnten sie kein Wasser mehr zum Waschen verschwenden, und das Trinken musste auf das absolute Minimum beschränkt werden. Ihre Augen waren vom Staub gerötet, die Sonne hatte ihre Gesichter verbrannt, und manchmal war Matilda so müde, dass sie auf dem Kutschbock einschlief, nur um jedes Mal panisch hochzuschrecken, wenn sich die Ochsen zur Seite wendeten. Glücklicherweise waren sie es gewohnt, dem Wagen vorne zu folgen, sodass sie kaum der Führung durch Matilda bedurften. Manchmal waren die Tiere abends sogar zu müde zum Fressen. Es war ein bemitleidenswerter Anblick, wie sie sich einfach hinfallen ließen, sobald Matilda ihnen das Geschirr abgenommen hatte. Tabitha taten die Ochsen so Leid, dass sie Grasbüschel ausriss und sie ihnen vor die Nase hielt.
    Matilda konnte ihren gewölbten Leib nun nicht mehr verbergen. Selbst mit einer Schürze über ihrem Bauch war ihr Zustand offensichtlich. Sie sehnte sich nach weiblicher Gesellschaft, besonders um Ratschläge für die Geburt zu erhalten, aber dennoch war sie bemüht, sich von den anderen Menschen abzugrenzen, denn Lügen fielen ihr schwer, und sie fürchtete, sie könnte die Wahrheit über ihre Situation offenbaren. Während sie das Abendessen zubereitete, ließ sie Tabitha laufen und Kontakte und Freundschaften schließen, aber sobald sie gegessen hatten, kletterten sie gemeinsam zum Schlafen auf den Wagen.
    Sie wurde noch oft von zärtlichen Erinnerungen an Giles heimgesucht, aber dennoch sah sie jetzt klarer als zu Beginn der Reise. Ihr Ziel musste es sein, seinen beiden Kindern ein gutes Leben zu verschaffen. Nur darauf wollte sie zusteuern. Oregon mochte ein weitläufiger Ort sein, doch Gerüchte verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Wenn sie sich von den Mitreisenden fern hielt,

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