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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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zur Seite zur springen, sobald sie bemerkte, dass die Männer nicht halten würden. Einen Moment sah sie ungläubig, wie die ersten zehn Soldaten an ihr vorbeiritten, ohne ihr auch nur einen Blick zu schenken. Sie wurde wütend, denn dieselben Männer würden am nächsten Abend ins London Lil’s kommen, um sich die Show anzusehen. Wie konnten sie es wagen, eine Frau, die sie auf einem einsamen, abgelegenen Weg um Hilfe anrief, einfach zu ignorieren?
    »Helfen Sie mir, bitte!«, wiederholte sie und versuchte, neben ihnen herzulaufen. »Ich habe mich verirrt, mir ist kalt, und ich bin völlig durchnässt. Wollen Sie mich einfach hier meinem Schicksal überlassen?«
    Sie hörte, wie ein paar von ihnen lachten, und das machte sie noch wütender. »Und ihr wollt euch Männer nennen?«, schimpfte sie. »Feige Bastarde seid ihr alle miteinander. Ich hoffe, ihr werdet elend verrecken!«
    Plötzlich brach einer der Männer aus der hinteren Reihe aus und ritt auf sie zu.
    »Nun, wenigstens einen Gentleman gibt es«, sagte sie.
    »Und warum sollte eine Dame durch die kalte, nasse Dunkelheit laufen?«, gab er zurück.
    Sie fühlte sich, als würde sie vom Blitz getroffen, denn obschon es zu dunkel war, um das Gesicht des Mannes zu erkennen, klangen seine Stimme und der sarkastische Tonfall nur allzu vertraut.
    »James!«, keuchte sie. »Bist du es wirklich?«
    »Kein anderer«, antwortete er und sprang von seinem Pferd. »Ich muss feststellen, Sie tauchen an den unmöglichsten Stellen auf, Ma’am.«
    Fieberte sie? Warum sollte der Mann, der ihr so viel bedeutete, genau in dem Moment auftauchen, in dem sie Hilfe brauchte? Aber es war kein Wunschdenken – er stand vor ihr, während der Rest seiner Truppe zum Fort weiterritt.
    »Was machst du hier?«, brachte sie schließlich über die Lippen, nachdem der letzte Soldat vorbeigeritten war. Ihre Beine fühlten sich schwach an, ihr war so kalt, dass ihre Zähne wie Kastagnetten klapperten, und ihr Herz schlug so laut wie eine Trommel.
    »Ich bin jetzt in Benicia stationiert«, erklärte er. »Aber warum bist du hier draußen? Du bist ja völlig durchnässt.«
    »Ich bin spazieren gegangen, als der Sturm begann«, berichtete sie angestrengt, und ihre Beine gaben unter ihr nach.
    James fing sie in seinen Armen auf, bevor sie auf dem Boden aufschlug. »Was ist los? Bist du krank?«
    »Nein, nein«, murmelte sie. »Ich bin nur von dem Schock, dass ausgerechnet du mich rettest, völlig überwältigt.«
    James hielt sie eng umschlungen. Er war genauso nass wie sie und roch nach Pferd, aber sie konnte sich keinen schöneren Duft auf der ganzen Welt vorstellen.
    »Oh, Matty«, flüsterte er. »Das muss Schicksal sein! Ich hatte mir geschworen, dir aus dem Weg zu gehen, wenn ich durch San Francisco reiten müsste.« Seine Stimme bebte vor Emotionen. »Doch da sind wir mal wieder, als hätte es so sein sollen. Wie sollen wir das nur bekämpfen?«
    Sie sah zu ihm hoch. Er hatte seinen Hut zurückgestoßen, und sein Gesicht glänzte vom Regenwasser. Sie hatte ihn oft auf dem Treck so gesehen, und es war, als wäre sie wieder in die Zeit zurückversetzt, in der ihre Freundschaft das Einzige gewesen war, was die Reise erträglich gemacht hatte.
    »Ich werde es nicht bekämpfen«, flüsterte sie.
    Sie spürte seinen Mund auf ihrem. Er war kalt und nass, aber seine Zunge öffnete ihre Lippen, und die unerwartete Wärme, das Glück, in Sicherheit zu sein und in seinen Armen zu liegen, ließ all die Leidenschaft aufbrechen, die so lange geruht hatte. Der Kuss wollte nicht enden und wurde immer intensiver, während sie sich umarmten. Der Regen fiel in Strömen auf sie nieder, der Wind toste, aber sie nahmen nichts außer sich selbst wahr.
    Er hob sie hoch und trug sie vom Weg fort unter den Schutz eines großen Baumes, ohne aufzuhören, sie zu küssen. »Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren«, murmelte er und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. »Diese letzten Monate waren eine langsame, grausame Folter. Ich kann kaum glauben, dass du aus Fleisch und Blut bist. Sag mir bitte, dass es kein Traum ist.«
    Sie richtete sich auf, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und sah ihm in die Augen. Es war zu dunkel, um ihre Farbe zu erkennen, aber sie erkannte deutlich die Leidenschaft und Liebe darin. In diesem Moment war es ihr vollkommen gleichgültig, ob er eine Frau zu Hause hatte. Sie hatte ihn zuerst gekannt, er gehörte ihr. Nichts zählte in dieser Sekunde, nicht die Kinder in Oregon oder

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