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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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ausmachen, wenn du in deinem Mieder reiten würdest«, bemerkte Zandra spitz. »Zumindest deutet dein begeisterter Gesichtsausdruck darauf hin.«
    Matilda kicherte. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut es getan hat, ihn wiederzusehen, Zandra. Ich mochte ihn damals so sehr, aber ich war schwanger und konnte an eine neue Liebe nicht einmal denken. Doch es ist jetzt anders, nicht wahr?«
    »Das ist es sicher, und außerdem ist es höchste Zeit, dass du einen Mann in dein Leben lässt«, antwortete Zandra. »Nun zu deinem Problem, was du morgen anziehen wirst. Ich habe einen Reitanzug in meinem Schrank, den du gern tragen kannst.«
    »Wieso hast du einen Reitanzug?«, fragte Matilda überrascht. Zandra trug niemals etwas anderes als schwarze Kleider.
    »Weil ich nicht immer eine gebrechliche alte Dame war, meine Liebe. Ich konnte gut reiten und liebte es. Deshalb habe ich den Anzug als Erinnerungsstück behalten.«
    »Kann ich so gehen?«
    Matilda stand am nächsten Morgen vor Zandras großem Standspiegel und drehte sich vor und zurück. Der Anzug war wie für sie gemacht. Die eng sitzende Samtjacke schmeichelte ihr, und der Rock war wie eine Männerhose geschnitten, sah im Stehen aber aus wie ein gewöhnlicher langer Rock. Die Krönung des Ganzen war ein frecher kleiner Hut mit Schleier und einer Feder.
    »Wie bitte? Du siehst anbetungswürdig aus«, sagte Zandra. »Also, fall bloß nicht vom Pferd, das wäre entwürdigend und abgesehen davon auch schmerzhaft. Wenn er im Galopp davonreitet, widerstehe der Versuchung, es ihm gleichzutun. Ich vermute, deine Erfahrungen sind auf Kutschpferde beschränkt?«
    »Stimmt«, Matilda kicherte. Sie fühlte sich plötzlich wieder wie sechzehn und nicht wie sechsundzwanzig. »Das habe ich James allerdings nicht verraten.«
    »Vermutlich legt er es nicht darauf an, dich zu prüfen«, erwiderte Zandra mit hämischem Grinsen. »Du wirst es wissen, wenn er hier mit einem großen Hengst für dich auftaucht.«
    Zandra hatte offenbar Recht gehabt, denn obwohl James um elf Uhr morgens selbst auf einem edlen schwarzen Hengst dahergeritten kam, hatte er für Matilda eine sanftmütige graue Stute mitgebracht, die Matildas schlanke Figur beinahe erleichtert zu mustern schien.
    »Du siehst großartig aus«, bemerkte James mit einem Lächeln. »Du reitest also öfter aus?«
    Matilda wollte nicht zugeben, dass ihr Anzug geliehen war, und erst recht nicht, dass sie ihn in seiner Uniform auch umwerfend fand. Deshalb lachte sie nur, stellte einen Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel, bevor er absteigen und ihr helfen konnte.
    Sie nahmen einen Weg, der geradewegs an den letzten Häusern vorbei aus der Stadt hinausführte. Sie ritten etwa eine Stunde und plauderten so unbeschwert miteinander wie während des Trecks. Am vergangenen Abend hatten sie über alltägliche, aktuelle Dinge gesprochen, die Stadt und ihre Geschäfte, aber jetzt wollte er alles über Tabitha und Amelia wissen. Ihr wurde immer deutlicher bewusst, dass sie und die Kinder ein nachdrückliches Bild und eine stete Erinnerung in ihm zurückgelassen hatten, und diese Erkenntnis erfreute sie.
    Er zügelte sein Pferd, um die schöne Aussicht auf die Bucht zu genießen. Wie gewöhnlich war sie voller Schiffe, und im hellen Frühlingssonnenschein sah sie sogar idyllisch aus.
    »Hier wäre ein schöner Ort, um ein Haus zu bauen«, stellte er nachdenklich fest. »Ich würde an einem Fenster sitzen und nicht müde werden, nach draußen zu schauen.«
    »Würdest du dich hier denn gern niederlassen, wenn du die Army verließest?«, fragte sie, und ihr Herz setzte für einen Moment aus.
    »Ich habe die Gegend und das Klima früher sehr gemocht. Aber ich glaube nicht, dass ich so nah bei all den Vagabunden und Dieben in der Stadt leben möchte.«
    »Was für eine ungeheuer lächerliche Aussage!«, rief sie entrüstet. »Die meisten sind lediglich Abenteurer.«
    »Wie du?« Er hob eine buschige Augenbraue, und seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen.
    »Ja, wie ich! Das ist meine Art von Stadt. Ich liebe ihren Mut, die Abwesenheit von Heuchelei. Es ist ein sehr viel ehrlicherer Ort als jeder andere, in dem ich bisher gelebt habe.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das mag jetzt so erscheinen, aber wenn erst Familienmütter, Pfarrer sowie Recht und Ordnung hier Einzug halten, wirst du sehen, dass du vielleicht auf das falsche Pferd gesetzt hast.«
    »Auch das ist lächerlich«, stieß sie hervor. »Mein Lokal

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