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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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damals gegen ihn gestellt. James war verstoßen worden, und seine früheren Freunde hatten ihn gemieden. Das kümmerte James zunächst nicht. Wie gesagt, er liebte Belle, und das war ihm genug.
    Doch er fand bald heraus, dass es ihm nichts nützte, ein erstklassiger Soldat zu sein, wenn er zufällig mit der falschen Frau verheiratet war. Immer wieder versetzte man ihn an die schlimmsten Orte, und es gab keine Hoffnung auf Beförderung. Aber wenn er die »richtigen« Frauen der Offiziere beobachtete, war er nur umso glücklicher, Belle geheiratet zu haben.
    Er war auch in vielerlei Hinsicht froh, enterbt worden zu sein, denn die harte Arbeit in unwegsamen Gebieten, der Aufenthalt in Forts, aber auch das weite Amerika, das er jetzt erst kennen lernte, zeigten ihm, dass die Werte seiner Familie völlig verzerrt waren und ihr Wohlstand durch das Leid anderer Menschen entstanden war. Er begann zu verstehen, wie menschenverachtend Sklaverei wirklich war, und lernte, die Indianer zu respektieren und zu bewundern. Doch diese Ansichten verbesserten seinen Stand bei seinen Vorgesetzten auch nicht gerade.
    Belle starb im Kindbett, und für James brach eine Welt zusammen. Ein Teil von ihm starb mit ihr. Zur selben Zeit hatte die Regierung entschieden, dass die Planwagentrecks von Offizieren begleitet werden sollten, denen das Gebiet und die Steppenindianer bekannt waren.
    Zum größten Teil gefiel James diese Arbeit sehr gut. Die Menschen, die nach Oregon reisten, waren überwiegend mutige, anständige Leute mit offenen Herzen, und sie brauchten Führung. Er liebte das Abenteuer und die Herausforderung, sie so schnell und sicher wie möglich nach Oregon zu führen. Sechs Monate im Jahr konnte James er selbst sein, ohne ranghöheren Offizieren, die meist unverbesserliche Dummköpfe waren, Respekt zollen zu müssen. Er war überzeugt, auf diese Art seine Talente zu nutzen, um anderen Menschen zu helfen und seinem Land zu dienen. Eigentlich hatte er auch immer angenommen, sein Herz mit Belle und dem tot geborenen Kind begraben zu haben. Aber schließlich konnte ein Mann nicht immer Recht behalten.
    Das erste der Donnier-Kinder starb in dieser Nacht. Es war das zweitjüngste Mädchen namens Clara. Noch bevor das kleine Grab am Morgen ausgehoben war, verstarb auch Claras Bruder Tobias.
    Captain Russell beschloss, noch eine weitere Nacht am Fluss zu rasten. Als er den einfachen Begräbnisgottesdienst hielt und versuchte, tröstende Worte für Marie zu finden, blieb Matilda im Wagen der Donniers und pflegte die anderen drei Kinder.
    Die Sonne brannte so heiß, dass das Wageninnere einem Ofen glich. Die strohgefüllten Matratzen waren durchnässt und rochen nach Urin und Erbrochenem. Die Kinder waren völlig überhitzt, und Matilda wusste, dass sie nur eine Überlebenschance hatten, wenn sie wie damals Tabitha schnell an einen kühleren Ort gebracht würden. Ohne auf Maries Rückkehr zu warten, hob sie das jüngste Kind hoch, bedeckte seine Augen mit einem Stück Tuch, nahm einen Quilt und brachte es zum Fluss. Matilda tauchte das Kind in das kalte Wasser, hielt es dort für einige Minuten fest, und wickelte es anschließend in den Quilt. Nachdem sie die Kleine in den tiefen Schatten eines Baumes gelegt hatte, eilte sie zum Wagen zurück, um das nächste der Geschwister zum Wasser zu tragen.
    Als sie gerade das dritte und letzte Kind holen wollte, kamen die Donniers von der Beerdigung zurück. Marie sah sie nur mit schmerzerfülltem Blick an, aber ihr Mann wirkte zornig.
    »Was stellen Sie mit meinem Kind an?«, wollte er unfreundlich wissen.
    »Ich werde es an einen kühlen Ort bringen«, erklärte sie knapp. Mr. Donnier war ein großer, grobschlächtiger Kerl mit zerzaustem blonden Haar und schadhaften Zähnen. »Ich habe die anderen Kinder gebadet und sie zum Schlafen in den Schatten gelegt. Jetzt werde ich mit John das Gleiche machen.«
    »Keiner nimmt einfach meine Kleinen weg, ohne mich zu fragen«, begehrte er auf und verschränkte seine muskulösen Arme vor der Brust. »Lassen Sie die Kinder in Ruhe, Marie wird nach ihnen sehen.«
    »Marie ist zu erschöpft, um noch einen Finger zu rühren«, widersprach sie und legte eine Hand auf seine Brust, um ihn zur Seite zu schieben. »Wenn Ihnen Ihre Kinder etwas bedeuten, dann helfen Sie mir, oder gehen Sie wenigstens aus dem Weg.«
    »Keine Frau darf so mit mir reden«, rief er. »Verschwinden Sie!«
    »Marie, laufen Sie zum Fluss, und bleiben Sie bei den anderen Kindern. Geben Sie

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