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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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wie die Frauen im Finders Court. Es war eine Folge der Armut, zu vieler Geburten, harter Arbeit und schlechten Essens. Sie war höchstens vierundzwanzig, sah aber viel älter aus. Ihre mageren Schultern waren gebeugt, ihre Zähne schadhaft und ihre braunen Haare glanzlos.
    »Ihr Husten klingt nach Masern«, sagte Matilda zu der Frau. »Aber lassen Sie mich einen Blick auf die Kinder werfen.«
    Im Wageninnern lagen die fünf Geschwister dicht aneinander gedrängt im Bett. Das jüngste Kind war etwa ein Jahr alt, das älteste an die sieben Jahre. Matilda fühlte ihnen die Stirn. Sie glühten allesamt, und ihre Haut war trocken, genau wie sie es bei Tabitha damals erlebt hatte.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass es die Masern sind«, meinte Matilda, als sie wieder aus dem Wagen kletterte. Sie erklärte der Mutter, wie sie die Kinder pflegen sollte, doch im Stillen hatte sie die Hoffnung bereits aufgegeben. Damals hatten sie Tabitha beinahe verloren, obwohl sie sie in einem richtigen Haus gepflegt und täglich die Hilfe eines Arztes zur Verfügung gehabt hatten. Was noch schlimmer war: Die Donniers hatten in den letzten Wochen wahrscheinlich mit vielen anderen Kindern Kontakt gehabt. Sicher würde sich die Krankheit bald im ganzen Camp verbreitet haben. Wahrscheinlich war der Junge, der bereits in Independence krank gewesen war, der Träger der Masern gewesen. Sie beschloss, mit Captain Russell darüber zu sprechen, sobald sie Mrs. Donnier geholfen hatte, die Kinder zu waschen und abzukühlen. Die Frau sah zu müde aus, um mit der Arbeit allein zurechtzukommen.
    Erst zweieinhalb Stunden später ging Matilda zu ihrem Wagen zurück. Doch obwohl sie müde vom Wassertragen, dem Hochheben der Kinder und dem Waschen der schmutzigen Bettlaken war, konnte sie sich nicht ausruhen. Sie kochte vor Wut. Mr. Donnier hatte die ganze Zeit über keinen Finger gerührt. Stattdessen hatte er mit einer Gruppe Männer im Schatten gesessen und Karten gespielt. Nur ein Mal hatte er das Wort an seine Frau gerichtet, nämlich als er hatte wissen wollen, wann das Essen fertig sein würde.
    Marie Donnier war sicher keine besonders kluge Frau. Sie erinnerte Matilda an die Ochsen, die geduldig die Planwagen zogen und weiterliefen, die Augen nur auf den unmittelbaren Weg vor sich gerichtet. Wie die Ochsen würde Marie arbeiten, bis sie tot umfiel, was ihr rüpelhafter Ehemann zweifellos erst dann bemerken würde, wenn er kein Essen mehr vorgesetzt bekäme.
    Captain Russell sprach gerade mit einer Gruppe Männer, die Salz in das Fell des Wapitis rieben. Als er Matilda sah, unterbrach er sein Gespräch mit ihnen und kam breit grinsend zu ihr herüber.
    »Wie geht es unserer Heldin?«, fragte er. »Innerhalb weniger Stunden haben Sie sich von einer Einsiedlerin in eine gefragte Persönlichkeit verwandelt.«
    Matilda überging diese Bemerkung und erzählte ihm ohne Umschweife von der Krankheit der Donnier-Kinder. »Sie wissen doch sicher, wie ansteckend Masern sind?«
    »Natürlich«, antwortete er und sah plötzlich sehr besorgt aus. »Wir müssen den Wagen der Donniers isolieren.«
    »Dafür ist es bereits zu spät«, sagte Matilda. »Genauso wie es für Mrs. Donnier zu spät ist, gegen dieses nutzlose Stück Büffeldreck etwas auszurichten, mit dem sie verheiratet ist.«
    Er lachte.
    »Wagen Sie es nicht, mir ins Gesicht zu lachen«, drohte sie bissig. »Es ist schlimm genug, bei jeder Rast beobachten zu müssen, wie sich die Frauen halb tot arbeiten, während ihre Männer wie die feinen Herren im Schatten sitzen. Aber dieser Mann hat nicht einmal Wasser geholt, um seine kranken Kinder abzukühlen! Man sollte ihn zur Strafe auspeitschen.«
    Zu ihrer Überraschung stimmte Captain Russell zu. »Sie haben Recht, Mrs. Jennings. Seitdem ich die Trecks nach Oregon begleite, habe ich nur zu oft gesehen, wie schlecht viele Frauen behandelt werden. Ich wollte schon einige Männer auspeitschen lassen, weil sie ihre Pflichten als Väter und Ehemänner vernachlässigt haben. Doch sagen Sie mir jetzt, wie wir die weitere Verbreitung der Masern verhindern können.«
    Matilda staunte. Er war ehrlich genug zuzugeben, dass er nicht weiterwusste und ihren Rat benötigte. Es tat gut, endlich als Gleichberechtigte behandelt zu werden. »Wir können nicht viel tun, außer herauszufinden, welche Kinder mit den Donniers gespielt haben. Diese Kinder müssen dann von der Gruppe isoliert werden, bis wir sicher sein können, dass sie sich nicht angesteckt haben.«
    Er nickte

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