Lesley Pearse
verlassen, als Matilda von einer weiteren Wehe überrascht wurde, und sie war so schmerzhaft, dass Matilda aufschreien wollte. Doch obwohl der betäubende Krampf sie im Griff hatte, fiel ihr Tabitha ein, die vor dem Wagen stehen musste, und sie biss stattdessen in ihr Kopfkissen.
Die Wehen folgten einander nun fast ohne Unterbrechung. Jede war stärker als die vorhergehende, sodass Matilda glaubte, sie müsste sterben. Sie fühlte eine Flüssigkeit aus ihrem Körper fließen und begann zu weinen, doch plötzlich stand Mrs. Jacobson wieder neben dem Bett und legte ihre kühle Hand auf Matildas Stirn. »Keine Angst«, flüsterte sie beruhigend. »Es ist nur das Fruchtwasser.«
Danach ging alles sehr schnell. Matilda presste und presste, und Mrs. Jacobson ermutigte und beruhigte sie die ganze Zeit. »Sein Köpfchen ist schon draußen«, jubelte sie schließlich. »Hören Sie jetzt auf zu pressen, Liebes, atmen Sie, und lassen Sie ihn von ganz allein kommen.«
Matilda sammelte all ihre Kräfte, um sich auf ihren Ellenbogen aufrichten zu können. Verwundert blickte sie auf ein kleines Köpfchen mit dichtem schwarzen Haar, das zwischen ihren Beinen hervorragte. Eine weitere Wehe setzte ein, und sie sank keuchend auf dem Bett zusammen. Plötzlich spürte sie eine warme, klebrige Flüssigkeit austreten.
»Es ist ein kleines Mädchen!«, rief Mrs. Jacobson aufgeregt. »Ich hätte schwören können, es wird ein Junge, aber das zeigt wieder mal, wie wenig ich weiß!«
Matilda warf den Kopf zurück und sah ihr Kind in den Händen der älteren Frau. Es war dunkelrot, mollig, und seine Haut glitzerte im frühen Morgenlicht. Für einen Moment war Matilda durch seine Stille verängstigt, und sie wollte gerade fragen, ob etwas nicht stimmte, als ein lauter, wütender Schrei ertönte und das Kind empört mit den Beinchen um sich trat.
»Gott segne sie«, lachte Mrs. Jacobson. »Eine kleine Kämpferin, genau wie die Mutter.«
Sie legte Matilda das Baby an die Brust. Der Schmerz war vorüber, und Matilda war glücklich, eine gesunde, starke Tochter geboren zu haben. Sie würde sie Amelia nennen, nach Lilys zweitem Vornamen. Die Sonne schien, und in wenigen Wochen würden sie bei Cissy sein. Die Welt war vollkommen in Ordnung.
»Mrs. Jennings ist aus starkem Holz geschnitzt«, informierte Mrs. Jacobson den Captain eine Stunde später. »Sie hat keinen Mucks gemacht, nur einen Freudenschrei, als sie das Baby in die Arme nahm. Das Wasser kochte noch nicht einmal. Aber ich weiß nicht, warum ich Ihnen all das erzähle. Ich vermute, Sie sind wie mein Mann, der glaubt, Kinderkriegen sei so leicht wie Erbsenschälen.«
»Ich weiß, dass es das nicht ist«, erwiderte er und schaute zu Matildas Wagen hinüber. Er wünschte, er dürfte zu ihr gehen und ihr sagen, wie stolz er auf sie war. »Ich danke Gott, dass ihr das Leid erspart blieb, das viele Frauen erdulden müssen. Sie hat wahrhaft genug gelitten.«
»Gehen Sie zu ihr«, meinte Mrs. Jacobson, denn sie sah plötzlich, dass seine Augen feucht waren. »Mir scheint, ihr beiden Einzelgänger habt sehr viel gemeinsam.«
Kurze Zeit später stand James vor dem Eingang des Wagens und hatte seinen Hut abgenommen. Matilda saß aufrecht und an einige Kopfkissen gelehnt und hatte das Baby in eine Armbeuge gelegt. Ihr blondes Haar war gelöst und fiel wie ein Streifen goldener Seide über ihr weißes Nachthemd und den Kopf des Kindes.
In den vergangenen Jahren hatte James viele Frauen unmittelbar nach der Geburt eines Kindes gesehen. Die Ehefrauen der Offiziere und Soldaten, Verwandte und Reisende während der Trecks. Aber niemals zuvor hatte er eine solche Ruhe und Gelassenheit im Gesicht einer jungen Mutter entdecken können oder eine so große Zärtlichkeit für sie verspürt.
»Gut gemacht«, lobte er. »Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu gratulieren. Ich habe gehört, Sie sind wie immer fast ohne Hilfe zurechtgekommen?«
Sie lächelte, und ihre Augen leuchteten so blau wie der Himmel. »Das stimmt nicht. Ohne Mrs. Jacobson hätte ich es nie geschafft.«
»Man sollte annehmen, sie hätte nach der Geburt ihrer eigenen neun Kinder nichts mehr zu dem Thema zu sagen. Aber momentan läuft sie durch das Camp und erzählt allen von der Geburt. Wir bleiben besser noch eine Nacht hier und lassen die Menschen feiern und sich freuen«, erklärte er.
»Ich glaube nicht, dass sich außer mir und Tabitha jemand freut.«
»Da irren Sie sich«, widersprach er und kletterte ins Wageninnere. »Sie
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