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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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haben sich einen kleinen Platz in vielen Herzen erobert. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das angestellt haben, nachdem Sie die Leute einen ›feigen Haufen Dreck‹ genannt haben, aber dennoch ist es nicht zu leugnen. Darf ich die Kleine jetzt einmal halten?«
    Sie nickte und reichte ihm das Baby, das er in beide Hände nahm. »Genauso hübsch wie die Mutter«, stellte er fest und küsste es auf die Nase. »Ich wünsche ihr nur, dass sie nicht so zickig wie ihre Mama wird!«
    Matilda kicherte. Es war lustig, einen so starken, großen Mann ein kleines Baby halten zu sehen. »Oh, doch, das wird sie werden«, sie lächelte. »Ich werde es ihr von Anfang an beibringen, und Schießen wird sie auch lernen.«
    Er lächelte, hockte sich auf eine Ecke des Bettes, hielt das Baby vorsichtig in seinen Armen und betrachtete es eingehend. Seine Haut war dunkler als die seiner Mutter und seine Haare schwarz wie die Nacht. »Sie sieht Ihnen nicht ähnlich«, bemerkte er und strich zärtlich das Haar des Kindes glatt. »Ich vermute, sie kommt nach ihrem Vater.«
    »Hoffentlich erbt sie auch seinen Charakter, nicht meinen.«
    James drehte sich zu Matilda um und sah die Tränen in ihren Augen. Mit seiner freien Hand strich er ihr sacht über die ihre. »Es wird kein besserer Moment kommen, Ihnen zu gestehen, dass ich weiß, wer er wirklich war«, flüsterte er sanft. »Machen Sie sich keine Sorgen, niemand außer mir ahnt etwas davon, und nach dem, was ich gehört habe, war er sogar ein noch besserer Mann, als Sie erzählt haben. Ich erwähne es jetzt nur, weil ich glaube, Sie brauchen jemanden, mit dem Sie Ihr Geheimnis teilen können. Habe ich Recht?«
    Er sah, wie sich ihr Gesicht für einen Moment anspannte, dann aber wieder glättete. Eine große Träne rann ihre Wange herunter. »Wir wollten wirklich heiraten. Er war nach St. Joseph gefahren, um einen Pfarrer zu bestellen. Auf der Reise ist er erschossen worden.«
    »Davon habe ich gehört«, er nickte. »Es tut mir Leid, dass ich Sie zu Beginn der Fahrt so schlecht behandelt habe. Aber jetzt haben Sie einen Freund in mir, wann immer Sie einen brauchen. Und Sie können sich meines Respekts sicher sein.«
    »Danke, James«, flüsterte sie.
    »Wie, nicht mehr ›Captain‹?«, fragte er in gespieltem Schrecken.
    »Ich kann keinen Menschen ›Captain‹ nennen, wenn er alle meine Geheimnisse kennt«, erwiderte sie und wischte sich die Augen mit ihrem Ärmel trocken. »Und jetzt geben Sie mir besser mein Baby zurück und verschwinden, bevor die Leute anfangen, sich über uns Gedanken zu machen.«
    Zwei Wochen später, während der indianische Führer das Kanu am Ufer des Columbia River festhielt, gab Captain Russell Tabitha einen Kuss und half ihr in das kleine Boot. »Sei ein braves Mädchen, und pass auf Matty auf. Gott segne dich«, sagte er.
    Es regnete stark, und James konnte sehen, wie der Flusspegel stetig stieg. Der Gedanke an die Gefahren, die an den Stromschnellen auf sie warten würden, drehte ihm den Magen um. Aber Matilda wollte unbedingt den kürzeren Weg nehmen, denn ansonsten würde sie den ganzen Winter in The Dalles verbringen müssen. Carl hatte den Führer sorgfältig ausgewählt, der das Gebiet wie seine Westentasche kannte.
    James wandte sich Matilda zu. Sie erschien ihm so klein und zerbrechlich in ihrem Regenmantel. Ihre Augen waren voller Furcht, aber dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln.
    »Vielen Dank für alles, James«, meinte sie schüchtern und betrachtete ihr Baby, das sie unter dem Mantel trug. »Ich weiß wirklich nicht, wie wir ohne dich zurechtgekommen wären. Wir werden dich vermissen.«
    James trat auf sie zu, küsste zuerst die Stirn des Kindes und dann Matildas Wange. Er wollte ihr so viel sagen, aber seine Gefühle hatten ihm die Kehle zugeschnürt. Die Worte, die er sich in der vergangenen Nacht zurechtgelegt hatte, brachte er einfach nicht heraus. »Ich werde euch auch vermissen«, gelang es ihm nur zu entgegnen, und er verfluchte sich für seine Feigheit. »Ihr könnt Weißer Bär vertrauen. Er spricht zwar kein Englisch, aber er ist ein guter Mann, und keiner kennt den Fluss so gut wie er.«
    »Wirst du mir schreiben?«, fragte sie und sah ihm in die Augen.
    James nickte. Als er sich umwandte, sah er all die anderen, die gekommen waren, um bei Matildas Abreise dabei zu sein. Sie hatten ihre Abschiedsworte abseits unter dem Schutz eines Baumes gesprochen, und er wusste, er durfte sie nicht länger aufhalten. »Viel Glück«, murmelte er,

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