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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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keine Geheimnisse voreinander haben.«
    »Sie möchte gar nicht nach Benicia kommen«, platzte er plötzlich heraus. »Es war ihr Vater, der darauf bestanden hat.«
    Matty runzelte die Stirn. »Aber warum möchte sie nicht? Sicher ist doch jede Frau gern bei ihrem Ehemann.«
    Er ließ den Kopf hängen und wirkte plötzlich verlegen. »In Wahrheit hat Evelyn erwartet, dass ihr Vater mich sofort nach unserer Hochzeit befördert«, sagte er schnell. »Sie dachte, ich würde einen Posten in Washington bekommen, und sah sich selbst schon in einem hübschen Haus, in dem sie andere Offiziere und ihre Frauen begrüßen würde. Sie war schockiert, als ihr Vater sie zu mir nach New Mexico schickte, denn sie wollte lieber zu Hause in Virginia bleiben.« James hielt einen Moment inne und entfachte das Kaminfeuer neu. »Das Traurige ist, dass sich Evelyn nicht nur in ihrem Vater getäuscht hat, sondern auch in mir. Er ist ein Mann der alten Schule – genau wie ich – und glaubt an das wahre Soldatentum und hält nichts davon, hinter irgendeinem Schreibtisch zu sitzen. Er wusste, dass meine Talente im Drillen unerfahrener Rekruten bestehen. Außerdem glaubt er, dass sich die Frau eines Soldaten mit den Konsequenzen abfinden muss, die sein Beruf mit sich bringt.«
    »Das sollte sie auch«, erklärte Matilda entschieden.
    James lachte freudlos. »Kannst du dir vorstellen, was es bedeutet, mit jemandem verheiratet zu sein, der fest entschlossen ist, ungesehen alles zu hassen, was sich ihm bietet? Sie ist ein verwöhntes Kind, Matty, sie hat keinerlei Abenteuergeist und verspürt nicht den Wunsch, ihren Horizont zu erweitern. Ganz sicher hat sie auch nie gelernt, dass man im Leben Kompromisse machen muss.«
    James hatte jedes Wort über Evelyn äußerst bedacht gewählt, denn er war zu galant, um seine Ablehnung offen zuzugeben. Matilda vermutete, die einfache Wahrheit war, dass Evelyn geglaubt hatte, ihren Vater sowie ihren Ehemann nach der Hochzeit manipulieren zu können, damit sie exakt nach ihren Wünschen handelten. Wahre Liebe war ihr sicherlich nie in den Sinn gekommen. Wenn dies stimmte, brauchte sie selbst kein schlechtes Gewissen zu haben, Evelyns Ehemann als Liebhaber zu nehmen. Zwar würde es eine verbotene Verbindung bleiben, die sie im Geheimen ausleben mussten, aber so schmerzhaft das auch war, wäre es sicher quälender, James ganz aus ihrem Leben zu verbannen.
    »Ich kann dir nicht Lebewohl sagen«, erklärte sie und lehnte sich an seine Brust. »Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als heimliche Liebhaber zu sein. Das heißt, wenn du manchmal eine Ausrede finden kannst, mich dann und wann zu besuchen.«
    »Ich kann tausende von Entschuldigungen finden, um nach San Francisco zu kommen, solltest du mich noch wollen«, entgegnete er mit rauer Stimme, die seine Emotionen verriet. »Vielleicht könntest du sogar regelmäßige Aufstände organisieren, damit ich gute Gründe habe herzukommen.«
    Matilda kicherte. »Es wird einen Aufstand geben, wenn du nicht kommst.«
    Ein wenig später klopfte Dolores an die Tür. »Ich habe im früheren Zimmer der Comtesse das Bett für den Captain bereitet«, berichtete sie.
    Matilda dankte ihr und sagte, dass sie heute nichts mehr benötigten. James grinste, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, schwieg aber.
    »Ich glaube nicht, dass ich mich jemals wirklich daran gewöhnen werde, eine Bedienstete zu haben«, bekannte Matilda nachdenklich. »Weißt du, ich war damals sehr neugierig und wusste einfach alles über die Milsons. Den Gedanken, Dolores könnte alles über mich wissen, finde ich unangenehm.«
    »Unter diesem Gesichtspunkt habe ich es noch nie betrachtet«, meinte er lächelnd. »Aber ich war ja auch von Geburt an von Dienern umgeben. Dolores’ Getue um meine nassen Sachen war fast wie ein Heimurlaub.«
    »Sie waren sicher alle Sklaven, nicht wahr?«
    »Ja«, stimmte er zu, und sein Gesicht verdunkelte sich. »Allerdings verstand ich die Bedeutung der Sklaverei nicht, bis ich etwa elf war. Zu dieser Zeit hat mein Vater mir verboten, mit den schwarzen Kindern zu spielen. Doch bis dahin hatte ich angenommen, wir alle seien eine große Familie, ob schwarz oder weiß. Eigentlich mochte ich die Schwarzen sogar lieber, denn sie waren sehr viel freundlicher zu mir als meine eigenen Leute.« Er schwieg für einen Moment, und ein besorgter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Das ist eine weitere Wolke am Horizont«, sagte er. »Die Südstaaten müssen die Sklaverei

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