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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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nach Willamette Valley zu Ihren Freunden weiterfahren. Ihren Wagen werden wir mit einem Floß übersetzen.«
    »Vielen Dank, Captain«, gab sie sanft zurück und schaute ihn dankbar an. Der Scout Carl hatte eine indianische Frau, die zu einem Stamm gehörte, der am Columbia River lebte. Sie vermutete, dass der Captain diese Weiterfahrt für sie organisiert hatte, weil Carl schnell Hilfe herbeiholen konnte, wenn ihr Kind kommen würde. Obwohl seine Sorge sie wirklich rührte, wollte sie eigentlich keine Sonderbehandlung vor den anderen Reisenden erfahren. Doch bevor sie diesen Gedanken äußern konnte, kam Tabitha herbeigelaufen. Der Captain breitete seine Arme aus, um sie aufzufangen, und kitzelte sie, bis sie vor Lachen außer Atem geriet.
    »Jetzt wascht euch beide erst einmal die Hände«, forderte Matilda und deutete auf das Wasserbecken. »Und dann setzt euch hin, das Essen ist fertig.«
    Es wurde ein sehr vergnüglicher Abend. Der Captain erzählte ihnen eine Menge lustiger Geschichten über die Leute, die an früheren Trecks teilgenommen hatten, und anschließend berichtete Matilda von Menschen, die sie aus London kannte. Tabitha kicherte über alle Erzählungen, und später, als sie sich dem Rest der Gruppe am großen Lagerfeuer angeschlossen hatten und Mr. Ferguson sein Akkordeon anstimmte, führte Tabitha mit Captain Russell den Tanz an.
    Matilda saß auf einem Stuhl und beobachtete einfach nur die Menschen, die sich vergnügten. Der sanfte Schein des Feuers verlieh sogar den farbloseren Gesichtern eine eigene Anmut. Sie bemerkte auch, wie dramatisch die lange Reise sie alle verändert hatte: Frauen, die die Fahrt dick und mit blassem Gesicht angetreten hatten, waren jetzt muskulös und von der Sonne gebräunt. Die früher hübschen Kleider und Sonnenhüte waren inzwischen zerzaust und ausgebleicht. Männer, die sich zu Beginn arrogant und besserwisserisch verhalten hatten, waren sanfter geworden, während die scheinbar Schüchternen selbstbewusster wirkten. Die Reise war eine Prüfung für sie alle gewesen, Tod und gefährliche Verletzungen hatten alle Familien berührt, Ehen waren ins Wanken geraten, frühere Ansichten geändert oder aufgegeben worden, und sie hatten allesamt erkennen müssen, wie schlecht sie auf die Fahrt vorbereitet gewesen waren, sei es nun geistig oder körperlich.
    Doch im Großen und Ganzen fand Matilda, dass alle von diesen Monaten profitiert hatten. Sie hatten sich neue Fertigkeiten und Durchhaltevermögen angeeignet. Sie hatten gelernt, Katastrophen mutig zu begegnen, und neue, tiefe Freundschaften hatte ihrer aller Leben bereichert. Doch waren es wohl die Frauen, die am meisten gewonnen hatten. Zu Hause waren sie passiv gewesen und hatten sich dem Willen ihrer Ehemänner gebeugt. Sie hatten ruhig für ihre Familien gesorgt und selten eine eigene Meinung geäußert. Auf der Reise jedoch hatten ihr Erfindungsreichtum und ihre natürliche Geduld ihnen einen neuen Status verliehen. Sie waren den Männern ebenbürtig geworden und besaßen nun eine eigene Stimme. Matilda hoffte inständig, dass sie an dieser Befreiung auch nach der Reise festhalten würden, wenn sie sich wieder an einem Ort niederlassen würden. Sie war jedenfalls sicher, dass sie selbst sich nie wieder einem Menschen unterordnen wollte.
    In der Nacht weckten Bauchschmerzen sie auf, und sie dachte, sie müsste wohl zu viel gegessen haben. Nach ein paar Sekunden war der Schmerz vergangen, aber als sie sich gerade wieder hingelegt hatte, kehrte er zurück.
    Durch eine kleine Spalte in der Zeltplane des Wagens konnte sie die Sterne am dunklen, samtenen Himmel leuchten sehen. Der Morgen schien noch in weiter Ferne zu sein. Während sie sich den Bauch hielt und den Schmerz wegmassieren wollte, erkannte sie plötzlich die Wahrheit: Sie hatte nicht zu viel gegessen, das Baby würde bald kommen!
    Sie hatte gehofft, dass sich die Geburt verzögern würde, bis sie eine befestigte Stadt erreicht haben würden. Aber als sie so still dalag und auf die dritte Wehe wartete, dem Schrei der Eulen, dem Wind in den Bäumen und Tabithas ruhigem Atem lauschte, freute sie sich, dass das Kind jetzt und an diesem wunderschönen Ort zur Welt kommen würde. Sie brauchte nur zu rufen, und sofort würde sie Hilfe bekommen.
    »Komm schnell, mein Kleines«, flüsterte sie in die Dunkelheit und streichelte zärtlich ihren Bauch. »Ich warte schon auf dich.«
    Die ganze Nacht über blieb sie ruhig liegen. Die Schmerzen wurden stärker und kamen

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