Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
nahm ihren Arm und führte sie zum Kanu. Er beugte sich zu ihr hinunter und zog ihr Cape zurecht. Dann blickte er Tabitha an. »Ich werde mich um Treacle kümmern«, versprach er. »Er wird auf dem Floß sein, das euren Wagen übersetzt, und all eure Sachen bewachen.«
    Er fand es seltsam, dass er zwar Tabitha wegen des Hunds beruhigen konnte, aber keine Worte fand, ihrer Mutter seine Liebe zu gestehen.
    Weißer Bär sprang flink in das Kanu, ergriff das Ruder und stieß sich vom Ufer ab. Es bewegte sich schnell im Strom, und James’ Herz war so schwer wie der Himmel über ihm.
    Vier Wochen später fuhr Matilda an einem kalten Nachmittag mit ihrem Wagen einen schmalen, unbefestigten Weg entlang. Er war umgeben von weiten Feldern mit hohen, wogenden Gräsern, und rechts fiel das Gelände zu einem schmalen Bach ab. Matilda sah eine kleine Holzhütte vor sich, hinter der sich ein dichter Wald erhob. Die Blätter hatten schon zu fallen begonnen, und der Boden war mit einem gelbgoldenen Teppich bedeckt. Es war ein wundervoller Anblick.
    »Ist das Cissys Haus?«, fragte Tabitha und hielt Baby Amelia fest an der Brust.
    »Nun, in jedem Falle steht Duncan auf diesem Schild«, Matilda kicherte. »Es scheint, wir sind endlich am Ziel unserer Reise angekommen.«
    Diese letzten Wochen waren eine weitere Prüfung ihres Durchhaltevermögens gewesen. Weißer Bär war zwar ein erfahrener Führer, aber der Regen hatte nicht aufhören wollen, und die Stromschnellen waren wirklich Furcht einflößend gewesen. Wenn sie nicht gerade völlig verängstigt oder bis auf die Haut durchnässt gewesen war, hatte sie darum gebetet, dass sie nicht so kurz vor ihrem Ziel ertrinken würden. Sie hatte all ihren Erfindungsreichtum aufbringen müssen, die kleine Amelia und Tabitha trocken zu halten. Doch schließlich waren sie in Oregon City angekommen. Der Pfarrer und seine Frau hatten sie beherbergt, und endlich konnte sie sich baden, Amelia versorgen und Tabitha beruhigen, während sie auf die Ankunft ihres Wagens gewartet hatte.
    »Da kommt jemand aus dem Haus«, rief Tabitha plötzlich aufgeregt. »Er hat rotes Haar. Ist es Sidney?«
    Matilda lachte. »Das ist er«, antwortete sie und winkte ihm zu. Er stutzte und blickte angestrengt zu ihnen hinüber, wobei er seine Augen mit den Händen vor der Nachmittagssonne abschirmte. »Ich bin es, Sidney: Matty!«, rief sie laut.
    »Matty«, schrie er ungläubig, lief flink wie ein Wiesel zum Haus zurück und verständigte Cissy. Sobald sie mit ihrem Kind auf den Hüften aus dem Haus getreten war, rannte er einen kleinen Pfad hinunter und stürmte auf Matilda und Tabitha zu.
    Selten hatte Matilda sich mehr gefreut, einen Menschen wiederzusehen, als in dem Moment, als Sidney ihr die Hand entgegenstreckte, um ihr vom Wagen zu helfen. Lachend und gleichzeitig weinend, ließ sie sich in seine Arme fallen, während Sidney sie mit Fragen bombardierte, die sie unmöglich alle auf einmal beantworten konnte. Plötzlich sauste auch Cissy den Hügel hinunter, wobei das Baby auf ihren Hüften auf und ab hüpfte.
    Vor dem Wagen blieb sie stehen und sah Tabitha an, die Amelia im Arm hielt. »Ein Baby!«, stieß sie ungläubig hervor.
    Matilda nickte und nahm Tabitha das Kind ab.
    »Wo ist Giles?«, wollte Cissy wissen.
    »Er wurde getötet, Cissy«, sagte sie und brachte die Worte kaum über die Lippen. »Direkt nach meinem letzten Brief, noch bevor wir heiraten konnten. Ich musste zu dir kommen. Du bist der einzige Mensch, von dem ich weiß, dass er mich verstehen wird. Ist es in Ordnung?«
    Cissy sah sie für einen Moment nur schockiert an. Ihre grünen Augen waren voller Tränen, und während sie ihr eigenes Kind auf ihrer Hüfte zurechtschob und an sich drückte, hielt sie Matilda ihren freien Arm entgegen. »In Ordnung?«, flüsterte sie rau. »Ich wäre wütend wie eine Hornisse gewesen, wenn du nicht zu mir gekommen wärst. Aber jetzt kommt erst mal alle herein, und erzählt mir, was geschehen ist.«
    Die Holzhütte bestand aus nur einem Hauptraum mit einem Bett für Sidney und Peter, einer Wiege für Baby Susanna und einem abgetrennten Schlafbereich für Cissy und John. Doch nach der Enge des Wagens erschien sie Matilda wie ein Palast. Cissy erklärte ihr stolz, dass John alle Möbel selbst gezimmert hatte und sie die einzigen waren, die einen richtigen Ofen und Glasfenster hatten. John war momentan mit Peter an dem Ort, wo sie das Sägewerk errichten wollten, und sie würden um sieben Uhr zum Abendessen

Weitere Kostenlose Bücher