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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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heimkommen.
    »Es ist wunderbar hier«, schwärmte Matilda und empfand es plötzlich als unangenehm, ohne jede Ankündigung angekommen zu sein. Sie konnte sehen, dass die hellen Flickenteppiche und Gardinen Cissys Handarbeit waren. Auch ihr Äußeres war sehr viel matronenhafter geworden. Sie hatte ihr dunkles, lockiges Haar züchtig zu einem Dutt hochgesteckt. Matilda hoffte inständig, dass Cissys neu erworbenes gesellschaftliches Ansehen nicht ihren offenen, verständnisvollen Charakter verändert hatte.
    Cissy schien die Furcht ihrer Freundin zu spüren. Anstatt sie also weiter zu befragen, schlug sie Sidney vor, mit Tabitha die Ochsen auszuspannen. Sie setzte Susanna mit ein wenig Holzspielzeug auf den Boden, nahm Matilda das Baby ab, wechselte schnell seine Windel und legte es in eine Wiege zum Schlafen.
    Erst als sie schließlich Tee tranken und dazu dicke Scheiben frischen Brots aßen, fühlte Matilda sich dazu in der Lage, Cissy von ihren Erlebnissen seit ihrem letzten Brief zu berichten.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie furchtbar es war, als er starb, und dann stellte sich auch noch heraus, dass ich schwanger war. Ich konnte einfach nicht in Independence bleiben«, erklärte sie. »Aber ich sehe jetzt, dass ihr euch hier fest eingerichtet habt. Bitte sag mir, wenn wir wieder gehen sollen. Ich bin nur gekommen, weil ich nicht wusste, an wen ich mich sonst wenden sollte.«
    Cissy stand auf, stützte die Hände auf die Hüften und blickte Matilda mit dem altbekannten trotzigen Blick an. »Hör zu, Matty«, entgegnete sie. »Denk bloß nicht, dass ich mich verändert habe, nur weil ich einen Ring am Finger trage und ein eigenes Haus besitze. Ich bin immer noch die alte Cissy, und ich werde niemals vergessen, wer mir damals aus diesem finsteren Keller geholfen hat. Ich bin dir etwas schuldig, und jetzt habe ich endlich die Gelegenheit, dir zu helfen. Du kannst mit deinen Kindern so lange hier bleiben, wie du möchtest.«
    Als John heimkam, stand bereits ein großer Topf mit dampfendem Hühnereintopf auf dem Tisch. Er hieß sie genauso herzlich willkommen wie Cissy. Er war zwar schockiert, dass Giles getötet worden war und Matilda ein Baby hatte, aber dennoch spiegelten seine Worte die Meinung seiner Frau wider.
    »Wenn du und der Reverend nicht gewesen wäret«, erklärte er und strich ihr beruhigend über die Hand, »hätte Peter sicher nicht überlebt, und ich hätte Cissy niemals kennen gelernt. Deshalb bin ich froh, für dich und deine Kinder sorgen zu können, Matty. Außerdem freue ich mich wirklich über die Obstbäume. Es ist ein wahres Wunder, dass sie die lange Fahrt überstanden haben.«
    Während des Essens verglichen sie ihre Schauergeschichten über die lange Reise. Jetzt, da der Treck hinter ihnen lag und überstanden war, konnten sie sogar über ihre Erlebnisse lachen. Es wärmte Matildas Herz, die beiden so glücklich miteinander zu sehen. Sidney behandelten sie genau wie ihre eigenen Kinder.
    »Wir wären am Anfang wohl kaum zurechtgekommen, wenn wir ihn nicht mitgenommen hätten«, berichtete John und lächelte sanft, während der Junge sich um Susanna kümmerte und sie in die Wiege legte. »Cissy konnte kaum etwas tun, da sie sich um das Baby kümmern musste. Er hat mit mir Bäume gefällt und gearbeitet wie zwei erwachsene Männer. Jetzt, da ich tagsüber viel beim Sägewerk bin, erledigt er fast alle anfallenden Arbeiten rund um das Haus. Ich hoffe nur, er wird uns nie verlassen.«
    Sidney grinste bei dieser letzten Bemerkung. »Nichts könnte mich von hier fortbewegen. Ihr seid jetzt meine Familie.«
    Als Matilda mit Tabitha und Amelia im Bett lag, dachte sie über Sidneys Worte nach. Auch sie fühlte sich, als wäre sie bei ihrer Familie. Es war ein gutes, sicheres Gefühl, als könnte nichts sie jemals wieder verletzen.
    Nachdem John am nächsten Morgen das Haus verlassen hatte und Sidney mit Tabitha die Tiere füttern gegangen war, setzte sich Matilda an den Ofen und stillte Amelia, während Cissy den Frühstückstisch abräumte.
    »Erzähl mir mehr von diesem Captain Russell«, bat sie Matilda.
    »Ich habe dir gestern doch schon alles von ihm berichtet«, antwortete Matilda überrascht.
    »Das hast du nicht«, gab Cissy zurück. »Du hast gesagt, wer er war und dass er sich gut um euch gekümmert hat, aber mir scheint, er war für dich ein wenig mehr als nur der Führer des Trecks.«
    Matilda kicherte. Cissy war seit ihren Tagen in den New Yorker Slums äußerlich kaum

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