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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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würde sie wenigstens nichts tun oder sagen, was dem gesellschaftlichen Ansehen der Kinder einmal schaden könnte.
    Am neunten Juni erreichten sie beim Einsetzen der Abenddämmerung Fort Laramie. Matilda stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, denn dies würde zwei Tage Erholung und Sicherheit bedeuten. In den letzten Tagen waren viele Sioux gesichtet worden, und an einem Morgen hatten sie entdeckt, dass während der Nacht ein paar Pferde gestohlen worden waren. Seitdem hatte Matilda mit einem Arm um Tabitha, mit dem anderen um ihr Gewehr geschlafen.
    Obwohl das Fort ein einsamer Außenposten war, waren Soldaten zu ihrem Schutz dort. Die Reisenden konnten ihre Lebensmittelvorräte aufstocken, Reparaturen an den Wagen durchführen und Briefe an ihre Familien aufgeben.
    Nachdem sie das Lager unten am Fluss aufgebaut hatten, gingen Matilda und Tabitha wie alle anderen in das Fort, um nachzuschauen, was in den Geschäften angeboten wurde. Die Preise für jegliche Ware waren jedoch drei Mal so hoch wie in Independence. Zum Glück benötigte sie nichts so dringend, dass sie es hier hätte kaufen müssen.
    Schlimmer noch als den Gestank in den Gassen und die überzogenen Preise fand sie jedoch das Benehmen und das abgetakelte Äußere der Soldaten. Nur wenige trugen richtige Uniformen, sie waren schmutzig und unrasiert. Sie spielten Karten und starrten den Frauen hinterher. Manche von ihnen waren so betrunken, dass sie nicht einmal mehr stehen konnten.
    Als Matilda und Tabitha mit leeren Händen aus dem Fort eilten, unterbrach Captain Russell sein Gespräch mit einem Offizier und kam zu ihnen herüber. »Haben Sie nichts gekauft? Brauchen Sie keine Lebensmittel?«
    »Nicht so dringend, dass ich die Preise hier in Kauf nehmen würde!«, antwortete Matilda entrüstet. »Und zu dem Gestank und den schrecklich schmutzigen Soldaten: Ich kann kaum glauben, was ich gerade gesehen habe.«
    Er lachte. »Möchten Sie, dass sie sich rasieren und ihre Stiefel polieren, obwohl sie nirgendwohin gehen müssen?«
    Seine Toleranz überraschte sie, denn sie hatte ihn niemals schmutzig oder unrasiert gesehen, sogar sein Haar war stets gekämmt und sein Bart gestutzt.«
    »Aber die Trinkerei!«, rief sie aus. »Was passiert, wenn die Indianer angreifen? Wie sollten diese Männer sich und uns verteidigen?«
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte er. »Soldaten kämpfen besser mit Alkohol im Blut. Würden Sie hier ohne eine wirkliche Beschäftigung festsitzen und Ihre Heimat und Ihre Lieben vermissen, würden Sie auch mit dem Trinken beginnen.«
    »In England würde man Soldaten ein solches Verhalten niemals gestatten«, entgegnete sie und sah plötzlich deutlich Queen Victorias Reitergarde vor sich.
    Er schaute sie amüsiert an. »Das ist nicht England, Ma’am. Es ist ein weites, wildes und oft grausames Land, und es kann die Menschen auch zu dem machen, was Sie gerade gesehen haben. Ich habe selbst viele Jahre in solchen Forts verbracht und Dinge gesehen, von denen mir als Kadett in West Point keiner berichtet hatte. Aber heute kann ich Ihnen versichern, dass ich lieber mit zehn ausgesuchten Männern vom Fort Laramie in den Kampf ziehen würde als mit zwanzig sauberen Milchgesichtern aus dem Osten.«
    Matilda blickte ihn an und bemerkte erstmalig, wie edel seine Gesichtszüge waren. Er hatte schöne, volle Lippen, eine elegante, ja fast aristokratische Nase und hohe Wangenknochen. Sein Aussehen und seine Worte verrieten, dass er tatsächlich als Gentleman erzogen worden war. Offenbar hatte er aber an irgendeinem Punkt in der Vergangenheit seiner Klasse den Rücken gekehrt. Er war in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Mann, und sie wurde plötzlich sehr neugierig.
    »Sind Sie verheiratet, Captain?«, erkundigte sie sich. Zu spät fiel ihr auf, dass eine solch direkte Frage eine entsprechende Gegenfrage provozieren könnte. »Ich frage nur, weil ich es mir hart vorstelle, eine Familie und Kinder zu haben, wenn man so oft von zu Hause fortmuss«, fügte sie schnell hinzu.
    »Meine Frau starb vor vier Jahren, Ma’am!«, antwortete er spitz und schaute zum Camp am Fluss hinunter. »Sie gehen besser rasch zurück. Die Luft ist dort etwas besser, Mrs. Jennings. Ruhen Sie sich gut aus, und vielleicht probieren Sie auch mal ein paar Drinks.«
    Matilda eilte davon und fühlte sich durch die Zurückweisung verletzt. Sie nahm sich vor, ihn in Zukunft vollständig zu ignorieren.
    Wie soll man an diesem Ort überhaupt Ruhe finden?,

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